Esther A. Z. Heiss
Neue Führung im Österreichischen Jüdischen Museum in Eisenstadt

Dr. Esther Agnes Zoe Heiss BA BA MA MA ist neue Leiterin des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt.  | Foto: Privat
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  • Dr. Esther Agnes Zoe Heiss BA BA MA MA ist neue Leiterin des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt.
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Das Österreichische Jüdische Museum hat seit 1. Dezember eine neue Leitung. Johannes Reiss, der 34 Jahre lang Direktor des ÖJM war, und dessen Name untrennbar mit dem Museum verbunden bleibt, ging mit November in Pension. Die Leitung hat Esther Heiss übernommen, eine junge Frau, die nicht nur ihr Leben ambitioniert führt, sondern auch einige Ambitionen für das Museum hat.  Wir haben uns mit ihr unterhalten. 

Esther A. Z. Heiss hat sowohl Orientalistik als auch Judaistik studiert und erst kürzlich mit ihrer Dissertation über Humor als Bewältigungsstrategie in rabbinischen Texten ihr Doktorat abgeschlossen. Die 28 Jahre junge gebürtige Wienerin hat durch ihre Familie mütterlicherseits starke Wurzeln ins Burgenland, insbesondere zur Gemeinde Nikitsch. Sie schätzt die Qualität der süßen burgenländischen Weine - die in den Restaurants Wiens etwas schwieriger zu finden sind - und die idyllische Landschaft des Burgenlands.   
Der bisherige Leiter des ÖJM, Johannes Reiss war 34 Jahre lang Direktor des Museums. Kürzlich, am ersten Chanukka-Abend, dem 7. Dezember 2023, wurde er von der Israelitische Kultusgemeinde mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Marietta und Friedrich Torberg-Medaille, für sein Lebenswerk und sein Engagement geehrt. Er wird dem Museum laut Heiss in beidseitigem Interesse erhalten bleiben.

Wissensvermittlung für ein breites Publikum

Heiss war schon immer an der Wissensvermittlung interessiert. Doch wie genau kam es eigentlich zu dem Posten im Museum? Sie kannte das Museum - das "Wertheimer Haus" - bereits von Führungen und Veranstaltungen. Die Arbeit mit einem breiten Publikum ist für sie etwas ganz Besonderes. "An der Universität sind die meisten Vorträge Science to Science, das heißt die Wissenschaftler bleiben unter sich. Anfang diesen Jahres hatte ich das Glück, im Rahmen der Theologischen Kurse Laien, die zum Großteil nur ihr Interesse am Judentum einte, etwas über Humor in Talmud und Midrasch erzählen zu dürfen. Diese Erfahrung war für mich so bereichernd und schön, dass ich mir zum Ziel gesetzt habe, auch weiterhin mehr Science to Public Vorträge halten zu wollen. Der Wissensdurst und das ehrliche Interesse dieser Zuhörer waren es, die in mir den Wunsch weckten, Wissensvermittlung für eine breitere Öffentlichkeit betreiben zu wollen. Und wo ginge das besser als in einem Museum."

Erfolg für Heiss eine positive Überraschung

"Ich war gerade am Fertigstellen meiner Dissertation, als Ende Juli die Ausschreibung für die Leitung des ÖJM online gestellt wurde. Ich war mir damals ziemlich sicher die jüngste Bewerberin zu sein. Ich kannte das Wertheimer Haus von mehreren Veranstaltungen und auch Führungen, die Mag. Johannes Reiss geleitet hatte. Zu Beginn war ich unentschlossen, ob ich mich bewerben sollte, ob ich überhaupt Chancen hätte, Als ich dann tatsächlich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, war ich mehr als froh über meinen Versuch." erzählt Heiss. 

Ex-Direktor Reiss führt Gäste

Als neue Direktorin möchte Esther A. Z. Heiss einiges beibehalten, aber auch vieles neu und innovativ auf die Beine stellen: "Was sich nicht verändern wird, ist die Zusammenarbeit des Museums mit Johannes Reiss, der als Spezialist für jüdische Friedhöfe und sogar Preisträger der Marietta und Friedrich Torberg-Medaille, auch weiterhin diese betreuen und Besucher mit seinem Wissen über die Gräber und die Verstorbenen in seinen Bann ziehen wird. Weiterhin wird es im Auditorium Lesungen mit internationalen Autoren, kleine Kunstausstellungen und Musikveranstaltungen geben. Für Sommer sind im Hof ein Filmfestspiel, eine Weinverkostung (koscher vs. nicht-koscher), sowie vielleicht ein Gassenfest gemeinsam mit der Stadt Eisenstadt angedacht." Ein Wunsch von Heiss ist außerdem, die im Wertheimer Haus vorhandene älteste ‚living‘ Synagoge Österreichs wieder bekannt zu machen, damit die Räumlichkeiten auch wieder für jüdische Feste genutzt werden. Denn die funktionierende Synagoge wird als solche aktuell kaum genutzt. 

