Eisenstadt im Dirndl
Das Eisenstadt Dirndl wurde nach den Original-Schnittmustern beinahe vergessener Zeiten wiederbelebt.
Waltraud Bachmaier ließ eine längst verloren geglaubte Tradition wieder aufleben: sie holte das Eisenstadt Dirndl zurück aus einem viel zu langen Winterschlaf.„Anderorts gibt es so schöne Trachten, aber in Eisenstadt nicht. Ich dachte mir, das kann‘s doch nicht sein“, erzählt Bachmaier, die als Tochter eines Weinbauern schon immer Tracht trug. Die traditionelle Kleidung gab es auch in der Landeshauptstadt. „Anfang der 70er wurde ein spezielles Dirndl für Eisenstadt entworfen. Das ist in den 80ern aber leider wieder von der Bildfläche verschwunden“, erklärt Bachmaier.
Zwei Dirndl-Varianten
Genau dieses Dirndl kann heute wieder getragen werden. Denn Mitte der 70er wurden im Rahmen einer landesweiten Trachtenschau Schnittmuster heimischer Trachten gesammelt. „Ich war so unglaublich froh, als ich die alten Schnitte gefunden habe! Es gab damals zweierlei Trachten – eine Alltags- und eine Festtagstracht“, freut sich Bachmaier auch ein Jahr nach der Einführung noch über ihren damaligen Fund. Denn basierend auf diesen historischen Schnittmustern lebt nun das Eisenstadt Dirndl wieder auf.
Hergestellt wird es vom renommierten Eisenstädter Trachtengeschäft Trachten Tack, wo es nach originalen, ganz eigenen und besonderen Schnittmustern aus österreichischen Materialien geschneidert wird.
Eine Herzensangelegenheit
„Die Herstellung nach diesem neuen Schnitt verursacht natürlich Kosten. Ich musste damals versprechen, mindestens zehn Dirndl zu kaufen, damit sie erst produziert werden“, so Bachmaier. Bis heute gingen an die hundert Stück über die Ladentheke. „Das hat bombig eingeschlagen. Ich habe mir das erhofft, aber hätte es nie erwartet“, freut sich die Initiatorin, die selbst an den traditionellen Stücken nicht verdient. „Es war uns einfach eine Herzensangelegenheit. Wir haben das gemacht, weil wir Eisenstädter sind, weil wir stolz sind auf unsere Stadt und unsere Heimatverbundenheit auch zeigen wollen!“ Wichtig war Bachmaier auch, dass die Dirndl einerseits alltagstauglich, andererseits aber auch erschwinglich sind.
Zwei Monate Wartezeit
„Für ein Dirndl fallen Kosten zwischen 270 und 320 Euro an“, ist sie zufrieden. Jedoch muss man rund zwei Monate warten, um das traditionelle Kleid ausführen zu können. „Die Maßanpassungen und Änderungen brauchen eben Zeit“, erklärt Bachmaier, die sich irrsinnig freut, dass ihre Idee auf solchen Anklang stößt. „Ich werde oft gefragt, ob es denn das Eisenstadt Dirndl ist, das ich trage und treffe bei Veranstaltungen auch immer öfter auf andere Damen im traditionellen Eisenstädter Outfit.“
Minimale Adaptionen
Dieses gibt es, wie gesagt, in zwei Ausführungen. Das Alltagsdirndl besteht aus Baumwolle, wird von Blaudruck dominiert und durch leichte Rosatöne ergänzt. „Hier nahmen wir zum Original kleine Veränderungen vor. Beim Dirndl aus den 70ern war zuckerlrosa die dominante Farbe. Das würde heute niemand mehr tragen“, erklärt Bachmaier den Grund der Änderung. Die zweite Variante, das Festtagsdirndl, besteht aus Brokat und ist ebenfalls in Blau gehalten. Beide Varianten ergänzen farblich den Burgenländischen Trachtenanzug für Herren.
Beide Dirndl haben einen weiteren Vorteil: sie sind sehr pflegeleicht. „Nichts Schlimmeres, als wenn jemand ein Getränk auf einem teuren Dirndl verschüttet und die Flecken danach nicht mehr rausgehen. Das ist beim Eisenstadt Dirndl nicht der Fall. Es sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch in der Pflege sehr dankbar“, erklärt die Neuentdeckerin dieser scheinbar längst verlorenen Eisenstädter Tradition.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.