Die Ratschenkinder sind unterwegs

Wenn die Glocken nach Rom fliegen, ziehen die Ratschenkinder mit viel Lärm durch die Ortschaften.

BEZIRK. "Wir ratschen, wir ratschen zur Bumpermett'n. Oide Weiba stehts auf und mochts Osterfleck'n. Osterfleck'n san no net gnua, gebts uns no an hoibat'n Ochs'n dazua!" Mit diesem Spruch holen die Ratschenkinder im 300-Seelen-Ort Zwerndorf am Karfreitag, um sechs Uhr früh die Bewohner aus den Betten.
20 Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren marschieren in zwei Gruppen durch das Dorf. Begonnen wird am Gründonnerstagabend, wenn die Glocken nach Rom fliegen. Am Karfreitag, um 9, 12 und 18 Uhr wird ebenfalls geratscht - "zum englischen Gruß", "zum Leiden und Sterben Christi" und nach dem Kinderkreuzweg, um 15 Uhr "zur Todesangst Christi".
Am Karsamstag, um sechs Uhr früh, gehts wieder los. Danach werden Geld und Süßigkeiten eingesammelt.

Natta und Starek
"Bei uns dürfen alle Kinder mitmachen, sobald sie ohne Eltern mitgehen können", erzählt Annemarie Prossenitsch, die in Zwerndorf für die Organisation des Ratschens zuständig ist.
In den einzelnen Gruppen haben die "Stareks" die Verantwortung. Der Starek, in anderen Orten "Natta" genannt, ist ein Kind im Alter von 13 bis 15 Jahren. Er achtet auf die Kleineren und sammelt auch das Geld ein.
Anders als beim Sternsingen, wo für einen sozialen Zweck gespendet wird, wird das Ratschengeld unter den Kindern aufgeteilt. "Wir ratschen, wir ratschen zum Dank für die Gaben", heißt es daher in Obersiebenbrunn, wenn die Kinder am Karsamstagmittag ratschen gehen.

Gelebtes Brauchtum

In der 1700-Einwohner-Gemeinde sind bis zu sechs Gruppen unterwegs. "Heuer haben wir recht viele Kinder", freut sich Andrea Schreiner, die gemeinsam mit Waltraud Hansi das Ratschen im Ort organisiert.
Am Karsamstag rücken die Kinder um 18 Uhr das letzte Mal aus, dann wird Osternacht gefeiert und die Glocken kehren zurück. Die geschmückten Ratschen sind verstaut und warten auf ihren Einsatz im nächsten Jahr - wenn die Kinder wieder mit lautem Geklapper durch die Orte ziehen.
Katharina Zier