Bezirk Eisenstadt
Megaprozess wegen Drogen, Waffen, Köperverletzung, Vergewaltigung
Ein Sumpf aus Drogen, Waffen, schwerer Körperverletzung und zahlreicher weiterer Delikte. Drahtzieher zwei junge Männer (25/22) aus dem Bezirk Eisenstadt, denen im Landesgericht nun der Prozess gemacht wurde. Wobei die Staatsanwaltschaft einem Beschuldigten sogar Vergewaltigung vorwarf. Erst nach 9 Stunden Marathon-Verhandlung fielen die Urteile.
BEZIRK EISENSTADT. Die Anklagepunkte gegen den 25-jährigen arbeitslosen Burgenländer sind umfangreich wie eine Speisekarte. Wobei er den massivsten Vorwurf, nämlich den sexuellen Missbrauch einer Drogenkundin, vehement dementierte und bestritt.
Sex ja, aber keine Vergewaltigung
Denn für ihn waren es keine zwei Vergewaltigungen, wie es das angebliche Opfer aussagte, sondern leidglich zweimaliger Geschlechtsverkehr mit Zustimmung der jungen Frau. „Sie hat weder die ganze Zeit geweint, wie sie das behauptet, noch habe ich sie gezwungen! Im Gegenteil. Wir haben Drogen genommen, vor dem Sex tiefsinnige Gespräche geführt und uns sogar geküsst! Es gab keine Gewalt!“
Blaue Flecken und Drohungen
Auf die Frage der Richterin, warum das Opfer lügen sollte, meinte der Burgenländer: „Vermutlich, weil ihr Freund draufgekommen ist, dass sie es mit mir getrieben hat. Quasi als Rechtfertigung!“ Das dementierte der Lebensgefährte der Frau. Als Zeuge sagte er: „Meine Freundin hat mir unter Tränen erzählt, dass sie von unserem gemeinsamen Drogendealer vergewaltigt worden ist. Sie zeigte mir auch blaue Flecken und andere Verletzungen. Trotz zahlreicher Drohungen des Angeklagten, sie dürfe nicht zur Polizei gehen, erstattete sie Anzeige!“
Drogendealer stahl Damen-Höschen
Während das Sex-Opfer von zwei Vergewaltigungen berichtete, wusste ihr Freund lediglich von einem Vorfall. Nicht der einzige Widerspruch zwischen dem Zeugen und dem mutmaßlichen Sex-Täter. Ungereimtheiten kamen bezüglich Drogenschulden auf und wegen gestohlener Wertgegenstände, die der Beschuldigte aus der Wohnung des Pärchens mitgenommen haben soll. Ebenso bezüglich eines entwendeten BMW‘s inkl. Marken-Kleidungsstücken und exklusiver Handtaschen. Abschließend meinte der Zeuge: „Unser Drogendealer hat bei einem Einbruch in unsere Wohnung sogar Unterhöschen meiner Freundin gestohlen. Keine Ahnung, was er damit gemacht hat!“
Wollten ihn nur einschüchtern
Das nahm der Angeklagte verneinend und kopfschüttelnd zur Kenntnis, nachdem ihm die Vorsitzende des Schöffensenats zuvor wegen ungebührlicher Wortmeldungen drohte: „Sie sind gleich draußen bei der Türe!“ Bei vielen anderen Delikten zeigte sich der 25-Jährige teilgeständig. Wie etwa bei einem brutalen Vorfall, wo er ein Auto in ein Waldgebiet gelenkt hatte. Am Beifahrersitz der Zweitangeklagte (22), auf der Rückbank ein Drogenkunde. Weil der „blöd über uns geredet hat, über die Drogen und unsere Suchtgiftgeschäfte, wollten wir ihn einschüchtern, dass er damit aufhört“, so die Verantwortung des Mannes.
Mit Pistole auf Kopf gezielt
Also stoppte er den Wagen. Das Trio stieg aus. In dem Moment zog der Burgenländer eine Schreckschusspistole und zielte auf den Kopf des Junkies. Da packte das Opfer ein Messer aus und attackierte den Angreifer, der die Waffe fallen ließ und ebenfalls ein Messer zückte. Parallel dazu aktivierte der 22-Jährige einen Teleskop-Schlagstock und kam seinem Freund zuhilfe. Mit dem „Totschläger“ schlug er in Richtung des Drogenkunden. „Ich wollte aber nur die Hände treffen. Wegen des Messers. Ich habe ihn aber nicht erwischt!" Beide Beschuldigten erklärten dann unisono: "Verletzen wollten wir ihn aber niemals. Nur einschüchtern!"
Opfer erlitt nur einen "Ritzer"
Von Faustschlägen, Fußtritten und einer Verletzungsabsicht - keine Spur. Zu dem „Ritzer“, den das Opfer am Arm erlitten hatte, sei es nicht beim Messer-Kampf gekommen, sondern lediglich bei einer Abwehrbewegung des Erstangeklagten. Also unabsichtlich...! Den Vorhalt, dass ein Taxi-Fahrer das verletzte Opfer mit blutverschmierten Händen und mehreren Schnittverletzungen gesehen hat, bezeichneten die beiden Beschuldigten als: „Falsch. Das kann nicht sein!“
Zunge rausreißen, Finger abschneiden...
Der 22-jährige, zweifach vorbestrafte Lehrling aus dem Bezirk Eisenstadt gab dann im Saal 1 des Landesgerichtes Eisenstadt auch zu, einer seiner Suchtgift-Kundinnen gedroht zu haben: „Wenn du mich wegen meiner Drogengeschäfte bei der Polizei anzeigst, dann werde ich dir die Zunge rausreißen und die Finger abschneiden. Und wenn ich Lust habe, auch die Zähne ausschlagen!“
24 Monate Gefängnis
Obwohl eine Vertagung des Prozesses angedacht war, fällte der Schöffensenat nach 9 Stunden Marathon-Verhandlung doch noch die Urteile. Beide Männer erhielten 24 Monate unbedingte Haft. Freigesprochen wurde der 25-Jährige vom Vorwurf der Vergewaltigung und des Einbruchs. Der 22-jährige Zweitangeklagte bekam die gleich hohe Strafe, weil er bereits zweifach vorbestraft war. Da es keine Erklärungen gab, ist der Spruch des Gerichts nicht rechtskräftig. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.
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