Döblinger Baum
Langsamer Tod durch Streusalz für Sommerlinde befürchtet
Die Initiative Zukunft Stadtbaum fühlt sich alarmiert. Laut ihren Beobachtungen würde eine Sommerlinde in der Gatterburggasse durch Salzstreuungen "vergiftet" werden. Noch dazu steht dort der Salztstreubehälter direkt vor der Linde, wer beim Umfüllen patzt, gibt ganze Salzladungen an den Baum ab. Die MA 48 meldete sich zu Wort.
WIEN/DÖBLING. Eine Sommerlinde in der Gatterburggasse dürfte ganz ihrem Namen gerecht die schöne Jahreszeit lieben. Sobald es in Wien aber winterlich wird, geht es ihr laut der Initiative Zukunft Stadtbaum an den Kragen. Das Wetter in den vergangenen Tagen war zwar recht warm, von Salzstreuungen gegen Eis keine Spur. Doch man beobachte den Vorgang schon länger, erklärt Klaus Wechselberger von der Initiative per Aussendung.
"Die Sommerlinde an der Kreuzung Gatterburg-/Kreindlgasse wird jährlichen Salzattacken ausgeliefert. Regelmäßige Baumbesuche werden damit zur Sterbebegleitung dieses stattlichen Laubbaumes. Hitze-, Trockenheit, städtische Wasserverweigerung bei Erfordernis und schlampiger Baumschnitt geben den Rest", zeigt sich Wechselberger alarmiert.
Salzkübel vor Baum
Fotos, die Wechselberger der BezirksZeitung übermittelt hat, zeigen nicht nur vermeintliche Schäden am Baum. Auf einem ist auch zu sehen, dass der Salzstreubehälter zur Lagerung des Gemisches direkt vor dem Baum steht. Wer hier patzt, der liefert dem Baum auch größere Mengen Salz aus. Kein Einzelfall laut Wechselberger, solche Vorgänge seien öfter in Wien zu beobachten.
"Zehn Meter im Bereich von Bäumen darf nach der veralteten Winterdienstverordung von 2003 kein salzhaltiges Auftaumittel gestreut werden. Praxisbeispiele quer durch Wien zeigen das Gegenteil! Mechanisches Schneeräumen, Kehreinsatz und anschließendes Streuen von Grobkies (Granit, Lavastein) oder Sand ist jedem Einsatz chemischer Produkte im Einzugsbereich von Bäumen zu bevorzugen. Alles packt die Natur nicht, was praktisch aussieht und Menschen ihr zumuten", so Wechselberger."
MA 48 prüft Kübelstandort
Die BezirksZeitung hat bei der MA 48 - Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark nachgefragt, was es mit dem Salz dort auf sich hat. "Der Fußgängerübergang im Zuge der Kreindlgasse wird von der MA 48 betreut. Zwischen den Bäumen, also entlang der Gatterburggasse, wird kein Winterdienst durchgeführt", erklärt der städtische Dienst.
Auch die MA 48 bezieht sich auf das Gesetz: "Ein Salzstreuverbot gilt in unmittelbaren und direkten Umfeld von unversiegelten Flächen. Laut § 4 Winterdienstverordnung gilt dies nicht, wenn eine bauliche Maßnahme dies verhindert: ,Dieses Verbot gilt nicht, wenn durch bauliche Maßnahmen sichergestellt ist, dass weder durch Versickern noch durch Aufwirbelung ein Eintrag des Auftaumittels in unversiegelte Bodenflächen erfolgen kann.'" Will heißen: Wenn etwa Wände oder andere Dinge zwischen Baumfläche und Straße eine Abtrennung schaffen, dann darf Salz gestreut werden – sonst nicht. "Sofern möglich werden Bäume durch bauliche Maßnahmen geschützt, anderenfalls greift das Salzstreuverbot."
Jedenfalls möchte man sich den Fall genauer ansehen, versichert man: "Die Positionierung der Streumittellagerbox in diesem Bereich werden wir prüfen. Die MA 48 ist prinzipiell sehr stark dahinter, den Streumittelverbrauch so gering wie möglich zu halten. Mittels neuster Streutechnologie und regelmäßigen Schulungen wird so wenig Streumittel wie möglich eingesetzt, um die Verkehrssicherheit zu erhalten."
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