Unikate und Fälschungen

Eine Änderung wird es auch bei den Dauerausstellungen geben: "Die Dauerausstellung soll an die Gegebenheiten des Standorts angepasst werden, was bedeutet, dass es mehr um die Unikate des Museums gehen wird, ja auch um die expliziten Fälschungen, die in diesem lagern. Auch die berühmten Persönlichkeiten des ehemaligen jüdischen Viertels sollen genauer beleuchtet werden. Die Feste und das jüdische Jahr werden auch weiterhin eine Rolle spielen, doch nicht mehr diesen Raum einnehmen." ergänzt Heiss. Ändern möchte die neue Geschäftsführerin auch die Öffnungszeiten, "denn es ist ein jüdisches Museum." Ab Sommer sollen deshalb der Schabbat, sowie die hohen jüdischen Feiertage eingehalten werden. Diese Änderungen werden aber noch rechtzeitig auf der Website des Museums bekannt gegeben. 

Modern, digital, zeitgemäß

Die gesamte Ausstellung soll digitalisiert, und zeitgemäß erneuert werden. "Generell wäre es mein Ziel, das gesamte Museum technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Es hätte sogar die Chance ausstellungstechnisch ein Vorreiter zu werden! Insgesamt plane ich nicht nur, das Museum, das ein Juwel des jüdischen Viertels und ganz Eisenstadt, eigentlich des ganzen Burgenlandes ist, zu revitalisieren, den Schwerpunkt auf das jüdische Leben mit seinen Traditionen, Bräuchen und Vertretern zu legen, und mit etwas Glück auch das jüdische Leben zurückzuholen. 

Gebäuderenovierung langfristig notwendig

Heiss spricht auch über das Gebäude an sich, das ebenso Adaptionen und Renovierungen nötig hätte. "Ein großer Wunsch nicht nur von mir, sondern tatsächlich des Museums, des Gebäudes selbst, wäre eine Komplettsanierung, vom Keller bis zum Dach. Das frühere Palais birgt so viel Potential und hat so viel Charme, doch der Zahn der Zeit und vor allem auch die Feuchtigkeit haben in den letzten Jahrzehnten dermaßen an ihm genagt, dass es nun dringend notwendig ist, aktiv zu werden. Experten sind gerade dabei das Haus zu begutachten und die Lage zu bewerten." Das Wertheimer Haus wurde 1719 errichtet, aber bereits 1696 von Esterhazy als "Haus, wo die Synagoge ist" nachweislich erwähnt und ist damit zumindest über 300 Jahre alt. 

Diese Kette schloss das jüdische Viertel zum Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag. | Foto: ÖJM
  • Diese Kette schloss das jüdische Viertel zum Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag.
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Neujahrswunsch: Revitalisierung und ein Ende des Dornröschenschlafs

Heiss hat noch viele, viele Ideen, Besucher und Freunde des Museums dürfen jedenfalls gespannt sein! Was sich die junge Direktorin für das Jahr 2024 wünscht? "Ich wünsche mir viele viele BesucherInnen, dass das Museum aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, und eine Revitalisierung und Rückbringung des jüdischen Lebens nach Eisenstadt." 
Wir gratulieren herzlich und wünschen viel Erfolg! 

Hass ist nie, niemals eine passende Antwort

Denn dass gerade Wissensvermittlung und das Aufklären von Missverständnissen so wichtig ist, daran wurden wir im Nah-Ost-Konflikt erneut erinnert. Heiss sagt dazu: "Terrorismus ist ein Gewaltakt der immer und überall abzulehnen ist. Der Konflikt im Nahen-Osten ist historisch erwachsen und sehr nuancenreich. Weshalb das ÖJM es als seine Aufgabe sieht über jüdische Geschichte, das Judentum in seiner Gesamtheit und seinen Facetten zu berichten, Wissen zu vermitteln und nicht Hass zu schüren, der bereits viel zu weit und zu schnell um sich gegriffen hat."

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