Neusiedler See
Unesco-Beratungsmission warnt vor Verbauung
Die UNESCO warnt vor einer weiteren Verbauung im Welterbegebiet Fertö-Neusiedler See. Die touristischen Projekte rund um den See hätten bereits die "maximale Kapazität" erreicht, hieß es im nun veröffentlichten Abschlussbericht zur Beratungsmission im Oktober. Kritik gibt es auch am geplanten Standort für ein Spital in Gols.
NEUSIEDLER SEE. Seit Jahren fordern Bürgerinitiativen, Vereine und Umweltorganisationen einen effektiveren Schutz des Neusiedler Sees, der im Dezember 2001 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde. Die Organisationen kritisieren mehrere Bauprojekte, sowohl auf österreichischer als auch auf ungarischer Seite des Sees. Im Oktober 2023 schickte die UNESCO eine Beratungsmission an den Neusiedler See, diese prüfte die Welterbe-Verträglichkeit des Sees.
Region unter großem Druck
Die Experten hielten nun in ihrem nun veröffentlichten Abschlussbericht fest, dass die Welterbestätte unter großem Druck stehe - sowohl durch Bebauung und Tourismus als auch durch Veränderungen in der Hydrologie und Auswirkungen des Klimawandels. Sie plädierten für eine verstärkte Koordination zwischen Österreich und Ungarn und sogenannte Heritage Impact Assessments bei größeren Projekten. Empfohlen wird daher, die Seeanlagen nicht mehr zu erweitern und notwendige Sanierungen auch zu nutzen, um frühere Eingriffe zu korrigieren.
Lob für Managementplan
Im Bericht wurde zudem vorgeschlagen, die Pufferzonen zwischen den Seeanlagen und den angrenzenden Siedlungsgebieten in den jeweiligen Gemeinden zu erweitern und klare Siedlungsgrenzen festzulegen. Die UNESCO begrüßt die Einrichtung des Welterbe-Gestaltungsbeirats im Burgenland und fordert eine Stärkung seiner Rolle. Es sei wichtig, dass sowohl der Verein Welterbe Neusiedler See als auch sein ungarisches Pendant ausreichend finanziert werden, um den neuen Managementplan angemessen umsetzen zu können.
Bewertung der Bauprojekte
Das Großprojekt im ungarischen Fertörakos, das vor Kurzem zum dritten Mal eine Umweltgenehmigung erhielt, sollte nach Ansicht der UNESCO in beschränkter Größe umgesetzt werden. Negative Auswirkungen auf das Welterbegebiet sehen die Experten beim neuen Resort in Weiden am See. Das Projekt im Seebad Breitenbrunn wurde hingegen als akzeptabel bewertet. Weiter geprüft und diskutiert werden solle die geplante Wasserzufuhr zum Neusiedler See. Vor den gesetzlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen sollten alle offenen Fragen geklärt werden, so der Bericht.
Kritik für Krankenhaus Gols
Kritisch sieht die UNESCO das im Umfeld des Welterbegebiets geplante neue Krankenhaus in Gols. Von dem ins Auge gefassten Standort wird abgeraten. Stattdessen solle eine Alternative gesucht werden - etwa eine Brachfläche, die Teil eines bestehenden Stadtgebiets ist. Zudem sollten weitere Entwicklungen von Plänen für das Spital dem Welterbezentrum vorgelegt werden. Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) hielt gegenüber der APA fest, dass das Krankenhaus die Versorgung des Nordburgenlandes "auf ein neues Niveau" heben werde.
"Wir können die Welterbestätte nicht unter einen Glassturz stellen. Es ist nicht richtig und auch nicht notwendig, Naturschutz gegen Gesundheit auszuspielen", so Eisenkopf. Unverständlich sei, dass touristische und gastronomische Bauprojekte weit weniger kontroversiell diskutiert würden als das Spital.
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