Freundschaften aus allen Ländern
Mit den 1980er begann die große Zeit der Partnergemeinden. Das Ziel: Menschen zu verbinden.
¶ BEZIRK. Manche haben viele. Andere sind nur einer treu. Viele haben gar keine.
Nicht jede Gemeinde im Bezirk Gänserndorf legte sich in den vergangenen Jahren eine Partnerkommune zu. Bei denjenigen, die es getan haben, liegen unterschiedliche Motive vor.
Städtepartnerschaften liegt der Gedanke zu Grunde, sich kulturell und wirtschaftlich auszutauschen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs waren sie ein Zeichen, dem so lang geschmähten Nachbarn im Osten die Hand zu reichen. So geschah es zum Beispiel in Zistersdorf 1990. Im Rahmen eines Ost-West-Festes wurde offiziell die Freundschaft mit Hodonin gefeiert. Die Wahl fiel auf diese Ortschaft, da auch Hodonin über Erdölvorkommen verfügt. Bereits sechs Jahre kam es zur „Verschwisterung“ von Zistersdorf und Zwettl. Die beiden Gemeinden beziehen ihre Gemeinsamkeiten aus der Geschichte der Kuenringer sowie über die Zisterzienser. Die Pfarre Zistersdorf ist dem Stift Zwettl zugeordnet.
Erdöl und Wein verbindet Zistersdorf mit der norddeutschen Stadt Nienhagen seit 2007/08.
Dornröschen Freunde
Die Bezirkshauptstadt verteilte ihre Gunst ebenfalls an viele Gemeinden. Gänserndorf unterstütze die slowakische Nachbarstadt Malacky bei der Errichtung einer Kompostierungsanlage und der Vergrößerung der Kläranlage. Die Schulen kamen sich über ein Fotoprojekt näher. Zahorska Ves, Kuchyna, Zlate Moravace (alle Slowakei), Zlotoryja (Polen) und Kyjov (Tschechien) sind seit 2004 Gänserndorf in Freundschaft verbunden. „Die Kontakte sind aber in den vergangenen zwei Jahren so gut wie eingeschlafen“, hört man aus der Stadtzentrale.
Der Lasseer Bürgermeister Karl Grammanitsch haucht seiner kleinen Gemeinde regelmäßig europäisches Flair ein. Um das französische Lebensgefühl der Partnergemeinde Briennon ins Marchfeld zu holen, wurde im Europapark eine Boule-Bahn errichtet. Der dazu gegründete Verein zählt bereits 70 Mitglieder. Gegenseitige Besuche verbinden die Partnergemeinden Lassee und Strzyzow in Polen. Zwei von der FF Lassee ausgeschiedenen Autos versehen nun in Strzyzow ihren Dienst.
In den kleineren Gemeinden, wie Auersthal mit der Partnergemeinde Aistersheim in Oberösterreich oder Ebenthal mit der Namensschwester in Kärnten wird regelmäßig Kontakt gehalten. Hier funktioniert die Gemeindepartnerschaft über Vereine, die sich gegenseitig Besuche abstatten.
Entwicklungshilfe
Deutsch-Wagram versteht Städtefreundschaft sehr uneigennützig. Im Jänner 1988 wurde die Freundschaft zwischen den Marchfeldern und Calheta de São Miguel auf Kap Verde geschlossen. Ein ehrenamtlicher Verein kümmert sich um die Projekte vor Ort. So werden mit den in Deutsch-Wagram gesammelten Spenden, Kindergärten, Schulen, Jugendprogramme und medizinische Einrichtungen unterstützt und ausgestattet. Jedes Jahr vergewissern sich die Vereinsmitglieder über die zweckgebundene Verwendung.
Groß-Enzersdorf verzichtet auf eine offizielle Partnerstadt. Hier gilt das schon historisch gewachsene Interesse der deutschen Stadt Freising, da die Stadt über viele Jahrhunderte zum Besitz des Freisinger Bischofs gehörte. Weiters kooperiert Groß-Enzersdorf mit zehn Gemeinden im Stadtmauerstädtebund. Das ist eine Plattform, die sich regelmäßig über alles, was in Bezug zur Stadtmauer steht, austauscht – vom Erhalt bis zur Vermarktung.
Fazit
Eine Städtefreundschaft kann eine schöne und befruchtende Sache sein. Aber man muss sie pflegen. Hier zählt Klasse statt Masse. Zu Erfolgsgeschichten werden Partnergemeinschaften immer dann, wenn Organisationen und Vereine dahinterstehen und nicht nur Einzelpersonen.
Karina Seidl
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