Weben bis Malen
Zu Besuch im Brigittenauer Atelier von Lisette Rosenthal
In der Rauscherstraße schafft Lisette Rosenthal verschiedenste Kunstwerke. Textile Handwerkskunst trifft dabei auf Malerei.
WIEN/BRIGITTENAU. Skulpturen und Textilien, Zeichnungen, Malereien und Webstühle: In Lisette Rosenthals Atelier gibt es in jeder Ecke Entdeckungen zu machen. Die Räumlichkeiten in dem Altbau-Wohnhaus in der Rauscherstraße sind nicht der einzige Arbeitsort der Brigittenauerin, die in stets in mehreren Bereichen tätig ist. Und genau diese Schaffensvielfalt prägt auch die spannungsreiche künstlerische Arbeit Rosenthals, wie sich bei einem Besuch bemerkbar macht.
Seit 20 Jahren hat Rosenthal das Atelier angemietet, für sie ist es auch ein Rückzugsort: "Ich arbeite Teilzeit in einer sozialen Einrichtung im teilbetreuten Wohnen. Meistens bin ich damit beschäftigt, den Spagat zwischen Familie, Haushalt, sozialer und künstlerischer Arbeit zu meistern. Wenn ich in das Atelier komme, ist es eine Herausforderung zuerst einmal richtig anzukommen und dann wieder dort anzuknüpfen, wo ich zuletzt aufgehört habe."
Kreativität als roter Faden
So ganz getrennt voneinander sind Rosenthals Talente und Arbeitsbereiche nicht, gerade im Web-Handwerk überschneiden sie sich gerne. Die Brigittenauerin ist nämlich auch ausgebildete Handweberin und hat dieses Können auch schon im sozialtherapeutischen Bereich, in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen, eingesetzt. Zur Zeit benützt Rosenthal ihre Webstühle allein für ihre künstlerische Arbeit, doch sie hat auch schon Workshops veranstaltet oder Gebrauchsstoffe und kleine Teppiche gewebt.
Gerade hat sich die Künstlerin einen großen, sogenannten Hochwebstuhl zugelegt. "Die meiste Arbeit beim Weben ist es eigentlich, den Webstuhl richtig einzurichten, also die Vorarbeit", erklärt sie. "Erst in den letzten Jahren habe ich mich wieder mehr dem Weben gewidmet, derzeit webe ich frei und experimentiere viel". Zu sehen ist das auch an dreidimensionalen Objekten aus der Serie "TextilFragil", bei denen sich Gewebtes mit anderen Materialien wie Papier und Plastik verbindet.
Traumhafter Kosmos
Rosenthal führt in einen Raum ins obere Geschoss, der als Lager dient. Viele großformatige Malereien warten dort darauf wieder- oder neu entdeckt zu werden. Hier zeigt sich der eigene Stil der Künstlerin, die mit ihren Bildern in einen rätsel- und traumhaften Kosmos entführt. Manchmal sind die Werke hell, manchmal sind sie mit starken, dunklen Farben gemalt. Menschliche Gestalten tauchen in surrealen Landschaften auf, sie zeigen dem Betrachter nicht selten ihr sonderbares Gesicht.
Fotografien oder Bilder in Büchern oder Zeitschriften sind manchmal Anregungen für Rosenthals Malereien. Ein Bild weckt besonders die Neugierde des Betrachters: In dem Werk "vorwärts und vergessen" hat sie sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt. Ein Familienfoto aus der Nachkriegszeit hat die Künstlerin dazu inspiriert. "Was machen die hier eigentlich?", habe sie sich gefragt, als sie das Foto entdeckt hat, in dem ihre Familienmitglieder über eine Wiese laufen.
Bei all den Tätigkeitsbereichen Rosenthals ist sie froh, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt: "Seit den 90er Jahren ist der Kunst der rote Faden in meiner Arbeit", sagt sie. Die nächste Ausstellung wird wahrscheinlich in Niederösterreich stattfinden. Wann genau, ist derzeit noch nicht bekannt. Mehr Infos über die Künstlerin gibt es unter www.lisette-rosenthal.at
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