Kurioser Prozess: Besitzstörung, Grabschändung und Störung der Totenruhe!
Gemeinde pflegte Ehrengrab, jetzt folgt eine Gerichtsverhandlung wegen Besitzstörung.
BRAND-NAGELBERG. Womit sich Bürgermeister manchmal herumschlagen müssen, ist oft mehr als seltsam, wie etwa der Fall des Ehrengrabes der Familie Stölzle am Friedhof Brand. BRAND-NAGELBERG. Seit 1925 besteht das Ehrengrab der Familie Stölzle – eigentlich sind es sieben von einem Schmiedeisenzaun umfasste Gräber. Darin bestattet liegen u.a. ein ehemaliger Bürgermeister Carl Stölzle sowie Paula Vaugoin und der letzte Stölzle, Rudolf, der in den 1990er-Jahren verstorben ist.
1990: Gemeinde pflegt Grab
Seit damals betreut die Gemeinde die Grabstätte, wozu sie gesetzlich auch verpflichtet ist. Vor rund sieben Jahren rief ein Mann namens Reinhard Willfort bei Bürgermeister Franz Freisehner an, der sich als Urenkel der Paula Vaugoin und Ludwig Stölzles ausgab und sich auf ein aufgetauchtes Testament berief, das diese Verwandtschaft beweisen solle. Laut Bgm. Franz Freisehner legte er das Testament jedoch nie vor, auch wurde er persönlich nie beim Gemeindeoberhaupt vorstellig um seine Verwandtschaftsbehauptung zu beweisen. Er erklärte lediglich telefonisch, er wolle sich künftig um die Grabstelle der Familie Stölzle kümmern.
2007: Stölzle-Enkel pflegt Grab
"Natürlich hatten wir nichts dagegen, schließlich bedeutet das weniger Arbeit für die Mitarbeiter des Bauhofes", erklärt Freisehner im BB-Gespräch. Allerdings blieb es, so Freisehner weiter, bei der Ankündigung. Tatsächlich verwilderte das bisher gut gepflegte Grab zusehends und war bald von meterhohem Unkraut überwuchert, was von der Gemeinde mit zahlreichen Fotos dokumentiert worden ist. Beschwerden der Bevölkerung folgten.
2011: Gemeinde pflegt wieder
So entschloss sich Freisehner 2011 die Grabpflege wieder in die Hände des Bauhofes zu legen, zuvor wurde Willfort von der geplanten Grabpflege durch die Gemeinde schriftlich in Kenntnis gesetzt. Auf dieses Schreiben reagiert der vorgebliche Stölzle-Enkel nicht. Das Unkraut wurde also entfernt und statt dessen wurde auf der etwa 36 m² großen Fläche weißer Kies aufgebracht und der verrostete Zaun neu gestrichen.
2013: Besitzstörungsanzeige
Groß war Freisehners Erstaunen jedoch, als Willfort plötzlich im April 2013 bei der Polizei Schrems eine Anzeige wegen Besitzstörung gegen Bgm. Freisehner einbrachte, daraus resultiert eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Krems wegen Störung der Totenruhe und Grabschändung. Die Besitzstörungsklage soll nun am 11. Juli am Bezirksgericht Gmünd verhandelt werden. Dort dürfte unter anderem auch geklärt werden, ob der Mann tatsächlich ein Nachfahre der Glasdynastie ist.
Reinhard Willfort beharrte im Bezirksblätter-Gespräch auf seinem Grab-Besitzanspruch.
Willfort: Habe Grab-Anspruch
Außerdem behauptete er, er habe eine beglaubigte Kopie des aufgetauchten Testaments eingeschrieben an die Gemeinde Brand-Nagelberg geschickt. Er, als legitimer Erbe der Stölzles, lasse so nicht mit sich und seinem Eigentum verfahren, der sozialdemokratische Bürgermeister brauche sich nicht als Herrscher aufspielen. Schließlich sei halb Nagelberg einmal in der Hand und im Besitz der Familie Stölzle gewesen. Der Bürgermeister solle endlich seinen Anspruch auf das Grab respektieren. Zum Prozess werde er, Willfort, kommen.
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