Seestadt
Open-Air Ausstellung "Frauen Bauen Stadt"
Die Seestadt ist definitiv weiblich. Wer schon einmal in diesem Teil der Donaustadt war, weiß wovon die Rede ist. Straßen, Plätze und Parks werden fast ausschließlich Frauen gewidmet. Wie wichtig diese Anerkennung ist, wissen auch Katja Schechtner und Wojciech Czaja. Zusammen bilden sie das Kuratorenteam rund um die aktuelle Open-Air-Ausstellung „Frauen Bauen Stadt“.
WIEN/DONAUSTADT. Schechtner und Czaja holen insgesamt 18 Architektinnen, Stadtplanerinnen, Städtebauerinnen, Landschaftsarchitektinnen und Künstlerinnen aus der ganzen Welt vor den Vorhang. Präsentiert wird das Ganze auf dem Wangari-Maathai-Platz, der nach der kenianischen Professorin, Wissenschaftlerin und Politikerin benannt ist.
In Kooperation mit der Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 Aspern Development AG und der IBA_Wien 2022 wurde die Ausstellung im Freien umgesetzt. Doch die Seestadt wurde nicht zufällig als Ausstellungsort gewählt. Denn Schechtner und Czaja waren bereits bei der Namensgebung der Plätze und Straßen im nördlichen Quartier beteiligt.
„Königinnen vor den Vorhang“
„Uns ist es darum gegangen, Frauen, die Städte bauen oder gebaut haben, zu zeigen“, verrät Katja Schechtner. Insgesamt 18 Architektinnen aus 150 Jahren werden mit ihren Projekten im Rahmen der Ausstellung auf sechs Stationen vorgestellt. Mit dabei ist zum Beispiel Emily Warren Roebling. „Ihren Namen kennt fast niemand, dass sie als Bauingenieurin geplant und gemanaged hat. Und zwar die Brooklyn Bridge“, erzählt Czaja.
Ein weiteres Detail aus der Geschichte der Bauprojekte: „Direkt neben dem Moskauer Kreml hat eine Frau einen öffentlichen Park erbaut“, erklärt Schechtner. Ebenso ist die Hauptstadt von Australien, Canberra, von einer Frau geplant worden. Doch Marion Mahony Griffins Name ging dabei unter. Die Anerkennung ging an ihren Mann.
Ein aktuelleres Beispiel ist aus dem Jahr 2012. Lu Wenyu war bereits als Architektin und Firmengründerin in China bekannt. Doch der renommierte Pritzker-Preis ging 2012 an ihren Mann Wang Shu. „Und wir zeigen jetzt sie! Denn Königinnen gehören vor den Vorhang“, ist Katja Schechtner überzeugt.
Ausstellung wortwörtlich besetzen
Der Wangari-Maathai-Platz wurde bewusst als Ort der Begegnung und des Staunens gewählt. Ein Unterschied bei der städtebaulichen Planung zwischen Männern und Frauen ist die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes, sind sich Schechtner und Czaja einig. Die Ausstellung ist kaum zu übersehen, dafür sorgen die großen Schilder „Frauen Bauen Stadt“, die sich von der Seestadtstraße 27 bis zur Janis-Joplin-Promenade 26 strecken.
Neben den einzelnen Projekten, gibt es auch eine Bühne, Tische, Sessel und die beliebten Enzis zum Verweilen. Diese sind übrigens einer Frau mit zu verdanken, Anna Popelka. Beim Aufbau der Sessel und Tische wurde auf den nötigen Sicherheitsabstand geachtet. „Hinter der Frauenbühne kann man zum Beispiel auch knutschen, es ist quasi ein kleiner Versteckraum“, lächelt Schechtner und ergänzt „sofern das coronakonform möglich ist“.
Frauendominiert bis Oktober
„Frauen Bauen Stadt“ ist nächstes Jahr als Wanderausstellung durch Deutschland und die Schweiz geplant. Die Projekte und Frauen werden dann lokal adaptiert. Denn in der Seestadt finden Kenner einige lokale Beispiele. Etwa Silja Tillner, die in Wien geboren wurde. Sie war an der Revitalisierung der Stadtbahnbögen, sowie der Neugestaltung des Urban-Loritz-Platzes beteiligt.
Bis 14. Oktober können sich Interessierte selber ein Bild von der femininsten Seite Wiens machen. Außerdem ist ein Symposium in der University of Applied Arts Vienna geplant, sowie eine Publikation.
„Mit unserer Ausstellung wollen wir andere aufmerksam machen. Dass 2021 noch immer gleichberechtigte Partnerinnen einfach ignoriert werden darf nicht passieren. Da kann und soll die Ausstellung in der Sensibilisierung helfen“, meint Wojciech Czaja abschließend. Diese Meinung teilt auch Katja Schechtner. Das Kuratorenteam teilt auch noch eine weitere Gemeinsamkeit: den Jane-Jacobs-Steg. Denn dieser ist der Lieblingsort von beiden in der Seestadt.
Mehr zur Open-Air-Ausstellung unter www.frauenbauenstadt.at
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