Umbau im Seebad Breitenbrunn: „Wir verlieren unser Zuhause“
Ein Leserbrief von Daniela Fellner
BREITENBRUNN. Was ich hier schreibe, ist sehr persönlich und subjektiv und geht mir und meiner Familie wirklich nahe. Meine Oma ist eine Aussiedlerin. Wer sich ein bisschen mit der österreichischen Geschichte auskennt, weiß, dass im nördlichen Waldviertel der größte Truppenübungsplatz Europas liegt. Die darin befindlichen Dörfer wurden damals ausgesiedelt. Die Menschen mussten ihre Habe nehmen und gehen. Ihre Häuser mussten sie zurück lassen, ihr Grund wurde enteignet. Alles rechtens und dennoch: Menschen haben ihr Zuhause verloren.
Ich beginne, zu verstehen
Meine Oma leidet heute noch darunter, obwohl das viele Jahrzehnte her ist. Und zum ersten Mal in meinem Leben fange ich an zu verstehen, wie das gewesen sein muss. Wir müssen weder flüchten, noch bedroht uns ein Krieg. Und trotzdem geht uns der Umstand enorm nahe und kaum ein Tag vergeht in den letzten Jahren, wo nicht um die Entwicklungen hier nachgedacht oder diskutiert wird.
„Der See ist unsere Oase“
Wer uns kennt, weiß, dass wir jeden freien Tag am See sind. Der Neusiedler See ist unser Zufluchtsort, unsere Frischluftoase, unser Hideaway. Wir lieben die Natur, das Wasser, die kleinen und die großen Tiere, den Sport, das Klima und leben hier mit allem, was dazu gehört. Wir kaufen hier ein, gehen essen, zahlen Abgaben, integrieren uns in der Gemeinde, haben Freunde und zählen zu den Hartgesottenen, die auch in den ungemütlichen und kalten Monaten kommen. Wenn wir könnten, würden wir hier herziehen.
„Yachtclub ist Zuhause für meine Kinder“
Wir haben das riesengroße Glück, dass bereits die Großeltern meiner Kinder und deren Mitstreiter hier unendliche Aufbauarbeit geleistet haben und einen Yachtclub mit gegründet haben, Steganlagen gebaut und Land aufgeschüttet haben, Wohneinheiten gebaut haben, für ein Clubhaus und Sanitäreinrichtungen gesorgt haben, ein soziales Gefüge erschaffen haben, Freunde gefunden haben und sportlich nachhaltig etwas geleistet haben. Der Yachtclub Breitenbrunn ist für meine Familie aber nicht nur ein Ort, wo gesegelt wird. Nein, meine Kinder haben hier laufen gelernt, schwimmen und Radfahren, haben hier Freunde und begeistern sich für Wassersport, lieben den See und die Zeit, die wir hier verbringen. Es ist also auch ihr Zuhause.
Zerstörung aus Profitgier
Und dieses Zuhause ist bedroht, weil jemand eine funktionierende Infrastruktur eines Segelclubs, samt deren Mitgliedern und die Natur, in die das alles gebettet ist, zerstören will. Und warum? Profitgier. So einfach ist das. Eh wie überall. Ist ja rund um den Neusiedlersee das gleiche Problem. Das sind die dazugehörigen Phrasen. Aber ich will es nicht hinnehmen, meine Kinder weinen zu sehen, wenn sie mitbekommen, dass das vielleicht unser letzter Sommer hier ist.
„Das zerreißt mir das Herz“
Ich kann es nicht glauben, dass hier Baumaschinen kommen und alles abreißen, was uns lieb ist. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich meinen großen Sohn sehe, wie er mit einem Optimisten hinaussegelt und Freude strahlend wieder kommt, um mich dann zu fragen: was wird sein, wenn es den Club nicht mehr gibt? Kann ich dann noch hier segeln? Wo werden wir dann sein? Und ich schlucke die Tränen hinunter und sage, dass alles gut wird - anders halt. Und der kleine steht daneben und weint, dass er aber in unsere Höhle schlafen will und möchte wissen, was mit seinen Sachen passiert.
Es betrifft viele
Ich möchte hier nicht aufzählen, was der YCBB bereits alles geleistet hat, welche Großveranstaltungen hier gestemmt wurden, welche erfolgreichen Segler hier beheimatet sind und auf sportliche Erfolge verweisen. Es ist bekannt, dass es viele Menschen betrifft: Wassersportler, Camper, viele Familien. Dass die Stiftung Esterhazy hier investiert und erneuert und versucht, das auch noch als Errungenschaft für die Gemeinde zu verkaufen, was erst bei genauerem Hinsehen eine Augenauswischerei ist, die seinesgleichen sucht – das wurde bereits alles gesagt. Ich möchte hiermit nur sagen: Wir verlieren unser Zuhause – unser Zuhause am See.
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