Neues Gesetz zum Wolfsabschuss
Der Wolf beschäftigt unsere Landwirte

Mathias Themeßl von der Landwirtschaftskammer Kärnten begrüßt das neue Gesetz zur Wolfsbejagung. | Foto: Privat/Themeßl
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  • Mathias Themeßl von der Landwirtschaftskammer Kärnten begrüßt das neue Gesetz zur Wolfsbejagung.
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Ein neues Alm- und Weideschutzgesetz macht die Bejagung von Schadwölfen einfacher. Das sagen Gailtaler Bauern und Almhirten.

GAILTAL. Mathias Themeßl aus Oberdöbernitzen in Kirchbach ist Kammerrat der Landwirtschaftskammer Kärnten, Fraktion Kärntner Bauernbund. Er betreibt selbst eine Landwirtschaft mit Rinderhaltung. Zum Thema Wolf sagt er. „Jeden viehhaltenden Betrieb in Kärnten betrifft es. Es ist nicht nur ein Bauernproblem, sondern es betrifft die Gesellschaft, die Almwirtschaft, den Tourismus, die Freizeitsportler. Wir können nur positiv unterstreichen, dass wir in Kärnten das Gesetz zusammengebracht haben, das EU-weit einzigartig ist. Mit dem neuen Gesetz können wir besser Herr werden. Jeder Wolf, der bei uns durchzieht und Schaden anrichtet, stellt ein Problem dar. Sobald ein Wolf in ein Siedlungsgebiet kommt, ist er als Problemwolf einzustufen.“

Abschuss einzig richtige Lösung

Für den Kammerrat stellen Abschüsse die einzig richtige Lösung in der Diskussion um den Wolf dar. „Es gibt nur eine Möglichkeit, das ist die Entnahme. Das Leben mit dem Wolf ist nicht möglich“, sagt er und begründet dies so: „Der Lebensraum ist in unserer Struktur in Mitteleuropa vom Menschen zu dicht besiedelt, so dass der Wolf bei uns keinen Platz darin hat. In Naturschutzgebieten hat er ja seine Berechtigung, aber in der Kulturlandschaft, in einem besiedelten Raum nicht.“

"Herdenschutz betreibt jeder Landwirt"

Auch zum Thema Herdenschutz hat sich der Gailtaler Landwirt seine eigene Meinung gebildet. „Herdenschutz betreibt jeder Landwirt. Wenn ich z.B. meine Rinder einzäune, ist das schon Herdenschutz. Es spricht nichts gegen Herdenschutz, aber man muss wissen, wo funktioniert es, was und wo kann ich es machen, damit ich mit der Gesellschaft kein Problem bekomme. Wenn es sich um ein touristisches Einzugsgebiet handelt, wird es mit Herdenschutzhunden nicht funktionieren.“

Ohne Almbewirtschaftung geht´s nicht

Generell schrumpft die Anzahl an Weidevieh auf den Almen. Themeßls These: „Viele Bauern wollen es sich nicht mehr antun, die Tiere auf die Alm zu treiben. Aber nicht aus Angst vor dem Wolf. Auch der Strukturwandel macht sich in der Landwirtschaft bemerkbar. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben heutzutage auch nicht mehr genug Personalkapazitäten, eine Alm zu bewirtschaften.“ Als Praktiker stellt er fest: „Die Almen wachsen zu, sie werden definiv kleiner. Sobald sie verwildern, kleiner werden und weniger bewirtschaftet werden, haben wir weniger Wasserspeicher. Unsere Almen sind immerhin die größten Wasserspeicher. Die Bewirtschaftung einer Alm ist auch für Lawinenschutz, Erosionsschutz usw. enorm wichtig. Die Beweidung ist notwendig, um bei uns leben zu können“, macht er aufmerksam.

Mit Wolf Herdenschutz gestartet

Anna Franziska Huber arbeitet seit dem Almsommer 2021 als Schafhirtin auf der Kirchbacher Wipfelalm. Rund 300 Schafe von unterschiedlichen Auftreibern aus ganz Österreich werden jeden Sommer dort gealpt. Als es in ihrem ersten Almsommer bereits nach zwei Wochen erste Wolfsrisse gab, begann die gebürtige Münchnerin zum Schutz vor dem Wolf gemeinsam mit ihrem erfahrenen Kollegen, dem Bio-Schafbauer Martin Martin damit, die Schafe über Nacht in einen so genannten "Nachtpferch" zu treiben.

Herdenschutz "step by step"

