Gailtal
"Datenschutz ist oft ein notwendiges Übel"

Markus Zametter ist ein Experte in Sachen Datenschutz | Foto: Julia Forstlechner
  • Markus Zametter ist ein Experte in Sachen Datenschutz
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REISACH (aju). Seit einigen Jahren betreibt Markus Zametter bereits seine IT-Firma in Reisach. Nach einer umfangreichen Ausbildung in Wien zog es den Gailtaler wieder zurück in seine Heimat. Hier möchte er nicht nur Unternehmen technisch beraten sondern auch zum Auf- und Ausbau der Region beitragen. Zudem ist der Reisacher Experte in Sachen Datenschutzgrundverordnung. Passend zum Europäischen Datenschutztag am 28. Jänner erklärt er deshalb, wie es derzeit um die Praxis in Sachen Datenschutz bestellt ist. 

Wie gehen die Unternehmen grundsätzlich mit dem Datenschutzgesetz um und wo gibt es Aufholbedarf?
Meine Erfahrungen mit Unternehmen im Bezirk sind hier sehr unterschiedlich - manche wollen wirklich nur das absolute Mindestmaß erfüllen, andere sind engagierter und bemühen sich, sehr umfassende Maßnahmen zu setzen. Eine pauschale Aussage lässt sich also nur schwer treffen.
Was aber fast alle Firmen gemeinsam haben ist, dass sie die neuen Datenschutzrichtlinien primär als notwendiges Übel sehen. Ich denke man könnte Datenschutz auch proaktiv nutzen, um das eigene Unternehmen weiterzuentwickeln, und Mehrwert für Kunden und Betrieb zu schaffen.

Gibt es noch Grauzonen oder ist mittlerweile alles zu Gänze geklärt?
Es gibt sicher noch einige Unklarheiten und Grauzonen. Manche Dinge, die der Gesetzestext (scheinbar oder tatsächlich) fordert, lassen sich in der Praxis nur schwer abbilden. Ich sehe noch Klärungsbedarf bei Themen wie z.B. Pseudonymisierung, vollständige Umsetzung der Betroffenenrechte, Handhabung von IP Adressen, Nutzung bestimmter Social Media- und Messengerdienste, sowie bei Fotografien.  Mehr Rechtssicherheit werden wohl auch die weiteren Gerichtsentscheide bringen, diese sollte man also verfolgen.

Wo treten die häufigsten Probleme auf?
Es gibt noch einen zu lockeren Umgang in der Verarbeitung von personenbezogenen Daten. Es muss noch stärker darauf geachtet werden, für jede Datenverarbeitung eine geeignete Rechtsgrundlage zu haben. Auch das Weiterleiten von Daten an Dritte ist problematisch, wenn man nicht im Voraus entsprechende Schritte gesetzt hat. Im technischen Bereich wird leider auch noch häufig die IT Sicherheit vernachlässigt. Veraltete Software, Sicherheitslücken und unzureichende Sicherheitsmaßnahmen können leicht zu Datenverlust und Datendiebstahl führen.

Was sind die Rückmeldungen Ihrer Kunden zum Thema Datenschutz?
Ich glaube die meisten meiner Kunden waren angenehm überrascht, als wir die wichtigsten Maßnahmen umgesetzt haben. Viele haben es sich glaube ich schlimmer vorgestellt, als es dann tatsächlich war. So glaubten bisher fast alle, dass sie einen Datenschutzbeaftragten benötigen - bei den meisten stellte sich aber heraus, dass dem nicht so ist. Die Unternehmer waren dann natürlich entsprechend erleichtert.

Wie groß ist der Mehraufwand dadurch für die Unternehmen?
Das hängt stark von der Art des Unternehmens ab, und auch davon wie das bisherige Datenschutzniveau im Betrieb war. Ein kleines Unternehmen, dass kaum besondere Datenkategorien verarbeitet, bisher schon sorgsam mit Daten umgegangen ist und im Bereich Sicherheit auf dem Stand der Technik ist, hat keinen großen Mehraufwand. Wer bisher Datenschutz und Datensicherheit eher ignoriert hat, oder aber in hohem Ausmaß besondere Datenkategorien verarbeitet, hat jetzt definitiv mehr zu tun.

