Mehr als ein Licht
Kerzen aus der Wiener Kerzenmanufaktur am Fleischmarkt
Andriy und Oksana Sydor betreiben seit Kurzem am Fleischmarkt 9 ihre Wiener Kerzenmanufaktur.
WIEN/INNERE STADT. Im Bürgerhaus zur Mariahilf, am Fleischmarkt 9, haben Andriy und Oksana Sydor heuer ihre Wiener Kerzenmanufaktur eröffnet. In dem restaurierten Gewölbe im Erdgeschoß des alten Gebäudes duftet es seither herrlich nach Bienenwachs. Die Kerzen sind ein echter Blickfang.
Das Ehepaar Sydor stammt aus Lwiw in der Ukraine, wo es seit zehn Jahren eine erfolgreiche Kerzenmanufaktur betreibt. "Im März ist meine Frau mit unseren drei kleinen Kindern wegen der ständigen Gefahr durch den Krieg nach Wien geflohen", erzählt Andriy. "Ich bin einen Monat später nachgekommen, weil ich aufgrund eines gebrochenen Beins nicht gleich mitkommen konnte." Österreich hatten die beiden bereits von früheren Besuchen gekannt.
Traum von einer Manufaktur
"Wir haben hier Freunde und Verwandte und irgendwie hatten wir schon länger den Traum, einmal eine eigene Kerzenmanufaktur in Wien zu eröffnen." Dass schließlich der Krieg in der Ukraine daran schuld sein sollte, dass dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde, damit hatte niemand gerechnet. "Bis zuletzt haben wir nicht daran geglaubt, dass es Krieg geben würde", sagt Oksana Sydor. "Bei unserer Ankunft in Wien waren wir zunächst wie paralysiert. Aber dann haben wir mit der Hilfe von Freunden eine Wohnung im 13. Bezirk gefunden und beschlossen: Wir eröffnen hier unsere Manufaktur."
Eigentlich kommen die beiden aus dem Event- und Tourismusmanagement. "Das Kerzenmachen war für mich lange Zeit nur ein Hobby, bis ich eine Masterclass in Holland absolviert habe. Danach ist es zu unserem Herzensprojekt und schließlich zu unserer Lemberger Kerzenmanufaktur, einem echten Familienunternehmen, geworden", erzählt Andriy Sydor.
Ziel ist es, Kerzen in Wien zu produzieren
Derzeit kommen die wunderschönen Kerzen aus Bienenwachs, Paraffin und veganem Wachs, etwa aus Soja, noch aus Lwiw. "Ich war gerade dort, um eine Lieferung abzuholen, aber das wird immer schwieriger, auch die Produktion selbst. Ständig gibt es Stromausfälle und Bombenalarm", erzählt Andriy Sydor. Doch das allein ist nicht der Grund dafür, warum schon bald auch im Wiener Geschäft produziert werden soll.
"Wir wollen hier bald auch Workshops anbieten, in denen man lernt, selbst Weihnachtskerzen herzustellen." Dann wird auch die Homepage www.wienerkerzen.at voll in Betrieb sein, auf der eine Anmeldung möglich sein wird. "Wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern, die ihre Ideen einbringen sollen. Denn Kerzen sind für uns mehr als nur ein Licht: Sie spiegeln die Aufrichtigkeit, mit der sie hergestellt wurden, wider, schenken Wärme, Freude und Glück."
Ob sie nach dem Krieg in die Ukraine zurückkehren werden? "Sicher. Aber Wien und unsere Wiener Manufaktur, die so lange nur ein Traum war, werden unsere zweite Heimat bleiben." Noch bis einschließlich 23. Dezember werden die Kerzen auch auf dem Altwiener Christkindlmarkt auf der Freyung verkauft.
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