5 Minuten Wien: Fast wie im richtigen Leben
WIEN. Der Sommer in der Stadt ist meistens nur heiß. Aber es gibt auch viel Schönes zu entdecken. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man auch hinschaut.
Das ist leider nicht immer so der Fall: Kürzlich habe ich meinen Freund Martin getroffen. Er hat mir von seinem jüngsten Urlaub erzählt. Dafür brauchte er aber sein Handy. Bei jedem Bild, das er gezeigt hat, fing er an zu schwärmen, wie schön es in Marokko war, wo er die Ferien mit seiner Familie verbracht hat.
Auf meine Frage, was abseits der Fotos zu sehen war, die er mir gezeigt hat, schaute er mich an, als hätte er mich nicht verstanden. Abseits der Aufnahmen gab es nichts, an das er sich erinnern konnte. "Deshalb habe ich ja alles Wichtige und Schöne aufgenommen", erklärte mir mein Freund. "Dann kann ich mir den Urlaub immer wieder ansehen und es ist beinahe so wie im richtigen Leben."
Als wir uns verabschiedet hatten, schaute ich Martin noch hinterher. Er ging Richtung Straßenbahnstation, schnappte sich sein Handy, schaute aufs Display und tippte darauf herum. Nach ein paar Schritten passierte es: Er rammte einen Entgegenkommenden. Martin schimpfte wie ein Rohrspatz und forderte mehr Rücksicht ein, was sein Unfallgegner mit einem fragenden Gesicht quittierte. Martin ging, ins Handy schauend, weiter – beinahe so wie im richtigen Leben …
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