Gebürtiger Wiener
Nobelpreisträger Martin Karplus mit 94 Jahren verstorben

Der Chemienobelpreisträger Martin Karplus verstarb am 28. Dezember im Alter von 94 Jahren. (Archiv) | Foto:  HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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  • Der Chemienobelpreisträger Martin Karplus verstarb am 28. Dezember im Alter von 94 Jahren. (Archiv)
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Der Chemienobelpreisträger Martin Karplus ist tot. Karplus und seine Familie wuchs in Grinzing auf, musste nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 jedoch in die Vereinigten Staaten emigrieren. Dort verstarb er, wie jetzt bekannt wurde, bereits kurz vor dem Jahreswechsel.

WIEN/DÖBLING/CAMBRIDGE. Ein großes, internationales Gesicht der Wissenschaft ist nicht mehr. Wie die "APA" am Dienstag berichtet, verstarb Martin Karplus am 28. Dezember im Alter von 94 Jahren in Cambridge. Der Chemienobelpreisträger sei "friedlich in seinem Haus" eingeschlafen, heißt es unter Bezug auf einen Nachruf seiner Familie.

Karplus war gebürtiger Wiener. Er wurde laut "Wien Wiki" im März 1930 als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Zusammen mit seinem Bruder Robert Karplus (1927 bis 1990), der später Physiker und Physik-Pädagoge sein sollte, wuchs er in Grinzing auf.

Karplus (l.) und der damalige Bundespräsident Heinz Fischer im Jahr 2015. Damals erhielt der Chemienobelpreisträger das österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. (Archiv) | Foto:  HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Karplus besuchte noch zwei Klassen der Volksschule in der Pyrkergasse. Wenige Tage nach  der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte er zusammen mit seiner Familie jedoch nach Amerika. Dort begann Karplus, der aus einer Familie vieler Mediziner stammt, im Herbst 1947 mit einem Studium an der Harvard University Chemie und Physik.

2013 folgt Nobelpreis

An der Harvard University sollte der spätere Professor auch Zeit seines Lebens im Bereich der Chemie forschen und unterrichten. 2013 dann der große Durchbruch für ihn und seine Kollegen Michael Levitt und Arieh Würstel. Gemeinsam erhielten sie den Chemie-Nobelpreis für bahnbrechende Arbeiten zur Entwicklung universeller Computermodelle für die Voraussage chemischer Prozesse.

Karplus bei einer Fotoausstellung an der Uni Wien im Jahr 2015. (Archiv)  | Foto:  Karl Schöndorfer / picturedesk.com
  • Karplus bei einer Fotoausstellung an der Uni Wien im Jahr 2015. (Archiv)
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Die Annäherungsversuche der Republik Österreich und seiner Repräsentanten nach der Zuerkennung des Nobelpreises hatte Karplus laut "APA" stets als "ein wenig spät" empfunden. Dennoch sah er Österreichs Einladungen und Ehrungen "gut für die Versöhnung".

Karplus war nicht nur als Wissenschafter erfolgreich. Zu seinen Leidenschaften zählten auch Fotografie und Kochen. Seine Fotos wurden weltweit in Ausstellungen gezeigt und er kochte in Drei-Sterne-Michelin-Restaurants in Frankreich und Spanien.

Seit 2015 Ehrenbürger Wiens

Ganz dürfte Karplus seine alte Heimat jedoch dann auch nicht vergessen haben. So nahm er auch die Ehrenwürden der Stadt dankbar an. Der damalige Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) verlieh ihm im Jahr 2015 die Ehrenbürger-Urkunde.

Auch Häupls Nachfolger, der heutige Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), würdigt das Schaffen des verstorbenen Chemienobelpreisträger: "Mit Martin Karplus verliert die Welt einen herausragenden Wissenschaftler und Wien einen seiner bedeutendsten Söhne", erklärt dieser in einer Aussendung. Karpulus sei einer "der letzten Zeugen jener Generation, die durch die Verbrechen des Nationalsozialismus aus Wien vertrieben wurde. Er blieb seiner Geburtsstadt dennoch verbunden. Seine Rückkehr als weltweit anerkannter Forscher und die Verleihung der Ehrenbürgerschaft Wiens symbolisieren Versöhnung und seine besondere Bedeutung für die Stadt. Mit seinem Tod verliert Wien nicht nur einen Ehrenbürger, sondern auch ein lebendiges Bindeglied zur eigenen Geschichte."

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Karplus bei einer Fotoausstellung an der Uni Wien im Jahr 2015. (Archiv)  | Foto:  Karl Schöndorfer / picturedesk.com
Karplus (l.) und der damalige Bundespräsident Heinz Fischer im Jahr 2015. Damals erhielt der Chemienobelpreisträger das österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. (Archiv) | Foto:  HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

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