"Vatertag ist jeden Tag"
Am Sonntag ist Vatertag. Die WOCHE sprach mit drei Vätern über ihre
Vaterrolle und Erziehungsfragen.
Von PETER KOWAL
Für den alleinerziehenden Vater Klaus Slamanig (44) ist jeder Tag ein Vatertag. „Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sieht, wie sich ein Kind entwickelt, mit all den schönen Seiten und Hoppalas des Lebens“, erklärt der Angestellte.
Seit September 2009 erzieht der Vater nach seiner Scheidung seinen Sohn Ryan alleine. „Dabei ist es mir sehr wichtig, dass das Einvernehmen zur Mutter gut ist, sie darf zu keinem Reibepunkt in der Erziehung des Kindes werden. Sie ist auch ständig für Ryan da“, erklärt Slamanig. Mit dem Tratsch und dem Getuschel hinter seinem Rücken kann der Vater gut umgehen. Und getratscht wird immer, zumal Ryan eine kenianische Mutter hat. „Seine Wurzeln hat Ryan in Kenia. Seine Mutter kommt vom Stamm ,Luo‘, einem Flussvolk“, erzählt der Alleinerzieher.
Bügeln kein Problem
Probleme im Haushalt hat Slamanig keine. „Ich habe alles erlernt, Waschen, Kochen und Bügeln machen mir keine Probleme. Das habe ich bereits beim Bundesheer erlernt. Wenn es Fragen gibt, dann tausche ich mich mit anderen Müttern aus“, erzählt Slamanig. Gekocht wird vegetarisch, da Ryan kein Fleisch isst. Die Erziehung sieht der Angestellte geschlechtsneutral, „in 15 Jahren werde ich sehen, ob ich alles richtig gemacht habe. Und lernen kann man nur aus Fehlern.“ Schlimm war für Slamanig die Zeit, in der die Obsorge für Ryan geklärt wurde. „Da durfte ich meinen Sohn fünf Monate nicht sehen, das war die Hölle“, so Slamanig.
Ryan besucht derzeit die Vorschulgruppe im Kindergarten. „Ich habe einen guten Arbeitgeber, der auf meine alleinerziehende Vaterrolle Rücksicht nimmt. Das ist besonders im Krankheitsfall von Ryan enorm wichtig, denn bei mir kommt immer das Kind zuerst.“ Im Gespräch mit der WOCHE verrät der Knirps, dass er seinem Vater im Kindergarten etwas gebastelt hat. Verraten möchte er es jedoch nicht, „denn Papa könnte es in der Zeitung lesen.“
Autos in Fußgängerzone
Große Probleme in der Vater- und Erzieherrolle hat Slamanig keine. „Mich ärgert nur die Rücksichtslosigkeit der Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr gegenüber den Kindern. Besonders die zahlreichen Autos in der Fußgängerzone in der Innenstadt von Feldkirchen sind mir ein Dorn im Auge“, erklärt Slamanig.
Erinnerungen an den Vatertag in seiner Kindheit hat der Alleinerzieher wenig. „Damals war der Stellenwert vom Vatertag nicht allzu hoch. Ich finde, dass er heute für viele Unternehmer nur ein Geschäft ist“, so Slamanig.
Der erste Schrei des Kindes
Viel Zeit verbringt auch Marius Treffner (24) mit seiner Tochter Nina (3). „Ich war schon bei der Geburt meiner Tochter dabei. Es war einfach schön, den ersten Schrei des Kindes mitzuerleben, später die ersten Schritte und Worte“, erklärt Treffner. Der Vatertag ist in der Familie sehr wichtig, doch die größte Freude ist, mit seiner kleinen Tochter zu spielen. „Vater zu sein ist einfach schön. Natürlich ist der Vater immer großzügiger als die Mama“, sagt der Kraftfahrer.
Die Vaterrolle von früher war laut Diakon Wolfgang Putzinger eine andere als heute. Und er muss es wissen, denn immerhin hat er drei Söhne (40, 38 und 32 Jahre) großgezogen. „Der Vater war früher für die Ernährung der Familie zuständig und die Mutter stand am Herd. Das hat sich im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Heute sind die Väter mehr bei den Kindern und erziehen sie mit“, erzählt Putzinger. Auch im Haushalt hat der Vater eine andere Rolle erhalten, er hilft hier tatkräftig mit. „Heute schieben die Väter die Kinderwägen stolz vor sich her, das wäre früher einmal unmöglich gewesen“, so Putzinger.
Ein Vater ist laut Wolfgang Putzinger immer ein Spiegelbild seines Ernährers. „Auch ich habe die Vaterrolle von meinem Vater unbewusst übernommen“, so Putzinger. Dem Vatertag selbst misst der Diakon keine allzu große Bedeutung bei. „Denn es ist eigentlich jeder Tag ein Vatertag. Meine Söhne können jeden Tag zu mir kommen. Und wenn ich das Bedürfnis habe, rufe ich einfach meine Kinder an. Außerdem rufen die Söhne verlässlich am Vatertag an“, so Putzinger.
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