Abschiedsinterview
Bezirksvorsteher Adi Tiller: "Nein, ich verspüre keine Wehmut"
40 Jahre Bezirksvorsteher: Die beispielhafte Karriere des Adi Tiller (79) geht am 31. Oktober zu Ende. Die bz bat den Döblinger "Bezirkskaiser" zum ausführlichen Abschiedsinterview.
Wie waren Ihre letzten Arbeitstage? Besonders stressig?
ADI TILLER: Ja, es gibt mehr zu tun als sonst. Viele Döblinger kommen vorbei und wollen sich verabschieden. Die anderen bringen noch schnell ihre Anliegen vor, damit ich sie noch umsetzen kann.
Wie sehr „wurmt“ Sie die verlorene Parkpickerl-Abstimmung?
Es stimmt, dass ich gegen die Einführung des Parkpickerls war. In einer Bürgerbefragung haben sich 51,6 Prozent der Döblinger dagegen entschieden. Dieser Meinung musste ich natürlich Rechnung tragen. Durch die neuerliche Abstimmung zugunsten einer ganztägigen Lösung, sehe ich mich nicht als Verlierer. Es war eine demokratische Entscheidung, die ich akzeptieren muss.
Welches Projekt hätten Sie noch gerne umgesetzt?
Ich wollte immer haben, dass die letzte Entscheidung in Sachen Baugenehmigungen nicht beim zuständigen Stadtrat, sondern beim Bezirk liegt. So wie in Klosterneuburg oder in Purkersdorf. Dort hat auch der Bürgermeister das Sagen. Jetzt sind wir nur eingebunden, aber das letzte Wort hat der Stadtrat. Dann würde es einige Bausünden in Döbling nicht geben.
Verspüren Sie in letzter Zeit auch Wehmut?
Nein, ich verspüre keine Wehmut. Es gibt eine lange Liste, wo ich in den vergangenen 40 Jahren Erfolge für den Bezirk erreichen konnte. Und ich freue mich, dass sich mein Nachfolger Daniel Resch so ins Zeug legt und bei den Leuten sehr gut ankommt. Bis 2020 muss er so weit sein, dass er die Wahl gewinnen kann.
Wie oft darf Sie Ihr Nachfolger Daniel Resch anrufen?
Er darf immer bei mir anrufen, so oft er will.
Was war das beste Abschiedsgeschenk, das Sie erhalten haben?
Die größte Freude haben mir die ÖVP-Bezirksräte gemacht, indem sie mir einen Laptop geschenkt haben. Einzige Bedingung: Ich muss mit ihnen in Kontakt bleiben. Damit kann ich mir aber auch die Fotos meiner Enkel ansehen, die mir meine Familie dann mailen wird. Ich muss mich aber erst genau mit der Technik vertraut machen.
Was machen Sie am 2. November?
Bundeskanzler Sebastian Kurz hat mir einen tollen Geschenkskorb mit vielen Utensilien für meinen Garten geschenkt. Er meinte, jetzt kann ich endlich meiner Frau die Arbeit abnehmen. Dieses Projekt werde ich ab 2. November in Angriff nehmen.
Sie wollen in der Pension mehr reisen? Gibt’s schon Pläne?
Ja, es gibt schon einige Ideen. Aber keine weiten Reisen, denn ich war schon sechsmal in Japan. Ich werde samt meiner Familie nach Krumpendorf an den Wörthersee oder zum Schiuraub in die Innerkrems fahren.
Wird man Sie auch in Zukunft oft bei Veranstaltungen in Döbling antreffen?
Für November und Dezember stehen bereits viele Termine in meinem Kalender. Aber ich gehe absolut privat hin. Sicher nicht um nachzusehen, was mein Nachfolger Daniel Resch so macht.
Zur Person:
Adi Tiller (79) ist der längstdienendste Politiker Österreichs. Er wurde am 8. Oktober 1978 erstmals zum Döblinger Bezirksvorsteher gewählt. Mit 31. Oktober tritt der ÖVP-Politiker in den Ruhestand.
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