Dorfcafé mit Bäckerflair in Klingenbach
„Wir haben lange Zeit nach einem alten Haus gesucht und sind immer wieder auf die alte Bäckerei gestoßen. Irgendwann haben wir dann eben zugeschlagen.“
KLINGENBACH. Das ist nun 14 Jahre her. Seither hat sich einiges getan bei Eva und Günter Kain. „Beim Kauf war das Haus in einem desolaten Zustand“, erinnert sich Günter zurück. „Zu Beginn haben wir im jetzigen Kaffeehaus gewohnt.“ Nach und nach brachte Günter das gegen 1900 erbaute Schmuckstück auf Vordermann. „90 Prozent der Arbeiten habe ich selbst erledigt, für den Rest Handwerker aus der unmittelbaren Umgebung engagiert“, erklärt Günter, der die ehemalige Bäckerei nur noch von Erzählungen der älteren Bevölkerung kennt. „Was von früher noch da war, versuchten wir zu integrieren. Es sollte jedoch nicht kitschig erscheinen.“ Heute erscheint das Dorfcafé in einem guten Mix zwischen alt und neu. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass im kleinen Kaffeehaus viel Liebe steckt. „Es ist ganz einfach eine gemütliche Geschichte“, bringen es die beiden auf den Punkt.
„Haben einfach aufgesperrt“
Nachdem auch das zweite Haus am Grundstück renoviert war, zogen die Kains dort ein – die alte Bäckerei sollte jedoch nicht ungenützt bleiben. „Meine Mutter sagte immer, mach etwas daraus! Also entschieden wir uns – eher blauäugig – ein Kaffeehaus zu eröffnen“, so Eva über den Startschuss vor rund einem halben Jahr.
Gastro-Neulinge
Zuvor waren beide selbstständig – Günter im Bereich der IT, Eva in der Architektur. „Also wir kommen beide nicht wirklich aus dem Bereich der Gastronomie. Das sehen wir jedoch als Vorteil. Wir haben sozusagen nur die Seite an der Bar gewechselt. Wir wussten ganz genau, was uns gefällt – das setzen wir nun um“, resümieren die beiden ihren Gastrostart. „Zu Anfang kannte uns fast niemand. Aber wir wurden in Klingenbach sehr gut aufgenommen“, so die beiden, die die Lebensqualität am Land nach vielen Jahren in der Stadt schätzen.
„Gerade zu Beginn war es jedoch eine sehr intensive Zeit. Wir müssen noch immer sehr viel lernen und kriegen manchmal kaum Schlaf – aber wir haben eine Riesenfreude“, schätzt die Familie vor allem den Kontakt mit den unterschiedlichen Gästen.
„Mädls“ ziehen „Burschen“ an
„Mädls“ in jedem Alter besuchen das Kaffeehaus. „Sie genießen dieses neue Flair. Bei uns ist es eben anders als im traditionellen Dorfwirtshaus, wo Damen vielleicht nicht alleine hingehen. Und wo die ,Mädls' sind, sind auch die ,Burschen' nicht weit“, schmunzelt Günter. „Unser kleinster Gast war gerade sechs Wochen jung, der älteste 94 Jahre“, freut sich auch Eva über ein breit gestreutes Publikum.
Wir ergänzen uns
Nicht nur das Verhältnis mit der Bevölkerung im Ort stimmt, auch die Wirten in Klingenbach verstehen sich untereinander gut, ergänzen sich optimal. „Als wir nach Klingenbach gezogen sind, gab es noch sechs Gastronomen. Heute sind es mit uns nur noch drei“, erinnern sich die beiden zurück. „Doch wir ergänzen uns sehr gut. Während ein Haus sich auf Wein und Nächtigungen fokussiert, legt das andere sehr viel Wert auf hochwertige Küche. Mit unserem Angebot sind wir da mittendrin“, erklären die Kains das gute Verhältnis zu den anderen Wirten im kleinen Dorf: „Wir besuchen uns auch gegenseitig!“
„Hunger muss keiner leiden“
Brot vom Bäcker gibt es im Gebäude seit rund 35 Jahren keines mehr – hungrig muss aber auch im Dorfcafé kein Gast bleiben. „Speisekarte gibt es noch keine, aber bei uns bekommt jeder, der Hunger hat, etwas zu essen“, so Eva. In der Küche setzt die Familie auf einfache Speisen, die jedoch nicht mehr alltäglich sind. „An einem Tag gibt es Feuerflecken, an einem anderen Bohnensterz. Würstel und Toast wird man bei uns vergeblich suchen“, gibt Günter Kain Einblicke in das kulinarische Konzept. „Das ist uns auch lieber so. Denn wir möchten mit den Leuten ins Gespräch kommen, diesen direkten Kontakt suchen wir“, erklären die beiden Umsteiger.
Bei den Getränken nimmt das Dorfcafé in Klingenbach Bezug auf die Jahreszeiten. „Momentan wollen wir den Gästen Gusto auf den Frühling machen!“
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