NORDWALD-POESIE
VERENA - DAS GEDICHT von Roland Kernstock für seine Seelenfreundin Verena
Es war kein Tag wie jeder Tag,
denn auf den Sommerwiesen lag
ein Zauber, als der Tag begann,
den man nur schwer beschreiben kann.
Ein Vogel, der im Ahorn sang -
mir war, als ob es anders klang.
Das Gras war nie so saftig grün;
Vergissmeinnicht, die drinnen blüh´n,
war´n mir noch nie so blau erschienen,
als ich am Wegrand stand bei ihnen.
Ich ging durch einen Hain aus Birken
und ließ den Zauber auf mich wirken.
Es waren magische Minuten,
und auch des Flusses blaue Fluten,
wilder schienen sie zu schäumen -
und ich ergab mich meinen Träumen.
Und gibt es wirklich die Magie -
hier atmete und wirkte sie.
Auf einmal wurde es mir klar,
was dort draußen anders war.
Ich stand allein in meinem Land,
und habe DICH in ihm erkannt:
Die Tränen, die du immer weinst,
wenn du mir restlos glücklich scheinst -
im Morgentau konnt´ deine Tränen
in jedem Tropfen ich erkennen.
Der Nebel, der dort nach mir greift,
das war dein Atem, der mich streift,
wenn du ganz nahe bei mir bist
und mich in deine Arme schließt.
Doch auch in Winden, die dort wehen,
konnte ich deinen Atem sehen:
Manchmal wild und ungezähmt,
Weite suchend, fast schon fremd;
manchmal ganz sanft zur Abendruh´ -
so wie du es bist, wie du.
Dann der Fluss, der niemals bleibt,
den es immer weiter treibt,
rastlos, ohne Aufenthalt,
ruhig, jedoch wild schäumend bald
und unbekannten Zielen zu -
auch wie du es bist, wie du.
And´rerseits die alte Buche,
wo ich meinen Frieden suche
und die fest verwurzelt ist -
so wie du, wie du es bist.
Dann sah ich bei den blauen Teichen,
dass sie deinen Augen gleichen:
Klar und rein, und ich verstand.
Ja, ich sah DICH in meinem Land.
Ich sah dich mit den Wolken ziehen,
weit fort, um vor dir selbst zu fliehen;
ich sah dich durch den Sturmwind treiben,
doch wie den Baum für immer bleiben,
wo deine Seele Frieden fand -
ja, ich sah DICH in meinem Land.
Ich traf dich in den tiefen Höhlen,
weil Unbekanntes sie erzählen,
so wie in deinem wilden Blut
wohl tief auch ein Geheimnis ruht.
Im Reich der Elfen und der Feen
habe ich nachts dich tanzen seh´n,
denn du warst eine dort von ihnen
und bist im Wasserfall erschienen.
Beim gelben, kalten Mondenlicht
erschien im Vollmond dein Gesicht
und sah auf mich, bis er verschwand -
ja, ich sah DICH in meinem Land.
Dies Land ist magisch, wild und schön -
drum hab ich DICH in ihm geseh´n.
Nun bist du endlich wieder hier -
nun sehe ich mein Land in DIR.
Schau´n deine Augen auf mich nieder,
erkenne ich die Teiche wieder,
und wenn wir nah beisammen sind,
erinn´re ich mich an den Wind;
spürt meine Wange deinen Kuss,
dann sehe ich vor mir den Fluss:
Voll von Energie und Kraft,
manchmal stumm und rätselhaft.
Greift deine Hand nach meiner Hand,
dann fühle ich in DIR das Land,
und wenn ich deine Hände spür´,
dann ist die Wildnis selbst bei mir:
Manchmal bedeckt von Nebelschleiern,
bereit zu großen Abenteuern
und dann geheimnisvoll verhüllt,
dann wieder offen, frei und wild,
voller Magie und Zauberkraft,
wie ein Orakel, rätselhaft,
unbeugsam im stärksten Wind,
schutzbedürftig wie ein Kind,
pulsierend, lockend immerzu -
so wie das Land ist, so bist DU.
Es war das Land, das dich erschuf -
und klingt von fern zu mir dein Ruf,
dann folg ich ihm, nichts kann mich halten,
durch Schluchten und Naturgewalten;
ich stelle mich den stärksten Winden,
nur, um dich irgendwo zu finden;
ich nehme Not und Schmerz in Kauf,
ich suche dich und geb nicht auf,
halt´ Ausschau nach geheimen Zeichen -
bei dir wird jeder Kummer weichen.
Dann sag ich dir, wenn er verschwand:
"Ja, ich sah DICH in meinem Land."
Ich hörte, sah und fühlte dich,
so warst du immer rings um mich;
selbst in der größten Einsamkeit
warst DU bei mir - die ganze Zeit.
DU hast mich durch das Land begleitet -
nun fragst du mich, was das bedeutet
und wie so etwas möglich ist?
WEIL DU FÜR MICH DIE HEIMAT BIST.
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