Höhere Schulen in der Brigittenau – Ein dramatischer Weckruf!
Die Brigittenau ist von der Bevölkerungsstruktur und Größe vergleichbar mit Ottakring (16. Bezirk) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk). In diesen Bezirken besuchen rund 1.670 bzw. 4.909 Schüler_innen eine allgemeinbildende höhere Schule. In Brigittenau sind es 999 (Zahlen aus dem Jahr 2014/15).
Im letzten Beitrag zur Schulsituation in der Brigittenau haben wir bereits einen ersten Überblick gegeben und gezeigt, wo es grundlegende Herausforderungen im Schulsystem Wiens gibt. Diesmal widmen wir uns schwerpunktmäßig der kritischen Situation bei den höheren Schulen in Brigittenau – eine Situation, die dringenden und massiven Handlungsbedarf aufweist.
Weniger ist nicht immer mehr!
In Wien besuchen rund 227.000 Schülerinnen und Schüler eine von 696 Schulen (Volksschulen inbegriffen). 48,3 Prozent, also knapp die Hälfte, der Kinder in der fünften Schulstufe besucht eine AHS, zumindest im Wien-Durchschnitt.
Die Brigittenau ist von der Bevölkerungsstruktur und Größe vergleichbar mit Ottakring (16. Bezirk) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk). In diesen Bezirken besuchen rund 1.670 bzw. 4.909 Schüler_innen eine allgemeinbildende höhere Schule. In Brigittenau sind es 999 (Zahlen aus dem Jahr 2014/15). In Ottakring gibt es zwei, in Rudolfsheim-Fünfhaus sechs private oder öffentliche Gymnasien.Im 20. Bezirk hingegen kommt auf rund 85.000 Einwohner_innen genau eine (1!) allgemeinbildende höhere Einrichtung, nämlich das Brigittenauer-Gymnasium in der Karajangasse/Ungargasse. Dieses bietet für rund 1.000 Kinder Ausbildungsplätze von der 5. Schulstufe bis zur Matura. 40 verschiedene Nationalitäten sind in den hellen und freundlichen Räumlichkeiten vertreten und der Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Erstsprache beträgt – geschätzt – 90 Prozent.
„Es gibt doch noch das TGM!“ werden viele Ortsansässige nun ins Treffen führen. Richtig, doch ist das TGM nur für Jugendliche ab der 9. Schulstufe relevant und somit keine Alternative zu einer gymnasialen Unterstufe! Der Anteil der Kinder am TGM, die aus dem Bezirk kommen, ist nur sehr gering. Der Großteil stammt aus anderen Bezirken und zum Teil sogar aus Niederösterreich und dem Burgenland. Damit ist dieser Schulstandort nur in einem sehr geringen Anteil für die Ausbildung der Kinder aus der Brigittenau relevant.
Versäumte Chancen und nicht erfüllte Vorgaben in der Bildungspolitik
Kann man da nichts tun? Anders gefragt, warum tut man da nichts? Eine berechtigte, aber nicht einfach zu beantwortende Frage.
Im Jahr 2009 gab es ein fix und fertig geplantes Projekt für eine Handelsakademie am Höchstädtplatz. Aus bislang nicht nachvollziehbaren Gründen wurde dieses Projekt in der Endphase eingestellt. Dort steht nun der Zubau des FH-Technikums Wien, eine Ausbildungsstätte für junge Menschen nach der Matura, und somit wiederum nichts für Schulkinder zwischen 14 und 19 Jahren.
Ein weiteres (unrühmliches) Beispiel der Brigittenauer Bildungspolitik: Am 2. März 2016 wurde am Allerheiligenplatz ein Architekten-Wettbewerb präsentiert, wo auf 5.200 Quadratmeter Fläche, in zwei Gebäuden knapp 400 Wohnungen entstehen werden. Obwohl seitens des Bezirks in den Anforderungen eine höhere Schule verankert war, ist diese in den bestehenden Plänen wiederum nicht umgesetzt worden! Warum? Wir wissen es nicht.
Die schon bekannte Unterversorgung mit höheren Schulen in der Brigittenau wird durch diese Entscheidungen und der weiterhin steigernden Einwohnerzahlen noch deutlich verstärkt. Somit finden noch mehr Kinder der Bewohner_innen keine adäquaten Ausbildungsmöglichkeiten. Ist das der Weg für eine erfolgreiche Zukunftsstadt? Die Antwort erübrigt sich.
Da nutzt auch der beste Bildungswille nichts. So schaut’s aus.
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