Atempause im Flüchtlingsprotest
Nach dem Abzug aus der Votivkirche überlegen die Flüchtlinge im Servitenkloster ihre nächsten Schritte.
In der ersten Frühlingssonne spielen einige Männer im Hof des Servitenklosters mit einem Tennisball, andere unterhalten sich, einer kehrt zusammen: Seit die Flüchtlinge, die 76 Tage lang die Votivkirche besetzt hatten, am 2. März in das Servitenkloster im 9. Bezirk umgezogen sind, ist die Stimmung unter ihnen entspannter. Zwar schlafen die meisten der 63 Männer vorerst noch gemeinsam in einem Kellerraum, aber im Gegensatz zur eiskalten Votivkirche wirkt dieser freundlich.
Keine inhaltliche Überprüfung
Doch die friedliche Fassade trügt, das Schicksal der Flüchtlinge bleibt nach wie vor ungewiss. Mit dem Umzug haben sie zugestimmt, mit den Behörden zu kooperieren, erzählt einer ihrer Vertreter, Mir Jahangir. Sie erhoffen sich dadurch bessere Chancen in ihren Verfahren. Zu einer inhaltlichen Überprüfung bereits abgeschlossener Fälle wird es jedoch nicht kommen, erklärt der Sprecher des Innenministeriums Karl-Heinz Grundböck: „Das fällt nicht in unsere Zuständigkeit.“ Das Ministerium biete lediglich individuelle Information und Beratung an. Mir kündigt an, dass der Protest vermutlich weitergehen wird: „Wir wollen hier nicht ewig bleiben. Wenn wir in zwei bis drei Monaten keine Ergebnisse sehen, werden wir unsere Anliegen wieder woandershin tragen.“
Renovierung hat begonnen
Bis zum Sommer zumindest sind den Flüchtlingen die Klosterräumlichkeiten, die von der Pfarre Rossau verwaltet werden, sicher. Die Zusammenarbeit läuft gut, erzählt Caritas-Sprecher Klaus Schwertner: „Schon vor einigen Wochen ist der Pfarrer der Gemeinde in die Votivkirche gekommen, um die Flüchtlinge zu sich einzuladen. Zwischen Flüchtlingen, Caritas und Pfarre laufen nun Gespräche über Hausordnung und Zusammenleben.“ Auch die Renovierungsarbeiten in den Obergeschoßen, in die die Flüchtlinge später übersiedeln sollen, haben bereits begonnen. Wie lange sie dauern werden, ist aber noch ungewiss, die Räume sind teilweise in schlechtem Zustand. Die Flüchtlinge wollen mit anpacken und etwa beim Ausmalen helfen.
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