Magnesium, Cranberry, Schokolade

Gesundheitsmythen im Faktencheck

Es gibt Mythen über die Gesundheit, die fast jeder kennt - doch was ist an ihnen dran? Wissenschaftlerin Jana Meixner klärt auf.

BEZIRK GMÜND. Jana Meixner beschäftigt sich mit gängigen Gesundheits-Mythen. Die gebürtige Waldviertlerin - sie kommt urprünglich aus dem Bezirk Gmünd - hat Medizin studiert und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems tätig. Ihr Schwerpunkt ist die Mitarbeit am Projekt Medizin-Transparent.at, das Mythen und Behauptungen rund um die Gesundheit überprüft.

Wirkt Cranberry gegen Blasenentzündung?

Es gibt Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung der Cranberry gegen Blasenentzündungen bei Frauen. "Wir haben Folgendes herausgefunden: Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen und regelmäßig Cranberry-Nahrungsergänzungsmittel nehmen, bekommen möglicherweise seltener eine Blasenentzündung", erklärt Jana Meixner. Ob Cranberry auch im Erkrankungsfall zu Behandlung etwas nützt, ist aber nicht wirklich erforscht - obwohl Anbieter in Apotheken meist damit werben. Cranberry-Saft ist wegen des hohen Zuckergehalts eher weniger empfehlenswert.

Hilft Magnesium bei Muskelkrämpfen?

Magnesium ist bei Muskelkrämpfen in der Schwangerschaft sinnvoll und wirksam, weil diese Krämpfe häufig durch Magnesiummangel verursacht werden. Studien haben aber gezeigt, dass bei Menschen, die grundsätzlich zu Muskelkrämpfen neigen - zum Beispiel in der Nacht - Magnesium jedoch eher nichts zu bringen scheint.

Lindert Honig Husten?

Honig gilt als traditionelles Hausmittel gegen akuten Husten. Laut der Wissenschaft könnte da was Wahres dran sein. "Honig könnte vielleicht gegen Husten wirken - allerdings weiß man das nur für Kinder, und der Effekt scheint auch nicht allzu groß zu sein", so Meixner. Ob Honig bei Erwachsenen ähnlich wirkt, sei unzureichend erforscht.

Ist Milch wichtig für die Knochen?

Noch immer hält sich die Behauptung, dass Milch unbedingt notwendig ist, um genug Calcium für die Knochen zu bekommen. Stimmt so nicht, sagt Jana Meixner: "Diese Behauptungen gehen zum Teil auch auf die Milchindustrie zurück. Der Mensch konsumiert evolutionsgeschichtlich gesehen noch nicht lange die Muttermilch anderer Säugetiere – nämlich erst seitdem er sesshaft geworden ist und angefangen hat, Tiere ihrer Milch wegen zu halten. Das war vor etwa 10.000 Jahren. Bis dahin lebte der Mensch zigtausende Jahre als Jäger und Sammler – ganz ohne Milch und sicher mit funktionierenden Knochen."

Milch enthält zwar Calcium, das für die Knochenbildung wichtig ist. Calcium ist aber zum Beispiel auch in vielen Gemüsesorten enthalten. "Bei einer eher einseitigen Ernährung ohne viel Gemüse kann Milch natürlich eine wichtige Calcium-Quelle sein. Der Umkehrschluss, eine Ernährung ohne Milch wäre schädlich für die Knochen, ist aber definitiv falsch. Wir brauchen Milch nicht zwingend. Vegan lebende Menschen zum Beispiel essen eben mehr Gemüse und Nüsse und beziehen daraus ihr Calcium."

Macht Schokolade glücklich?

In Schokolade ist die Aminosäure Tryptophan enthalten. Tryptophan ist die Vorstufe des Glückshormons Serotonin und soll bei Depressionen helfen. Eine stimmungsaufhellende Wirkung von Tryptophan konnte bisher wissenschaftlich jedoch nicht belegt werden, aussagekräftige Studien dazu fehlen - sowohl für Tryptophan aus Schokolade, als auch für das Nahrungsergänzungsmittel. "Schokolade dürfte also eher über den Geschmack und den Zucker stimmungsaufhellend wirken", so Meixner.


Nächste Woche geht es um "Gesunde Gemeinden".



Das könnte dich auch interessieren: