Der Heilige Martin darf bleiben
Sollen Kreuze, Martinsfeiern und der Nikolo aus Schulen im Bezirk verschwinden? Ein Lokalaugenschein.
BEZIRK. Kreuze sollten als religiöse Symbole aus Schulklassen verschwinden, Bildungsministerin Hammerschmid machte nun aber einen Rückzieher. Auch religiöse Feiern wie der Martinsumzug am kommenden 11. November (Laternenfest) oder die Nikolofeier stehen immer wieder unter Kritik.
Die Bezirksblätter befragten Schüler, Pfarrer und Politiker aus dem Bezirk Gänserndorf, ob der Heilige Martin und Nikolaus bleiben dürfen oder verbannt werden.
"Das wird bei uns nicht diskutiert"
Gänserndorfs SPÖ-Bildungsgemeinderat Murat Aslan - seine Eltern stammen aus der Türkei - spricht für die türkische Community in der Bezirkshauptstadt: "Wir haben überhaupt kein Problem mit christlichen Festen oder Symbolen, das wird bei uns nicht diskutiert."
Kritik übt dagegen NEOs-Nationalratsabgeordenter Niko Alm: "Es ist ein Unterschied, ob es eine gesetzliche Bestimmung gibt, dass etwas zu geschehen hat – wie das Kreuz im Klassenzimmer – oder ob es sich um eine freiwillige Teilnahme an einem traditionellen Fest mit religiösem Hintergrund handelt. Natürlich darf niemand zu einer religiösen Handlung gezwungen werden. Aber bei einer ordentlichen Trennung von Staat und Religion ohne gesetzliche Privilegien für Religion und Muss-Bestimmungen für den Staat, spricht nichts gegen das freiwillige Ausleben von Tradition, solange das nicht während der Unterrichtszeit passiert”, sagt der gebürtige Dörfleser.
Sichtbare Religion
Gänserndorfs Stadtpfarrer Helmut Klauninger ist Lehrer an einer katholischen Privatschule und kennt die Diskussion aus einer anderen Perspektive: "Wir haben ein Flüchtlingskind an der Schule, das sich aus persönlichen Gründen für das Tragen eines Kopftuches entschieden hat. Das respektiere ich."
"Warum will die Gesellschaft Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängen?"
Für ihn werfen die Diskussionen um christliche Symbole und Feste grundsätzliche Fragen auf: "Warum will die Gesellschaft Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängen? Darf Religion nicht sichtbar sein?" Der Stadtpfarrer weist auf die Freiheit des persönlichen Ausdrucks hin. "Sie ist ebenso wie Religionsfreiheit Teil einer Demokratie."
Die Schüler sehen's gelassen: "Ich bin zwar nicht katholisch, aber ich habe kein Problem mit christlichen Festen. Besser wäre jedoch kulturelle Vielfalt. Wenn schon religiöse Feste, dann aus verschiedenen Kulturkreisen", sagt der 16-jährige HTL-Schüler Gabriel.
ZUR SACHE
Der Heilige Martin wurde im heutigen Szombathely, Ungarn geboren. Der Nikolaus kommt eigentlich aus der Türkei.
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