"Ich bin Schafhirtin aus Leidenschaft, vielleicht auch aus Idealismus, muss man mittlerweile leider sagen. Ich tue alles, was in meinen Möglichkeiten steht, damit es meinen Tieren gut geht. Daher schütze ich sie natürlich auch, durch meine Präsenz als Hirtin und weiteren Maßnahmen", betont sie. "Es gibt ja zahlreiche Ansätze und Maßnahmen von "Herdenschutz", meint Huber und verweist auf die Sachlage: "Seit der Wolf da ist, ist es leider nicht mehr möglich, dass man wie in alter Tradition die Schafe den ganzen Sommer über ohne dauerhafte Behirtung im Almweidegebiet grasen lässt und einmal die Woche zur Kontrolle hinaufschaut." Huber hat mit der zunehmenden Präsenz des Wolfes mittlerweile verschiedene Entwicklungs-Stadien durchgemacht: Im ersten Jahr gab es mit der Nachtpferch-Lösung bis zum Abtrieb keine Risse mehr, allerdings kamen die gealpten Tiere auch mit wenig Gewichtszunahme wieder ins Tal, da die Schafe durch das Eintreiben mehr laufen und weniger fressen. Ebenso steigt durch die enge Pferchung über Nacht die Gefahr der Parasitenübertragung und anderer Krankheits-Erreger unter den Tieren. Im zweiten Almsommer kamen zusätzlich zur Nachtpferch-Methode zwei Esel als Wolfsschutz mit auf die Alm. "Wir begannen auch damit, mit Segmenten zu arbeiten, damit die Tiere weniger weit laufen und mehr Gewicht zunehmen. Zur Verringerung der Krankheitsübertragung begann ich, alle vier bis fünf Tage den Nachtpferch komplett ab und wieder neu aufzubauen und krankheitsanfällige Schafe morgens und abends individuell zu behandeln", so Huber.

Immenser Mehraufwand

"Dieser immense Mehraufwand konnte und kann nur durch die gemeinschaftliche Mithilfe der Bauern aus dem Tal überhaupt möglich gemacht werden. Alleine als Hirtin ist diese Arbeitsleistung faktisch nicht zu schaffen", betont sie. Weil der Wolf immer präsenter wurde, legte sie sich mit ihrem Kollegen Martin Martin vor dem letzten Almsommer (2023) einen türkischen Hirtenhund zu. In Kombination mit einer Border-Collie Hündin (zum Eintreiben der Schafe), die seit dem ersten Almsommer im Einsatz ist, verlief der letzte Almsommer rissfrei.
Die Schafhirtin ist sich aber auch bewusst, dass man einen Hirtenhund (wie jeden Hund!) erziehen und im Griff haben muss und dass man damit eine große Verantwortung trägt.

Ruf nach finanzieller Unterstützung 

Obwohl angekündigt wurde, dass Hirten- und Almpersonal wegen der Präsenz des Wolfs von der Politik zusätzlich finanziell unterstützt werden sollen, habe sie und ihr Alm-Team bisher davon wenig gespürt. Finanzielle Unterstützung, z.B. eine zusätzliche Behirtungs-Pauschale für den betriebenen Mehraufwand oder ähnliches habe sie bisher noch nicht gesehen, bedauert sie. "Natürlich ist die Wolfs-Problematik auch für die Politiker quasi Neuland und Schuldzuweisungen bringen uns ja auch nicht weiter. Letztendlich wollen wir alle ja das gleiche: einen friedlichen Almsommer und gesunde, glückliche Tiere beim Abtrieb im Herbst. Für mich persönlich gibt es momentan keine andere Möglichkeit, Tiere verantwortungsvoll auf einer Alm zu behirten. Es geht momentan nicht mehr ohne. Ich kann mit mir persönlich nicht vereinbaren, dass ich die mir anvertrauten Tiere dort oben allein lasse."

Will Weg mit Herdenschutz weitergehen

Ob und wie es in Zukunft mit dem Almen weitergeht, kann Huber nicht voraussagen.
"Ich bin kein Experte, ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung lernen und aus dem Austausch mit anderen Bauern und Almpersonal: "Der Austausch auf der IAT (internationalen Alpwirtschaftstagung) in Visp 2022 beispielsweise hat meinen Horizont sehr erweitert, weil dort Erfahrungen aus anderen angrenzenden Ländern wie Deutschland, der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien usw. geteilt werden. Der gemeinschaftliche, grenzübergreifende Austausch bringt sehr viel und hat mich auch bestärkt, meinen Weg als Schafhirtin erst einmal weiterzugehen", so Huber. "Der Wolf ist klug und lernt schnell. Man weiß nie genau, wie lange das eigene Konzept hält, was man für "sein" Almweidegebiet entworfen hat", meint sie. Es bedarf hierbei auch großer Flexibilität und Arbeitseinsatz bei Wind und Wetter. "Das härtet ab, bringt einen aber auch kräftemäßig an seine Grenzen. Ein "normales" Arbeitsleben lang bis zur Rente kann man diesen körperlichen Einsatz eigentlich nicht leisten, zumal es ja ein saisonaler Job ist", erklärt sie.

Gibt nicht nur "Schwarz und Weiß"

Wie das meiste Almpersonal arbeitet sie in den restlichen Monaten in einer anderen Branche.
"Da wird dann das Schafe halten schnell als "Hobby" abgestempelt. Dass ich um fünf Uhr E-Mails schreibe, damit ich um 6 Uhr in den Stall gehen kann, bekommt ja die Außenwelt nicht mit", so Huber. Zur aktuellen Diskussion bezüglich Entnahme von Wölfen will sie sich nur ungern äußern. "Ich beziehe nicht gerne Stellung, es gibt nicht nur Schwarz und Weiß auf dieser Welt." Trotzdem ist sie aufgrund der Zunahme der Wolfspopulation innerhalb der letzten Jahre und der Risszunahme im europäischen Raum der Meinung, dass man über eine gezielte Entnahme von Wölfen nicht herumkommt. Für diesen Almsommer hat sich die Schafhirtin bereits im Winter zwei weitere Hirtenhunde zugelegt.

Mathias Themeßl von der Landwirtschaftskammer Kärnten begrüßt das neue Gesetz zur Wolfsbejagung. | Foto: Privat/Themeßl
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