Finger weg vom Rauchfang!
Rauchfänge sind heilig, sie sichern die Unabhängigkeit der Mieter von Energieanbietern.
BEZIRK. Während Niederösterreich unter der Rekordhitze stöhnt(e), jagt der Ausblick auf den Winter vielen bereits kalte Schauer über den Rücken. Grund: der gute alte Rauchfang könnte schon bald vom Aussterben bedroht sein. Eine Änderung der niederös-terreichischen Bauordnung sieht vor, dass der Notkamin bei Mehrparteienhäusern nicht mehr, wie bisher, Pflicht ist, etwa wenn der Bau durch Fernwärme oder ein zentrales Heizwerk versorgt wird. Die Bedingung: binnen 48 Stunden muss bei Heizungsausfall ein Ersatzsystem verfügbar sein. Viele Wohnungseigentümer fürchten sich nun vor kalten Wohnungen im Winter. Besondere Brisanz erhält der Entwurf durch die Gaskrise zwischen Russland und der Ukraine. Sollte Putin den Gashahn abdrehen, fehlt die Möglichkeit in Wohnungen einen Notkamin zu betreiben.
Rauchfangkehrer, Ofensetzer und Holzhändler laufen gegen diesen Entwurf Sturm. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn das Gesetz soll am 25. September im Landtag beschlossen werden.
Rauchfangkehrermeister Wilhelm Ableidinger aus Litschau ist überhaupt nicht begeistert: "Ich bin gegen diese Änderung. Ich glaube auch kaum, dass die künftigen Mieter Freude haben werden. Man hat damit keine Entscheidungsfreiheit mehr, womit man heizen will, sondern ist darauf angewiesen, was einem im jeweiligen Haus zur Verfügung gestellt wird. Viele Menschen wollen aber einen kleinen Ofen betreiben, weil ihnen andere Heizmöglichkeiten zu teuer kommen."
So richtig die Leviten gelesen bekommen die Gesetzesmacher von Kachelofenbauer Manfred Hofmann aus Gmünd: "Was da geplant ist, ist ein kompletter Unfug. Menschen, die in einem sozialen Wohnbau leben und sich das Heizen nur schwer leisten können, werden damit gezwungen, teure Heizvarianten in Anspruch zu nehmen." Im Waldviertel sei es ja doch oft so, dass jemand, der möglicherweise arbeitslos sei oder nur über eine kleine Pension verfüge, in den Wald ginge, um dort aufzuräumen. Dieses erneuerbare Brennmaterial sei in der Regel gratis und helfe so jenen, die es finanziell nicht so leicht hätten, punkto Heizung leichter über die Runden zu kommen. Diese Möglichkeit fiele weg, wenn es Wohnungen ohne Kamine gäbe. In Wahrheit müsse den Mietern die Wahl gelassen werden, womit sie heizen wollen.
"Mit dieser Gesetzesänderung haben sich wieder Lobbys durchgesetzt, über die Kleinen wird wieder einmal drübergefahren", so der Ofen-Hofmann-Chef Manfred Hofmann abschließend.
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