Photovoltaikzonen im Weinviertel
Wo der Strom auf unseren Feldern wächst
Land Niederösterreich legt Photovoltaik-Zonenplan vor
WEINVIERTEL. Das Weinviertel ist am Weg zur Energiewende - und das nicht erst, seit Russland uns den Gashahn zudreht. Bei Windstrom ist man längst Spitzenreiter in ganz Österreich, nun ist die Sonnenstrom-Erzeugung im Ausbau. Auf welchen Äckern zukünftig Photovoltaik-Anlagen errichtet werden dürfen, wird jetzt gerade festgelegt. Ein umstrittenes Thema.
„In Retz waren sich alle Fraktionen einig. Wir wollten verhindern, dass weit in der Landschaft verstreute kleinere Anlagen entstehen“, äußert der Retzer Umweltstadtrat Martin Pichelhofer. Er kritisiert, dass in Retz keine Zonen vorgesehen sind.
Niederösterreicher können bis 21. September ihre Stellungnahme zu den geplanten Photovoltaikzonen im Grünland abgeben.
In der geplanten Verordnung wird festgelegt, wo hinkünftig große Photovoltaikanlagen auf Freiflächen errichtet werden dürfen.
Gänserndorf
Der Entwurf sieht im Bezirk Gänserndorf 15 Flächen für Photovoltaikgroßanlagen im Grünland vor. Sie liegen in den Gemeinden Lassee, Untersiebenbrunn, Obersiebenbrunn, Leopoldsdorf, Deutsch-Wagram, Markgrafneusield, Raasdorf, Gänserndorf, Auersthal, Weikendorf, Hauskirchen, Palterndorf-Obermannsorf, Hohenau und Ringelsdorf-Niederabsdorf.
Mistelbach
Im Bezirk Mistelbach sind folgenden Flächen im Entwurf ausgewiesen: drei in der Gemeinde Mistelbach, zwei in Gaweinstal und jeweils eine in Wilfersdorf, Ladendorf, Ulrichskirchen-Schleinbach, Wolkersdorf und Pillichsdorf.
Korneuburg
Auf den Grünflächen des Bezirks Korneuburgs sind neun Bereiche vorgesehen: drei in Gerasdorf, zwei in Hagenbrunn und je eine in Stetten, Leobendorf, Spillern und Stockerau.
Hollabrunn
Insgesamt sind sechs Zonen vorgesehen, vier davon in Hollabrunn, eine in Hadres und eine in Zellerndorf. Der Retzer Umweltstadtrat Martin Pichelhofer ist enttäuscht, dass im Gemeindegebiet von Retz keine einzige Fläche ausgewiesen ist: „Das Wunschziel der Gemeinde war es, begrenzt und örtlich konzentriert Flächen für größere Anlagen zur Verfügung zu stellen."
Keine Anlagen in Naturschutzgebieten, auf hochwertigen Böden und in Hochwasserabflussbereichen
In der APA Meldung vom 23. Juli erklärt Landeshauptmannstellvertreter Pernkopf: "Als Eignungskriterien haben Expertinnen und Experten bereits beanspruchte Flächen wie Deponien, Kläranlagen, Straßenrandflächen und dergleichen im Umfeld von Umspannwerken herangezogen".
Ohne Netzausbau weitere Großanlagen sinnlos
Die fehlenden Netzkapazitäten sind beim Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen ein großes Problem. Der Umweltstadtrat von Retz, Martin Pichelhofer fordert: "Im Bezirk Hollabrunn ist ein sofortiger und schneller Netzausbau die erste und dringendste Aufgabe, die zu lösen ist. Ohne diesen wird es wohl auch keine Energiewende geben können. In den Medien wird regelmäßig berichtet, dass die Elektrizitätsgesellschaften durch die aktuelle Preisentwicklung enorme Gewinne einfahren. Bevor daran gedacht wird, diese Gewinne abzuschöpfen, sollten die Energieversorger dazu gebracht werden, die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen, die für die Energiewende Voraussetzung sind. Es ist ja schon lange bekannt, dass die Anforderungen an das Stromnetz in der Zukunft ganz anders aussehen werden als bisher."
Begutachtung noch bis 21. September
Der Zonenplan geht als Sektorales Raumordnungsprogramm acht Wochen in Begutachtung und sieht insgesamt 138 Zonen vor, in denen in Summe 1.288 Hektar PV-Flächen realisiert werden könnten. In diesen Zonen können von den Gemeinden konkrete Flächen bis maximal fünf Hektar gewidmet werden. Bei Vorlage eines Ökologiekonzeptes sind bis maximal zehn Hektar möglich. In der Praxis rechnet man mit rund 1.000 Hektar PV-Flächen, das entspricht rund 0,05 Prozent der gesamten Landesfläche. Nach der Begutachtungsfrist und der Einarbeitung allfälliger Stellungnahmen soll das Sektorale Raumordnungsprogramm im Herbst von der Landesregierung beschlossen werden.
Die Verordnung samt Lageplänen und der Adresse für die schriftlliche Stellungnahme findet sich auf der Homepage der NÖ Landesregierung. Titel der Verordnung samt Abkürzung: Verordnung über ein Sektorales Raumordnungsprogramm über Photovoltaikanlagen im Grünland in Niederösterreich (NÖ SekROP PV)
Bestehende Photovoltaikanlagen
Derzeit gibt es rund 60.000 Photovoltaik-Anlagen im Land Niederösterreich. Gemeinsam erzeugen sie Strom für rund 190.000 Haushalte. Niederösterreich plant bis 2030 von derzeit 660 Gigawattstunden auf 2.000 Gigawattstunden Sonnenstrom zu erhöhen.
Dazu äußert Stefan Pernkopf in der APA OTIS Meldung: „Wir brauchen Versorgungssicherheit für Energie und für Lebensmittel. Deshalb haben wir einen klaren Fokus auf Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, über Parkplätzen, Hallen etc. Für diese Anlagen haben wir bereits eine massive Erleichterung beschlossen und die Genehmigungs-Freigrenze um den Faktor fünf auf nunmehr ein Megawatt erhöht. Damit sind wir Vorreiter in ganz Österreich.“ In den anderen Bundesländern liegt diese Freigrenze teilweise weit tiefer, während man in Niederösterreich keine Genehmigung mehr braucht. Die bisher schon bestehenden Anlagen wie beispielsweise auf Dächern sollen bis 2030 verdoppelt werden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.