Neusiedler See
"Schilfsterben und Vogelsterben gehen Hand in Hand"

Auch der Bestand der Silberreiher am Neusiedler See nimmt ab. | Foto: Michael Dvorak / Birdlife
  • Auch der Bestand der Silberreiher am Neusiedler See nimmt ab.
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Laut einer aktuellen Studie der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich, ist das Schilf des Neusiedler Sees überaltert und wird für die vorkommenden Vogelarten zunehmend unattraktiv.

NEUSIEDLER SEE. Selbst für Arten, die an ältere Schilfbestände angepasst sind, erweisen sich große Teile des Schilfgürtels. laut der Studie als zu degradiert. Damit geht wichtiger Lebensraum für Brutvögel verloren und es kommt zu dramatischen Rückgängen in den Bestandszahlen der hier brütenden Singvögel und Rallen. Auch der Silberreiher, sei mittlerweile betroffen. Er hat heuer nicht mehr im Nationalpark genistet.

„Da das am Boden liegende Altschilf aller Voraussicht nach nicht ohne dauerhafte Schäden geerntet werden kann, erscheint ein kontrolliertes Brandmanagement die einzige erfolgsversprechende Maßnahme zu sein, um den Schilfgürtel zu verjüngen und seine Vogelvielfalt zu bewahren", so BirdLife in ihrer Aussendung.

Schilf als Lebensraum unbrauchbar

Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees bildet mit seinen insgesamt etwa 163 km2 nach dem Donaudelta das zweitgrößte Schilfgebiet in Europa. Noch beherbergt er für einige Vogelarten die wahrscheinlich größten Populationen des Kontinents (z. B. der Mariskensänger mit 5-7000 Brutpaaren). In den letzten Jahren kommt es aber vermehrt zum flächigen Zusammenbruch und Absterben von Schilfbeständen. Dadurch zeigen hier vorkommende Vogelpopulationen zum Teil dramatische Rückgänge: So hatte das Kleine Sumpfhuhn, eine europaweit geschützte Art, am Neusiedler See in den 1990er Jahren eines der weltweit größten Vorkommen von bis zu 22.000 Paaren. Aktuell wird die Population auf nur mehr 4.000 geschätzt. „Fast 50 Prozent des Schilfgürtels sind extrem überaltert“, berichtet Erwin Nemeth von BirdLife Österreich. Aktuelle Daten zeigen sogar, dass 17 Prozent der Flächen total zusammengebrochene „Schilfmatten“ bilden, die für praktisch alle Vogelarten wertlos sind.

Nationalpark ohne Charaktervogel

„Im Gegensatz zu früher hat heuer erstmals kein einziges Silberreiherpaar im Nationalpark gebrütet“, weiß Nemeth, „Die früheren Koloniestandorte sind verwaist. Stattdessen ist die Art in die stärkeren Schilfbestände am Rande des Sees ausgewichen, die sie zum Nestbau benötigen. Diese Standorte genießen jedoch nicht den Schutz des Nationalparks und sind sehr anfällig für Störungen. Eine mehr als prekäre Situation für den Charaktervogel des Neusiedler Sees.“

Kontrolliertes Feuermanagement

Bis in die 1950er Jahre wurde der Alterungsprozess des Schilfgürtels durch großräumigen Schilfschnitt und Brand in den Wintermonaten verhindert oder verlangsamt. In den letzten Jahrzehnten führte der Klimawandel zu wärmeren Wintern mit nur kurzeitig bestehender Eisdecke. Die fehlende Eisdecke im Winter verhindert ein nachhaltiges Abschneiden sehr alter Schilfbestände, weshalb der Schilfschnitt nunmehr nicht auf tragfähigem Eis, sondern auf teils überschwemmten Boden erfolgt. In tieferem Wasser kommt es dann auch bei schonendem Einsatz von Erntemaschinen zu dauerhaften Schäden.

„Wir empfehlen daher die vorsichtige Einführung eines kontrollierten Feuermanagements als Maßnahme zur Sicherung dieses einzigartigen Vogellebensraums“, betont Erwin Nemeth von BirdLife Österreich. Dazu reicht es, ein Gebiet nur einmal in 15 Jahren zu brennen. „Das kontrollierte Abrennen des Schilfs wäre auch aus Sicherheitsgründen angebracht“, weiß der Experte, denn: „Wie ein Fall im Juli 2022 zeigt, können Brände auch durch Blitzschlag ausgelöst werden.“ Das derzeit angehäufte Altschilf könnte leicht zu unbeherrschbaren Großbränden führen. Ein kontrolliertes Feuermanagement im Winter würde dieses Risiko rasch verringern.

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