Verein Lebenswertes Floridsdorf
Wie geht es mit den Weinfesten weiter?
Das "Mailüfterl" wurde wieder abgesagt. Die traditionellen Weinfeste in Stammersdorf blicken aber grundsätzlich in eine ungewisse Zukunft. Gerhard Spitzer vom Kulturverein "Lebenswertes Floridsdorf", der die Feste zuletzt lange organisiert hat, zeigt sich verwundert über einige mediale Spitzen, blickt aber dennoch vorsichtig optimistisch in die Zukunft.
WIEN/FLORIDSDORF. Die Zukunft der Weinfeste in Stammersdorf steht auf der Kippe. Das wurde zuletzt publik. Doch die Hintergründe sind dabei viel komplexer als "nur die Pandemie". Gerhard Spitzer vom Verein "Lebenswertes Floridsdorf" zieht im Gespräch mit der BezirksZeitung eine Bilanz über die vergangenen Jahre und zeigt auf, wo der Schuh schon seit geraumer Zeit drückt.
"Wir haben vor etwa 13 Jahren die Veranstaltung vom Kulturverein Stammersdorf geerbt. Der hat gemeinsam mit den Weinbauern die Feste ins Leben gerufen. Es gab damals schon Diskussionen, wie denn die Zukunft ausschauen soll. Der Verein selbst konnte die Veranstaltungen nicht mehr stemmen, einfach aufzuhören war aber auch keine Option", erzählt der gebürtige Floridsdorfer Spitzer.
Auch der Anfang war schwer
So wurde der Kulturverein "Lebenswertes Floridsdorf" ins Leben gerufen, der sich fortan um die Feste kümmern sollte. Gerhard Spitzer war von Anfang an dabei. Als sich der neue Verein bei den Winzern vorgestellt hat, gab es durchaus Skepsis, wie Spitzer erzählt: "Man hat gemerkt, dass es nicht so einfach ist, in einem traditionellen Grätzel wie Stammersdorf Fuß zu fassen, ohne selbst dort zu wohnen." Doch am Ende fand man einen gemeinsamen Nenner, wenngleich einige Betriebe abgesprungen sind. Und hier, so bedauert Spitzer, schließt sich nun wieder der Kreis zu den Problemen der vergangenen Jahre. Denn während die Feste immer gut besucht waren, sind immer wieder einige Betriebe abgesprungen.
"Da gab es die verschiedensten Vorwände", erklärt der Floridsdorfer. Er habe durchaus auch Verständnis für solche Betriebe und der Verein wollte nie jemanden zwingen. Allerdings sah man sich so auch gezwungen, Ortsfremde dazu zu holen, um die entstandenen Löcher zu stopfen. "Natürlich keine Winzer, allerdings Stände, die das Angebot ergänzt haben, wie Zuckerwatte- oder Käsestände", so Spitzer. Das habe aber auch immer wieder für Unruhe gesorgt. Eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden sei immer schwer gewesen, doch die Feste hätten dennoch gut funktioniert.
Die Organisation und das ganze Drum herum wurde allerdings immer schwieriger. So kämpfe der Verein nun mit mehreren Problemen, die sich schon vor der Pandemie ergeben hätten: "Die Wirtschaft hat sich immer mehr zurückgezogen. Durch Corona hat es sich natürlich noch beschleunigt, aber schon vorher hat man gemerkt, dass es immer schwerer wurde, Sponsoren zu finden." Die Kosten für die Veranstaltungen seien geblieben, die Gelder seien aber immer weniger geworden, bedauert Spitzer.
Die Pandemie vergrößert Probleme
Das zweite Problem sei, dass es auch schwieriger wurde, genug ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu organisieren: "Viele werden älter, andere ziehen weg oder es geht sich einfach zeitlich nicht mehr aus. Diese Leute kann man nicht im gleichen Maße ersetzen", so das Gründungsmitglied.
Auch seien immer wieder Standlerinnen und Standler abgesprungen, eine weitere Entwicklung, die die Organisation erschwerte. Ein Grund könne vielleicht sein, dass viele Leute zu den Festen angereist sind und so Betriebe auch ohne aktive Teilnahme am Fest davon profitiert hätten, denkt sich Spitzer.
Die Pandemie habe nun ihr Übriges getan. Die bereits vorhandenen Probleme seien intensiviert worden und die Corona-Auflagen seien organisatorisch nicht zu bewältigen. Schon alleine das Contract-Tracing sei für den Verein bei diesen Festen nicht umzusetzen. "Die Regeln sind sicher richtig und wichtig, aber für uns als Verein unmöglich zu managen, so war dies ein weiterer gewichtiger Grund, dass auch das Mailüfterl nicht stattfinden konnte", bedauert Spitzer.
Ideen für Neuerungen habe es von verschiedensten Seiten immer wieder gegeben. Wie sich diese allerdings finanziell und organisatorisch umsetzen ließen, sei dabei aber nicht durchdacht worden. "Und die Bereitschaft, dafür selbst mehr zu zahlen, hielt sich dann auch in Grenzen", erklärt Gerhard Spitzer.
Verwunderung über mediale Spitzen
Wenn nun aber mediale Spitzen von einigen Lokalen oder Menschen im Umfeld der Veranstaltungen kommen, dann stößt dem Gründungsmitglied dies schon etwas sauer auf. "Wenn ich da dann lese, dass der Verein oder ich als Person für die Organisation kritisiert werden oder gar Andeutungen gemacht werden, dass wir nun andere politische Interessen hätten, die über jenen der Feste stehen, ärgert mich das schon." Der Verein habe seit Jahren versucht, das beste für alle Beteiligten herauszuholen. "Einige Sachen hätten wir im Nachhinein sicher besser oder anders machen können - es ist nie alles perfekt. Das haben wir niemals behauptet, doch hier haben alle ihr Bestes gegeben", zeigt sich Spitzer zufrieden.
Es stehe auch jederzeit allen offen, die Feste selbst zu organisieren und der Verein würde hier auch gerne unterstützend zur Seite stehen. "Wer Probleme hat, dem stehe es jederzeit offen, mit den Leuten aus dem Verein persönlich darüber zu reden", so Spitzer abschließend.
Dass in Zukunft keine Feste mehr in Stammersdorf gefeiert werden, kann sich Spitzer nicht vorstellen. "Egal, wie es mit den Weinfesten und unserem Verein weiter geht, in Stammersdorf wird immer was los sein." So habe man bereits jetzt gemerkt, dass einige Seiten Initiative zeigen. "Wir haben zuletzt auch mit zwei Unternehmen gesprochen, die eventuell daran interessiert wären, die Weinfeste in irgendeiner Form fortzuführen. Ob sich daraus was Konkretes ergibt, muss man noch abwarten," erzählt Spitzer. Der Verein "Lebenswertes Floridsdorf stünde aber jedenfalls mit jeder möglichen Art von Hilfe zur Verfügung.
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