Neue Bauschuttverordnung als Kostenfalle für Häuslbauer
Hans Roth, Chef der österreichischen Entsorgerfirmen, erklärt, warum die neue Bauschuttverordnung zum Recycling-Eigentor wurde
VILLACH (kofi). Hans Roth ist 70 Jahre jung – und steht noch immer voll im Berufsleben. Nicht nur als Aufsichtsratsvorsitzender der von ihm gegründeten Saubermacher Dienstleistungs AG, sondern auch als Präsident der Österreichischen Entsorgungsbetriebe. Mit der WOCHE spricht er bei einem Villach-Besuch über Probleme und Ziele der Branche.
WOCHE: Seit 1. Jänner gibt es eine neue Baustoffverordnung. Sie sorgt dafür, dass Österreichs Häuslbauer deutlich mehr für die Bauschuttentsorgung zahlen. Teilweise haben sich die Kosten verdreifacht. Sie waren in die Entstehung der Verordnung eingebunden. War die Kostenexplosion nötig?
ROTH: Die Verordnung war gut gemeint, aber ein Beispiel dafür, dass nichts Gescheites herauskommt, wenn zu viele Menschen mitreden. Das mag demokratisch sein, ist aber sinnlos. Ergebnis: Die neue Verordnung hat so strenge Grenzwerte und so einen enormen Verwaltungsaufwand, dass viele Entsorger und Baufirmen den Abfall gleich zur Deponie führen.
Ich fasse zusammen: Es kommt den Menschen teurer und verringert die Recyclingquote, die man eigentlich verbessern wollte. Klingt suboptimal.
Ja. Von Salzburg weiß man, dass vor der Verordnung 30 Prozent des Abfalls auf der Deponie gelandet sind. Jetzt sind es 70 Prozent.
Wie wird man diese Eigentor-Verordnung wieder los?
Erfreulicherweise wurde rasch erkannt, dass man reagieren muss. Wir vom Verband der Entsorger sind zuversichtlich, dass zur Jahresmitte die Verordnung so korrigiert wird, dass die Kosten für die Häuslbauer wieder sinken und die Recyclingquote wieder passt.
Apropos Quote: Neue Statistiken zeigen, dass die Österreicher beim Recycling, also der Wiederverwertung, vorbildlich sind, viele EU-Staaten sind es aber nicht. Welchen Sinn hat unser Eifer in diesem Kontext?
Wir zeigen, was möglich ist. Das ist sehr sinnvoll. Es stimmt aber, dass die EU in Summe enormen Aufholbedarf hat. In vielen Ländern landen mehr als 80 Prozent auf der Deponie. Bis 2030 will die EU auf zehn Prozent runterkommen. Das Geld dafür ist da. Und der Nutzen ist augenscheinlich: Wenn die Quoten erfüllt werden sollten, bringt das Berechnungen zufolge europaweit rund 180.000 Jobs.
Weniger deponieren bedeutet wohl, dass mehr Abfall verbrannt werden wird. Der Fall Wietersdorfer im Görtschitztal zeigt aber, wie gefährlich das sein kann.
Die entscheidende Frage dort ist ja: Was wurde falsch gemacht? Denn dass man solche Abfälle verbrennen kann, ist bekannt. In Summe ist Verbrennen natürlich auch keine optimale Lösung, aber sie ist weit besser als das Eingraben von Müll. Erstens weiß man oft nicht so genau, was eingegraben wird. Und zweitens sind da Rohstoffe dabei, die man brauchen kann.
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