Heinz-Heger-Park
Neustart für Bücherschrank und Denkmal
Im Zuge des Umbaus endet am Zimmermanplatz auch die Ära des Bücherschranks und des Denkmals zur Erinnerung an die homosexuellen NS-Opfer. Ein Ersatz soll jedoch kommen, verspricht Bezirkschefin Saya Ahmad (SPÖ).
ALSERGRUND. Es ist einer der ersten schönen Frühlingstage, und die Sonne scheint auf die Baustelle am Zimermannplatz. In kurzen Abständen kommen Menschen und bringen Bücher zum offenen Bücherschrank, sehen sich die Titel an, die dort aktuell stehen, nehmen ein Buch oder auch nicht, und verabschieden sich wieder.
"Es ist der bestgehende Bücherschrank der Stadt", sagt Hubert Schatzl. Er führt das auf seinen zentralen Standort zurück, aber auch auf die gute Betreuung, die er dem Schrank seit acht Jahren angedeihen lässt. Bis zu dreimal täglich kommt der in der Nähe wohnende pensionierte Journalist hierher, entfernt Unbrauchbares wie Papierreste aus den Schränken, stempelt die Bücher ab und ergänzt in schwachen Zeiten den Bestand aus seinem Lager. "Es macht mir unglaublichen Spaß", sagt er über seine ehrenamtliche Tätigkeit – neue Kontakte und interessante Gespräche würden sich dabei fast täglich ergeben.
Dass die Bücherschränke schon ein wenig in die Jahre gekommen sind, bestätigen sowohl Schatzl selbst als auch der Künstler, der die Schränke 2011 entworfen und aufgestellt hat, Frank Gassner. Auch der Bezirk sieht das so, weshalb sie im Zuge der laufenden Renovierungsarbeiten ersetzt werden sollen. Frank Gassner wird sich am neuen Projekt voraussichtlich nicht mehr beteiligen. "Ich habe den ersten Schrank völlig aus eigener Tasche bezahlt", so Gassner. Auch die laufenden Kosten habe er tragen müssen, und so sehe er die neuerliche Finanzierung nicht sichergestellt. Gassner, der "Pionier der Bücherschränke" war der erste, der die Idee der zur Entnahme freigegebenen Bücher nach Wien brachte. Mittlerweile gibt es Dutzende solcher Schränke in Wien. Der Künstler ist sich aber sicher, dass es auch ohne ihn eine "solide Lösung" für einen neuen Schrank geben werde.
Neuer Bücherschrank kommt
Laut Bezirkschefin Saya Ahamd (SPÖ) steht "außer Frage, dass es wieder einen Bücherschrank und ein Denkmal geben wird." Denn der Bücherschrank ist nicht nur Bücherschrank, er erinnert auch an die Verfolgung von Schwulen und Lesben während der NS-Zeit.
Dass dieses Denkmal am Zimmermannplatz steht, ist kein Zufall. Die Schicksale der während des NS-Terrors verfolgten Schwulen und Lesben wurden lange nicht wahrgenommen. Erst in den 1970ern wurde mit der Aufarbeitung begonnen. Einen wesentlichen Anteil daran, die Geschichten öffentlich zu machen, hatten Josef Kohout und Heinz Neumann. Josef Kohout lebte am Zimmermannplatz und wurde 1939 wegen homosexueller Handlungen verurteilt und vom Gefängnis ins Konzentrationslager überstellt, erst am 22. April 1945 konnte er fliehen.
Auf seinen Schilderungen basiert der Roman "Die Männer mit dem rosa Winkel", das 1972 veröffentlicht wurde. Geschrieben hat es Hans Neumann, der unter dem Pseudonym Heinz Heger arbeitete. 2010 wurde der Park am Zimmermannplatz zum Heinz-Heger-Park, 2011 folgte das Denkmal, das mit dem Motiv des rosa Winkels an Josef Kohout und sein Schicksal erinnert. Ein rosa Winkel an der Häftlingskleidung war das Erkennungsmerkmal jener KZ-Gefangenen, die aufgrund ihrer Homosexualität verurteilt wurden. Fix ist, dass dieses Symbol auch im neuen Ensemble eine Rolle spielen soll.
Regendach und rosa Winkel
Hubert Schatzl hat im öffentlichen Planungsprozess schon deponiert, was er sich für den neuen Schrank wünscht: "Es muss genügend Sitzmöglichkeiten geben, denn viele Menschen wollen ein wenig in den Büchern schmökern, bevor sie sich entscheiden." Auch eine Überdachung sei sinnvoll, damit die Bücher auch bei Regen eingestellt werden können, ohne nass zu werden. Schatzl fände es außerdem schön, wenn der rosa Winkel sich am Boden, durch anders gefärbten Belag, wiederfinden würde. Die genauen Kriterien der Ausschreibung werden gerade von der Kulturkommission erarbeitet.
Umbau des Parks bis April
Bis voraussichtlich April wird am Zimmermannplatz noch am Umbau des Heinz-Heger-Parks gearbeitet: Es wird die Seitenfahrbahn aufgelassen, der Boden (teilweise) entsiegelt, neue Wiesenflächen und neue Sitzmöglichkeiten geschaffen und zusätzliche Bäume gepflanzt.
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