Geplante Schweinemast lockt die Keiler an
Die seit Monaten schwelende Auseinandersetzung um große Schweinemastanlagen in der burgenländisch-niederösterreichischen Grenzregion Lichtenwörth-Neudörfl-Neufeld ist um eine Facette reicher. Die Folgen könnten für Konsumenten teuer werden, warnen Arbeiterkammer und Plattform Wasser Burgenland vor besonders frechen Wasserkeilern.
NEUDÖRFL/LICHTENWÖRTH/NEUFELD/ZILLINGDORF/EBENFURTH (sid). Kaum kommt das Trinkwasser ins Gerede, treten prompt verstärkt Trittbrettfahrer auf den Plan, um daraus Nutzen zu ziehen. „Immer öfter wenden sich verunsicherte Konsumenten an die Arbeiterkammer oder an uns und berichten von zweifelhaften Angeboten hausierender Vertreter“, warnt der Obmann der Plattform Wasser Burgenland, Dr. Helmut Herlicska, vor dem Kauf dubioser Trinkwasseraufbereitungsanlagen.
Plumper Trick soll täuschen
Oft sprechen Wasserkeiler ihre potentiellen „Opfer“ vor Einkaufszentren an oder kontaktieren sie schriftlich bzw. telefonisch. Kommt schließlich ein „Beratungsgespräch“ zustande, versuchen sie den Kunden vorzugaukeln, dass nur das von ihnen beworbene, durch Umkehrosmose behandelte Wasser wirklich gesund ist. Um diese Behauptung zu untermauern und die potenziellen Kunden an der Nase herumzuführen, wird ein plumper chemischer Versuch durchgeführt (siehe Kasten rechts). Die Umkehrosmose ist ein physikalisches Verfahren zur Verringerung der Konzentration der gelösten Stoffe im Wasser. Derart aufbereitetes Trinkwasser entspricht eher einem destillierten und sterilen Wasser, wie es in der Natur übrigens gar nicht vorkommt.
„Den Keilern gelingt es durch unsaubere Tricks immer wieder, Konsumenten zu Vertragsabschlüssen zu überreden. Von solchen Verträgen kann man eine Woche lang zurücktreten. Solange man über das Rücktrittsrecht nicht korrekt informiert wird, beginnt diese Frist erst gar nicht zu laufen“, erklärt die Leiterin der Konsumentenschutzabteilung in der Arbeiterkammer Burgenland, Dr. Eva Schreiber. „Außerdem verwahren wir uns dagegen, dass das saubere, qualitativ hochwertige und laufend kontrollierte Trinkwasser der Burgenländischen Wasserversorger in Misskredit gebracht wird“, ergänzt Herlicska.
Kritik an Massentierhaltung
Im Herbst 2008 wurde – wie bereits mehrfach berichtet – in Lichtenwörth ein Schweinemastbetrieb eröffnet, und in unmittelbarer Nähe sollte ein zweiter Maststall errichtet werden. Nach Anordnung einer Umweltverträglichkeitsprüfung will sich der Betreiber der geplanten Anlage laut Medienberichten wegen der Kosten (bis 300.000 Euro) vom Projekt zurückziehen.
Die Kritik an der Massentierhaltung reißt aber nicht ab. „Diese ist nicht nur für die darin gehaltenen Tiere problematisch, sondern hat auch Auswirkungen auf die Umwelt – insbesondere das Grundwasser für das gesamte Nordburgenland – und die AnrainerInnen“, warnt der SP-Nationalratsabgeordnete Erwin Preiner vor einer steigenden Belastung mit Antibiotika und hormonaktive Substanzen durch vermehrte Gülleaufbringung und erhöhtem Pestizideinsatz.
Zur Sache
Der miese Elektrolyse-Trick
Keiler von privaten Wasseraufbereitungsanlagen greifen laut AK und der Plattfrom Wasser Burgenland häufig zu einem völlig unseriösen Trick mit einer Elektrolysevorführung, mit deren Hilfe Konsumenten zum Kauf einer privaten Wasseraufbereitungsanlage überredet werden sollen. Dabei werden zur Demonstration angeblicher Schadstoffe im Wasser Elektrolysegeräte eingesetzt. Durch die verschieden starke Färbung des normalen Trinkwassers gegenüber dem Umkehrosmosewasser soll die „Gefährlichkeit der Inhaltsstoffe“ dargestellt werden. Dazu ist zu sagen, dass gerade Schadstoffe wie z. B. Pflanzenschutzmittel, Nitrat oder Bakterien u. v. m. nicht leitfähig sind und von vornherein nicht sichtbar gemacht werden können.
Da nun in jedem natürlichen Trinkwasser mehr oder weniger Mineralstoffe enthalten sind, wird durch die Verfärbung dem Konsumenten, der zusieht, eine Schadstoffbelastung des Trinkwassers vorgegaukelt.
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