„Ich war in der Atomhölle“
25 Jahre nach der Reaktor-Explosion in Tschernobyl bricht ein ehemaliger KGB-Offizier sein Schweigen.
Am 26. April 1986 wurde ein bis dahin unbekannter Ort in der Ukraine zum weltweiten Begriff für das Geschehen des Undenkbaren: Tschernobyl. Das Undenkbare: die Explosion eines Reaktors im Atomkraftwerk.
Anatoly N. Tkachuk war damals mitten in der Strahlenhölle: Als für die Sicherheit verantwortlicher KGB-Offizier hatte er mit drei weiteren Männern die Aufgabe, die Wahrheit über den Zustand der Betonruine zu erforschen. Nie wieder sind Menschen so tief ins Innere des Reaktors, in den Steinsarg (Sarkophag) von Tschernobyl vorgedrungen. Der ehemalige Offizier hat als Einziger überlebt. Ein Kamerad starb nach zehn Minuten, die anderen Jahre später. Nach vielen Jahren bricht Tkachuk jetzt sein Schweigen: in seinem Buch „Ich war im Sarkophag von Tschernobyl – der Bericht des Überlebenden“. Ein Bericht aus dem Innersten des atomaren Infernos, aber auch aus dem Innersten von Menschen, die das Überleben der Welt höher bewerten als das eigene. Die Rückschau soll den Blick schärfen für das, was jetzt getan werden muss, um die Zeitbombe Tschernobyl in den Griff zu bekommen. Denn Tschernobyl brennt noch immer.
WOCHE: Wieso haben gerade Sie als Einziger überlebt?
Anatoly N. Tkachuk: Das weiß keiner. Mir wurden Monate später Geschwüre im Hals entfernt. Seitdem geht es mir gut.
Armeeangehörige sollen lieber den damaligen Kriegseinsatz in Afghanistan gewählt haben als den Dienst in Tschernobyl …
Ja, die unsichtbare Strahlungsgefahr hat mehr Angst als die sichtbaren Feinde in Afghanistan verursacht.
Wo liegt der Unterschied zur Katastrophe in Fukushima?
Es gibt keine Geheimhaltung mehr. Die Behörden müssen mit der Wahrheit sofort auf den Tisch.
Autor: R. Stelzl / BZ
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