Akut: Ärztemangel im Bezirk - Hohenau sucht zwei Allgemeinmediziner
BEZIRK (mb/up). Landarzt zu sein ist für die meisten Jungärzte nicht attraktiv genug, viele Gemeinden Niederösterreichs finden keine Mediziner für vakante Planstellen. Besonders hart trifft es derzeit Hohenau. Ab 1. April gehen das Ärzte-Ehepaar Elisabeth und Josef Straka in Pension. Damit werden zwei Planstellen für Allgemeinmediziner frei und es haben sich bisher keine Interessenten gemeldet. Bürgermeister Robert Freitag machte sich bereits vor einem Jahr auf die Suche nach Nachfolgern. Sogar in tschechischen und slowakischen Tageszeitungen wurden Inserate geschalten. Bisher ohne Erfolg. Obwohl sowohl zwei Wohnungen als auch die Schaffung von Ordinationsräumen durch die Gemeinde zugesichert wurden.
"Die Erhaltung einer Praxis ist teuer, die Erstinvestitionskosten sind enorm hoch und wenn im Ort eine Apotheke ansässig ist, fällt das Einkommen durch die "Hausapotheke" weg", erklärt der Drösinger Arzt Michael Gamperl. Die frühere "Anstellung" als Gemeindearzt - als Hausvisiten noch gang und gäbe und durch die Gemeinde mitfinanziert waren - gibt es schon lange nicht mehr. Arztpraxen werden heute quasi wie ein Unternehmen geführt.
Zur Überbrückung des Engpasses haben sich die Ärzte Karim Piroty-Dehbokry aus Rabensburg und Martin Neugebauer aus Bernhardsthal aus dem eigenen Sanitätssprengel, sowie Joachim Dinhobl und Michael Gamperl aus Drösing und Robert Hranjek aus Bullendorf vorübergehend zur Verfügung gestellt. Die Drösinger Gemeinschaftspraxis wird eigens für die Hohenauer Bevölkerung den bisher praxisfreien Mittwoch als Ordinationstermin anbieten. Hausvisiten außerhalb des Sanitätssprengels werden jedoch nicht gemacht.
Wochenend-Dienste
Im Sanitätssprengel Hohenau/Rabensburg/Bernhardsthal stehen somit ab dem 2. Quartal 2018 nur mehr zwei Ärzte zur Verfügung. Auch seitens der NÖ Ärztekammer wird an einer Lösung der kassenärztlichen Wochenend- und Feiertagsdienste gearbeitet. Ansonsten gibt es an Wochenenden nur noch den NÖ-weiten Notruf (141) in der Zeit von 19 -7 Uhr. Der Auersthaler Arzt Peter Kozlovsky beschäftigte sich als Bezirksärztesprecher eineinhalb Jahre mit dem Fall Hohenau. "Ich habe mich ebenfalls bemüht, jemanden zu finden, aber solange die Rahmenbedingungen für Landärzte nicht beherzt geändert werden, wird es schwierig werden die Praxen zu besetzen." Im Bezirk werden in den nächsten Jahren mehrere Allgemeinmediziner in Pension gehen. Laut Kozlovsky sind drei Probleme zu lösen: Arbeitszeit, Gemeinschaftspraxen und Honorare. "Als engagierter Arzt arbeite ich 60 bis 70 Wochenstunden, die Honorare stehen in keinem Verhältnis zu meiner Arbeitsleistung", sagt er. In Sachen Gemeinschaftspraxis sei zwar Besserung in Sicht aber: "Die Anpassungen laufen träge und die versprochene Aufwertung des Hausarztes ist ein bloßes Lippenbekenntis. Inzwischen ersticken wir Ärzte in Bürokratie."
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