Der Obersulzer Jagdrebell: Peter Pöll kritisiert Jagdgesetz

Der ehemalige Jagdleiter Peter Pöll kritisiert das niederösterreichische Jagdgesetz.
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  • hochgeladen von Ulrike Potmesil

OBERSULZ (up). Ein toter Hirsch steht im Zentrum einer folgenschweren Auseinandersetzung zwischen dem ehemaligen Jagdleiter Peter Pöll und der Behörde. Sie endete mit Jagdkarten-Entzug und hoher Geldstrafe - vorerst. Pöll wehrt sich gegen das "unangemessen hohe Strafausmaß".
Er hatte 2016 einen Hirsch im Jagdgebiet von Obersulz erlegt. Das Problem: das Tier war nicht jenes, das er schießen wollte, es war ein jüngeres. Seinen Irrtum erkannte Pöll allerdings erst nach dem Abschuss. Die Antwort der Behörde: 1800 Euro Strafe. Der Jagdleiter berief gegen das Strafausmaß, der Beschwerde wurde nicht stattgegeben, stattdessen wurde ihm der Jagdschein entzogen. Bei der öffentlichen Verhandlung am Montag warf Pöll dem Beamten, der die Strafe erteilt hatte, Befangenheit vor: Im Streit zwischen den Nachbarjagden hätte sich dieser auf die Seite von Pölls "Gegner" gestellt. Das Urteil wird schriftlich bekanntgegeben.

Die Altersfrage

Pöll betrachtet das nö. Jagdgesetz in mehreren Punkten kritisch: "Der Hirsch ist die Heilige Kuh der Jagd." Hirsche werden in drei Altersklassen unterteilt, in jeder wird pro Jagdgebiet eine bestimmte Anzahl an Abschüssen freigegeben, sind die Gebiete zu Hegegemeinschaften zusammengefasst, müssen alle Jagdleiter bei einem Abschuss sofort informiert werden. Das genaue Alter der Tiere kann aber nicht am lebenden Tier, ja nicht einmal am toten, festgestellt werden. Bei Streitfragen muss dieses per Zahnschliff in einem Fachinstitut nachgewiesen werden. "Kein Wunder, dass so viele Kollegen zögern, einen Hirsch zu schießen", meint Pöll angesichts der drohenden Strafen im Falle der falschen Altersklasse.

Rehwild-Dilemma

Parallel dazu prangert der Obersulzer die fehlenden Kontrollmechanismen bei Rehwild an. Ein Blick auf die Statistik des Bezirksjägertags 2018 zeigt: Im vergangenen Jahr waren 1509 Rehböcke und 1426 Geißen zum Abschuss frei, 1210 Böcke und 797 Geißen wurden erlegt, 390 Böcke und 720 Geißen sind Fallwild. "Das ist der Nachweis der Lüge", findet Pöll harte Worte. Es sei unrealistisch, dass doppelt so viele Geißen und Kitze im Straßenverkehr sterben. Die Wahrheit lautet, so Pöll: Jäger schießen für ihre Trophäensammlung lieber Böcke, die Zahl der getöteten Geißen ist nicht dokumentiert, weil dies gesetzlich nicht verpflichtend kontrolliert wird. "Müssten wir, wie in der Steiermark, den Unterkiefer des Rehwilds zur Dokumentation vorweisen, wäre das Problem gelöst", sagt der ehemalige Jagdleiter und pensionierte Oberförster, denn: "Wir haben im Bezirk ein gravierendes Waldwild-Problem."
Bezirksjägermeister Gerhard Breuer weist die Anschuldigungen gegen die Jägerschaft zurück: "Da lehnt sich Pöll sehr weit hinaus." Vom Nachweis der Abschüsse in Form der Unterkiefer hält er nichts. "Das könnte leicht manipuliert werden."

Zur Sache

Über das "Wildeinfluss-Monitoring" (WEM) werden österreichweit auf Probeflächen Daten über unsere Wälder und ihren Zustand aufgezeichnet und ausgewertet. Pro Bezirk sind das 40 Flächen, in Gänserndorf sind 72 Prozent des Waldes stark und 15,2 mittel belastet. Ein extrem hoher Prozentsatz. Durch den Wildverbiss verändert sich unser natürlicher Waldbestand gravierend, Baumarten, die das Wild bevorzugt, wie Wildobstbäume, Esche und Eiche, sterben, andere invasive Arten wie die Akazie, vermehren sich stark.

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