Greifvogelstation Haringsee
Verwaistes Fischotterbaby wird mit Flasche aufgepäppelt
Der kleine Fischotter Rudi hat großes Glück gehabt, er wurde gerettet und wird in Haringsee aufgepäppelt.
HARINGSEE. Eine Spaziergängerin war in Bad Pirawarth in der Nähe eines Baches auf das verwaiste Fischotterbaby aufmerksam geworden, weil es laut geweint hatte. Sie verständigte den zuständigen Jagdleiter, der das Tier daraufhin zu einer Tierärztin brachte. Diese wiederum brachte Rudi gleich in die Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, wo der Kleine nun liebevoll aufgepäppelt wird.
„Rudi war extrem erschöpft und sehr hungrig. Das Fläschchen mit der Welpenmilch hat er sofort akzeptiert und brav getrunken. Als wir ihn übernahmen, hat er nur einen Kilogramm gewogen, mittlerweile hat er aber schon 250 Gramm zugenommen“, berichtet Tierarzt Hans Frey, der wissenschaftliche Leiter der EGS Haringsee.
Darüber, warum Rudi alleine war, kann die EGS nur mutmaßen. Normalerweise haben Fischotterweibchen zwei bis drei Junge pro Wurf. „Wir haben an der Fundstelle noch mal extra nachgesehen, haben aber keinen Fischotter-Bau entdeckt. An der Stelle des Baches in Bad Pirawarth, wo wir die meisten Otterspuren gefunden haben, ist allerdings gerade eine Baustelle mit großen Baggern und viele Lärm. Rudi wurde ein Stück entfernt gefunden. Dass er die Strecke alleine gelaufen ist, können wir ausschließen; dazu ist er noch zu klein. Möglicherweise wollte die Mutter mit ihren Jungen weg von der Baustelle und hat Rudi dabei verloren. Und dann traute sie sich vielleicht nicht mehr zurück“, sagt Frey. Sobald Rudi wieder bei Kräften ist, wird er in die Wildnis entlassen werden.
50 Tiere Fischotter in Niederösterreich getötet
Obwohl sie europaweit streng geschützt sind und sich viele Länder aktiv um die Wiederansiedelung der eleganten Wassermarder bemühen, werden in einigen österreichischen Bundesländern Verordnungen erlassen, die eine Tötung von Fischottern erlauben. In Niederösterreich dürfen z.B. durch eine solche Verordnung bis 2023 pro Jahr 50 männliche Tiere getötet werden. Frey erklärt, warum dies nicht nur aus Artenschutz-, sondern auch aus Tierschutzsicht mehr als problematisch ist: „In der Praxis ist es völlig unmöglich, vor der Tötung des Tieres eine Aussage über dessen Geschlecht zu machen. Daher werden mit Sicherheit auch Muttertiere getötet, die dann ihre Jungtiere als Waisen und nicht überlebensfähig zurücklassen. Junge Fischotter werden mindestens ein Jahr lang von ihrer Mutter geführt und sind ohne diese Führung dem sicheren Tod geweiht.“
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