Eisenstadt
Krawattenparadies aus dem Wolfgarten
Sechs Jugendliche aus dem Gymnasium Wolfgarten in Eisenstadt stellten gemeinsam mit ihrer Professorin ein Unternehmen auf die Beine.
EISENSTADT. „Ties Paradise“ steht für Qualität, Regionalität und Eleganz – im Webshop sind Krawatten, Mund-Nasenschutz und Schals erhältlich – auch individuelle Lösungen werden angeboten. Gefragte Nischenprodukte also, die durchaus ihren Weg zum Endverbraucher finden.
Der größte Unterschied zu einer konventionellen Firma sind die zwei Geschäftsführer sowie Mitarbeiter im Marketing, dem Verkauf und der Produktion. Denn diese stehen nicht mitten im Arbeitsleben, sondern sind um die 16 Jahre alt und allesamt Schüler des Gymnasiums der Diözese Eisenstadt.
Sehr nahe an der Realität
„Wir sind wirklich sehr nahe an einem realen Unternehmen“, erklärt Wolfgarten-Professorin Sabine Krammer, die das Projekt als Coach begleitet. „Steuerlich wird uns das Unternehmer-Dasein etwas vereinfacht. Aber wir müssen Steuern bezahlen, Gehälter berechnen, die Geschäfte führen, uns um Einkauf und Verkauf kümmern und Marketing-Strategien entwickeln“, so Krammer über „Ties Paradise“.
Junior-Company-Projekt
Die Firma wurde im Rahmen des europaweiten Junior-Company-Projekts gegründet. Die Jungunternehmer profitieren hier besonders von Krammers Expertise, die das Projekt über die Volkswirtschaftliche Gesellschaft schon vor über 20 Jahren landesweit betreut hat.
Organisiert von der Jungen Wirtschaft messen sich die Unternehmen landes-, bundes- und zuletzt auch europaweit.
Corona macht zu schaffen
Doch bis im Mai ein Landessieger ermittelt wird gilt es, am Markt zu überleben. Dabei haben die jungen Unternehmer mit den selben Herausforderungen wie alle anderen Firmen zu kämpfen. „Vor Weihnachten hatten wir beispielsweise Produktionsengpässe aufgrund der großen Nachfrage und natürlich hat auch uns Corona zu schaffen gemacht. Unmittelbar vor dem Lockdown lag die Herausforderung darin, genügend Stoffe zu organisieren. Denn diese sollen qualitativ hochwertig sein und müssen deshalb vor dem Kauf persönlich begutachtet werden. Das geschah am letzten Tag vor dem Lockdown“, erzählt Krammer.
Unternehmen läuft gut
„Nach der Weihnachtszeit könnte die Nachfrage besser sein. Deswegen will „Ties Paradise“ an ein paar Marketing-Schrauben drehen. Aber bisher war die Junior-Company mit dem Unternehmenserfolg sehr zufrieden. Davon profitieren auch all jene, die Anteilsscheine am Unternehmen halten, denn der Gewinn wird ausgeschüttet.
„Unheimlicher Lerneffekt“
Neben diesem finanziellen Benefit erleben die Jungunternehmer aber einen unheimlichen Lerneffekt. „Die Schüler lernen sehr viel und bekommen einen richtigen Einblick in Unternehmensabläufe. Die Schüler entwickeln sich, werden selbstständig und bekommen Weitblick“, so Krammer.
Mit dem Weingut Mad aus Oggau oder dem Modeatelier Pastler in Leithaprodersdorf, wo die Produkte gefertigt werden, stehen den jungen Unternehmern auch Profis aus der Wirtschaft mit ihrer Expertise bei.
Arbeit in der Freizeit
Das ganze Projekt „Ties Paradise“ läuft dabei nicht im Unterricht ab – die Schüler beschäftigen sich in der Freizeit mit ihrem Unternehmen. Nach anfänglichen Murren über Videokonferenzen am Wochenende hat sich das Blatt im Laufe der Zeit gewendet: „Videomeeting am Samstag, Frau Professor, ein Unternehmer kennt kein Wochenende!“ – sind die sechs Jugendlichen motiviert, ihr Geschäft nach vorne zu bringen. Das kann Krammer nur bestätigen: „Ich habe wirklich ein super Team!“
Weiter Infos:
www.ties-paradise.at
Junior-Company Programm
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