Favoritner Gedenken
Ein Buch über das Leben einer Antifaschistin
Die Favoritnerin Gitta Tonka hält das Gedenken ihrer Mutter Oswalda hoch. Ihre Familie hat sich seit Generationen für die Arbeitenden eingesetzt. Am 25. August erhielt die Aktivistin eine Gedenktafel in der Troststraße 64-66.
WIEN/FAVORITEN. "Die Geschichte meiner Familie konnte ich rund 170 Jahre zurück recherchieren", erzählt Gitta Tonka. Die Favoritnerin hat bereits zwei Bücher veröffentlicht: "Favoriten" und "Buchengasse 100". In diesen Werken hat sie die Geschichte ihrer Familie und des 10. Bezirks nacherzählt.
"Mein Urgroßvater Jakob Sokopp kam von Süd-Mähren nach Wien, wo er in Favoriten von einem Elendsquartier ins nächste wechselte", erzählt die heute 70-Jährige. Endgültig gelandet ist er schließlich in der Buchengasse 100. Dabei handelte er sich immer wieder Probleme ein: Der Metalldrucker kämpfte stets für die Gründung einer Gewerkschaft, was damals lebensgefährlich war.
Sabotage in Kriegs-Zeit
Trotzdem konnte er es nicht lassen und bildete seine Söhne sogar selbst aus. Das Kämpferische lag auch Oswalda Tonka, der Mutter von Gitta, im Blut. Sie zog in den Kriegswirren ihre beiden Töchter alleine auf – und unterrichtete sie auch.
Als Widerstandskämpferin betrieb sie in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Sabotage. "Meine Mutter war Pazifistin, die gegen den Krieg und Hitler aktiv wurde", so Gitta Tonka.
Nach dem Krieg wohnte die Familie länger als ein Jahrzehnt in der Troststraße 64-66, wo seit kurzem eine Gedenktafel an sie erinnert. Ihre Tochter, Gitta Tonka, hat sich dem Erbe ihrer Mutter angenommen. Die pensionierte Direktorin sammelte nach dem Tod ihrer Mutter die Erinnerungen, die sie niedergeschrieben hat.
Unter deren Namen veröffentlichte sie schließlich ihr Buch "Buchengasse 100 – Geschichte einer Arbeiterfamilie" im Promedia Verlag. "Natürlich habe ich ihren Namen auf den Buchdeckel geschrieben", so die Favoritnerin. "Schließlich ist es ja auch ihr Werk."
Gemeindebau war Gartensiedlung
Aber darüber hinaus hat sich die heute 70-Jährige weiter mit der Geschichte der Arbeiterbewegung in Favoriten beschäftigt. Daraus entstand ihr zweites Buch, auf dem sie sich auf die Spuren eines Wiener Arbeiterbezirks begab. Und sie hat viel zu erzählen. Etwa dass die Wrba-Siedlung ursprünglich eine Gartensiedlung war. Ganz nach dem Motto: "Licht, Luft und Sonne für die Arbeiter."
Noch ist die Favoritnerin nicht müde: "Es gibt noch so viel zu erzählen", meint sie. "Etwa über die Juden im Zehnten", erinnert sie an eine Lücke, die noch mit Erinnerungen und Fakten geschlossen werden muss. Und wer Gitta Tonka kennt, der weiß, dass sie sicher schon mit ihren Recherchen begonnen hat.
Zur Sache
Das aktuelle Buch von Gitta Tonka heißt schlicht "Favoriten" mit dem Untertitel: "Auf den Spuren eines Wiener Arbeiterbezirks". Erschienen ist es im mandelbaum Verlag. Erhältlich ist das 160 Seiten Werk um 18 Euro im Buchhandel.
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