Was würden Sie den Unternehmen zu dieser Thematik raten?
Zumindest eine Datenschutzerklärung, ein Verarbeitungsverzeichnis, einige Auftragsverarbeitervereinbarungen sowie grundlegende technische und organisatorische Schutzmaßnahmen wird nahezu jedes Unternehmen benötigen. Und im Idealfall sollte man Datenschutz als Chance sehen, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Man könnte Datenschutz auch im Marketing nutzen, nach dem Motto: "Kundendaten sind bei uns besonders sicher", "wir haben freiwillig einen Datenschutzmanager für Ihre Anliegen eingestellt", etc. Ich empfehle Betrieben auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachleuten.

Aus Ihrer Sicht: was müsste beim Datenschutzgesetz noch verbessert/verändert werden?
Ich befürchte es gibt in manchen Punkten eine ungerechte Mehrbelastung von KMU im Vergleich zu Großkonzernen. Wenn manche Betriebe mit nur wenigen Mitarbeitern aufgrund ihrer Tätigkeit einen Datenschutzbeauftragten benötigen, ein großer Konzern dagegen einen Datenschutzbeauftragten für all seine Niederlassungen hat, finde ich das unverhältnismäßig. Gleiches gilt für die Höchststrafen: Die meisten Kleinunternehmer würden wahrscheinlich lieber 4% ihres Jahresumsatzes zahlen, als 20 Millionen.

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Meinungen zum Datenschutz

Obwohl in den Krankenhäusern der Kabeg immer schon Wert auf Datenschutz gelegt wurde, verstärkte die neue Verordnung dies noch zusätzlich. "Natürlich brachte die DSGVO Änderungen. So kam es etwa durch die neue Gesetzeslage zu einer Stärkung der Rolle des in der Kabeg seit vielen Jahren etablierten Datenschutzbeauftragten. Das wurde und wird von uns sehr positiv gesehen. Aber auch die höhere Transparenz und Awareness sind aus Datenschutzsicht wünschenswert", sagt der Datenschutzbeauftragte der Kabeg Hannes Steinberger.

Interpretationsspielraum

Dieses Vorgehen ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum bisher noch keine Beschwerden aufgetreten sind. "Trotzdem hat der Datenschutz in seinen Maßnahmen und seiner Umsetzung natürlich auch Interpretationsspielräume. Entscheidungen der Datenschutzbehörde und die österreichweite Abstimmung mit Datenschutzbeauftragten schaffen hier aber eine Grundlage."

Sehr aufwändig

Mit dem Thema Datenschutz befasst hat man sich auch bei der Euronova in Arnoldstein. "Nachdem ich mich ursprünglich selbst in dieses Thema einlesen wollte, habe ich erkannt, dass das Gesetz und auch die DSGVO nicht eindeutig erkennen lassen, was tatsächlich zu tun wäre. Daher habe ich einen externen Datenschutzbeauftragten bestellt", sagt Euronova-Geschäftsführer Eric Gotschier. Rund 5.000 Euro wurden in den Schutz der Daten investiert. "Dieses Thema eint Kunden und Anbieter. Wir ernten durchwegs verständnisvolles Augenrollen", so Gotschier. Zudem habe sich auch der Verwaltungsaufwand erhöht und ließ sich nur dadurch einigermaßen im Zaum halten, dass einige interessante, aber durch den Datenschutz sehr aufwändige Angebote aus dem Programm genommen werden mussten.

1.000 Euro Kosten

Christian Jenul, Chef der Firma Marat Consulting in Rattendorf, hingegen macht die Erfahrung, dass sich große Firmen, die mit ihm zusammenarbeiten, weniger Sorgen um den Datenschutz machen als kleinere. Das liege daran, dass viele sich sicher fühlen, weil noch keine Kontrollen stattfinden. "Meine Kunden haben sich damit abgefunden, aber mich selbst hat die Umstellung sicher rund 1.000 Euro gekostet."

Keine Probleme

Kein Problem mit der neuen Datenschutzgrundverordnung scheinen hingegen die heimischen Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen zu haben. So zum Beispiel auch die Musikschule Dreiländereck und der Pfarrkindergarten Kötschach-Mauthen. "Wir haben unsere Datenschutzrichtlinien und an die müssen wir uns halten. Wir wurden von der Caritas sehr gut geschult und die Eltern mussten alle Datenschutzblätter unterschreiben", sagt Kindergartenleiterin Ingrid Gailer. Ähnlich sieht es auch bei der Musikschule aus. Auch hier muss eine Erklärung unterschrieben werden. Obwohl man davon nicht begeistert ist, so müsse man sich einfach daran halten. "Es ist natürlich eine Zettelwirtschaft und ein Mehraufwand, aber das ist es auch bei den Allergenen und vielem mehr. Man muss diese Vorschriften akzeptieren, denn jammern hilft uns ja auch nicht", so Gailer.

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