Raserei in Döbling und anderen Bezirken
Das passiert gegen die Roadrunner
Die Roadrunner am Kahlenberg sind ein großes Problem in Döbling, fast jedes Wochenende gibt es hier schwerwiegende Verkehrsübertretungen. Polizei und Politik versuchen nun verstärkt dagegen vorzugehen.
WIEN/DÖBLING. Es war eine wilde Nacht kürzlich am Kahlenberg – wieder einmal. Rund 300 Fahrzeuge sammelten sich am 9. April auf einem Parkplatz, es wurde gedriftet und gerast, Motoren heulten auf und störten die nächtliche Ruhe.
Die Autolenker und Autolenkerinnen waren Teil der "Roadrunner"-Szene. Das sind Fahrerinnen und Fahrer, die massive Geschwindigkeitsübertretungen begehen und sich etwa oft Wettrennen liefern. Laut Erfahrungen der Landesverkehrsabteilung Wien gehörten der Szene in Wien zirka 500 bis 800 Personen an, die man dazurechnen kann.
Die Roadrunner organisieren sich dabei vor allem in den sozialen Medien und Messenger-Diensten wie Whatsapp, wo sie spontan ihre Treffpunkte organisieren und verabreden. Doch am 9. April war die Polizei vorbereitet: Im Rahmen einer Schwerpunktaktion mit Landesfahrzeugprüfstelle der MA 46 führte sie Kontrollen durch.
Mehrere hundert Anzeigen in einer Nacht
Die Bilanz nur einer Nacht in einigen Zahlen: 446 Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen, 84 wegen diverser Verkehrsverstöße, zwölf aufgrund von Lärmmessungen, sechs wegen fehlender Führerscheine und vier wegen Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.
Der Kahlenberg ist dabei als Treffpunkt bekannt, auch der Wiener Polizei. "Hier kommen wahrscheinlich die Abgeschiedenheit, die Parkplätze für Treffen, die kurvenreichen Strecken usw. zum Tragen", so ein Polizeisprecher gegenüber der BezirksZeitung. Mittels Schwerpunktkontrollen wie am 9. April versucht man, dem Problem Herr zu werden. "Des Weiteren werden die Sozialen Medien genau beobachtet", so die Polizei.
Betonwände am Kahlenberg
Doch natürlich ist auch die Politik gefordert, und in Döbling ist ihr das Problem bewusst. „Fast jedes Wochenende belagern bis zu 400 Tuning-Fans den Kahlenberg", geben Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) sowie der Wiener Nationalratsabgeordnete Andreas Ottenschläger (ÖVP) zu Protokoll.
Nun wurden sie auf beiden Ebenen aktiv. Als Bezirk sind die Handlungsspielräume zwar begrenzt, trotzdem habe man laut Resch gezielte Maßnahmen gesetzt und am Kahlenberg etwa Betonwände auf Freiflächen aufgestellt, wo sich die Roadrunner versammeln. So können sie nicht frei herumrasen.
Rasenden "Millionären" das Auto nehmen
Auf nationaler Ebene wirkt Ottenschläger an Gesetzen mit, die den Rasern und Raserinnen das Leben schwerer machen. Aktuell sei hier ein Gesetztes-Teilpaket in Arbeit, dass die Beschlagnahmung von Fahrzeugen ermöglichen könnte. "Der Millionär, der mit 250 km/h über den Wiener Außenring rast, wo 80 km/h gelten, sollte sein 'Spielzeug' abgeben müssen", so Ottenschläger. Das Gesetz solle "bald begutachtungsreif" sein.
Unzufrieden sind die beiden nur mit den Maßnahmen der Stadt Wien: Sie sei säumig und würde gegen das Thema nicht entschlossen genug vorgehen. Im Büro von Wiens Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) sieht man dies natürlich anders. Hier verweist auf einen "Schulterschluss gegen Straßenrowdys", den Wien zusammen mit den Verkehrslandesräten Stefan Schnöll (ÖVP/Salzburg) und Sebastian Schuschnig (SPÖ/Kärnten) geschlossen habe.
Mehr Kontrollen und ein "Schulterschluss"
„Wir kennen die Problematik von illegalen Straßenrennen und Roadrunnern auch in Wien und haben die Kontrollen in Zusammenarbeit mit der Polizei in der letzten Zeit enorm ausgeweitet", so Sima bei einer Pressekonferenz dazu.
Gemeinsam mit Kärnten und Salzburg fordert Wien so einerseits gesetzliche Verschärfungen – laut ihrem Büro begrüßt man so folgerichtig die Gesetzes-Initiative, laut der Autos von "Extrem-Rasern" künftig beschlagnahmt werden könnten.
Eine bundesländerübergreifende "Task-Force Raser"
Zusätzlich haben die Bundesländer etwa eine gemeinsame „Task-Force Raser“ eingerichtet. Dabei soll Wissen ausgetauscht werden, um neue Entwicklungen in der Szene schnell zu erkennen und so rascher dagegen vorgehen zu können. „Eine enge Verzahnung unserer Experten und Expertinnen wird dazu beitragen, dass wir den Straßenrowdys möglichst immer einen Schritt voraus sein werden“, so Sima.
Sowohl Polizei wie Politik scheint es also ernst damit zu meinen, dem Roadrunner-Problem zu begegnen. Ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen und es am Kahlenberg und an anderen Wiener Hotspots dann tatsächlich ruhiger wird, bleibt nun abzuwarten.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.