Pilotprojekt am Neusiedler See
Schlamm-Sauger in Ruster Bucht im Einsatz
Das Pilotprojekt, bei dem in der Ruster Bucht die Wassersäule um 25 Zentimeter erhöht werden soll, ist am Freitag gestartet. Ziel sei es, Schifffahrt wieder zu erleichtern, denn diese ist derzeit aufgrund des niedrigen Wasserstands nur eingeschränkt möglich. Bis zum 5. August sollen 7.675 Kubikmeter Schlamm abgesaugt werden.
RUST. Die Hafenanlage und Hafenzufahrt in der Ruster Bucht sind auf Grund des niedrigen Wasserstandes des Neusiedler Sees und der zunehmenden Verschlammung aktuell nur erschwert benützbar. Deshalb hat die Gemeinde nun ein Pilotprojekt für die Schlammbeseitigung im Bereich der Hafenzufahrt und den Anlegestellen des Schiffsverkehrs gestartet, das heute von Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner und dem Ruster Bürgermeister Gerold Stagl präsentiert wurde.
Fahrrinne soll freigemacht werden
Mit der Schlammabsaugung soll die Fahrrinne für Boote in der Ruster Bucht freigemacht werden. Dies sei – egal ob private Segelboote oder größere Ausflugsschiffe – von großer Bedeutung. Denn die gesamte Region profitiere vom Neusiedler See. Das Pilotprojekt diene auch dazu, Erkenntnisse für die im Herbst startenden umfangreichen Arbeiten der Seemanagement Burgenland Gmbh zu gewinnen und die besten Technologien und Gerätschaften für die Schlammbeseitigung am See auszuwählen, erläuterte Dorner.
Wohin mit dem Schlamm?
„Mit Bürsten wird der Schlamm vom Seegrund aufgewirbelt, von einem Bagger mit einer Saugvorrichtung abgesaugt und mit Transportschläuchen an das Ufer des Sees in Schlammabsetzbecken transportiert. Hier soll sich der Schlamm absetzen, das Wasser wird wieder zurück in den See gepumpt", erklärt Christian Sailer, Leiter der „Task force Neusiedler See. Zusammen mit der "Forschung Burgenland" arbeite man an Konzepten, wie der Schlamm in Zukunft genützt werde. So sei beispielsweise vorstellbar, dass der Schlamm als Dämmmaterial in der Bauwirtschaft oder in der Landwirtschaft genutzt werden könne.
Ausnahmezustand des Sees
Der Ruster Bürgermeister Gerold Stagl (SPÖ) verwies auf die geringe Anzahl an Booten in der Bucht. Er selbst sei über 60 Jahre alt und kenne den Neusiedler See, aber: „Ich bin am Neusiedler See aufgewachsen, aber so wie jetzt habe ich den See noch nie gesehen." Aktuell funktioniere die Schifffahrt in der Ruster Bucht noch, dennoch sei die Schlammbeseitigung notwendig. Im Februar/März 2022 wurden seitens der Freistadt Rust die Maßnahmen zur Schlammbeseitigung eingeleitet, sagte Bürgermeister Stagl. Dazu wurden Gespräche mit allen Beteiligten – Land Burgenland, Gemeinde, Grundbesitzer und Betriebe – geführt. Für den Bürgermeister war erfreulich, dass sich alle Stakeholder für den Pilotversuch aussprachen.
Start im Herbst
Im Oktober 2022 soll nach einer Evaluierung festgelegt werden, mit welchen Maschinen und Technologien weitere Schlammabsaugungen am Neusiedler See durchgeführt werden. Die neugegründete Seemanagement Burgenland Gmbh soll in Zusammenarbeit mit den Anrainergemeinden am Neusiedler See und den Esterhazy-Betrieben ab Herbst nachhaltiges Schlamm- und Schilfmanagement betreiben.
Wasserzuleitung
In der Frage einer Wasserzuleitung in den Seewinkel seien in den vergangenen Monaten intensive Gespräche mit Ungarn geführt worden. Das Land Burgenland werde demnächst mit Ungarn eine Grundsatzvereinbarung abschließen, damit das Projekt eingeleitet werden kann. Ein Termin mit dem ungarischen Außenministerium wurde für kommende Woche fixiert. Greenpeace, die Grünen, die "Alliance for Nature" und anderer Naturschützer lehnen die Wasserzufuhr zum Neusiedler See ab und warnen vor einer „Veränderung des Chemismus“.
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