Serie "Leben am Limit"
Wenn's im Börsl knapp wird
Fakt ist: Viele Menschen verdienen trotz Vollzeitarbeit nach wie vor zu wenig, um gut leben zu können. Am Ende des Geldes ist oft noch viel zu viel Monat übrig.
BEZIRK GMÜND. Anhaltende Teuerung, aufgebrauchte Rücklagen: Viele leben "am Limit". Aus diesem Grund gibt es eine vierteilige Fortsetzung unserer 2023 ins Leben gerufenen Serie "Leben am Limit", in der wir wieder unterschiedliche Themen beleuchten.
Im Stich gelassen
Letztes Jahr haben wir mit Silvia H. gesprochen. Weil die Miete ihrer Wohnung, in der sie mit ihren zwei Kindern im jungen Teenageralter gelebt hat, um einiges erhöht wurde, musste sie eine günstigere Wohnung für sich und ihre Kinder suchen.
Wir haben nun erneut mit Silvia gesprochen und gefragt, wie es ihr heute geht. "Man jongliert sich quasi durch den Alltag. Alles ist teurer geworden", sagt die 40-Jährige, die Vollzeit berufstätig ist. Finanziell ist es oft knapp, jede Ausgabe muss gründlich überlegt werden.
"Es ist schon hart genug, Kinder allein großzuziehen. Wenn dann noch hohe Lebenshaltungskosten hinzukommen und man schauen muss, dass am Ende des Tages genug Geld zum Leben bleibt, ist das eine enorme Mehrfachbelastung."
Was sie sich wünschen würde? "Mehr Unterstützung für Alleinerziehende. Diese leben oft wirklich am Limit, bleiben aber auf der Strecke." Die Statistik gibt ihr Recht: Alleinerziehende, vor allem Single-Mütter, gehören laut Statistik Austria zu den am stärksten armutsgefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Schuldnerberatung boomt
Ganz genau 501 Beratungsgespräche wurden im Vorjahr in der Schuldnerberatung in Zwettl, die als Anlaufstelle für das gesamte Waldviertel dient, durchgeführt. Mit 280 an der Zahl gab es einen leichten Überhang (56 Prozent) an Männern, die das Angebot annahmen. Die Regionalstellenleiterin, Ingeborg Prinz, erklärt:
"Die Klientel der Schuldenberatungen hat insgesamt eine wesentlich geringere Schulbildung als die Gesamtbevölkerung. Bei den Klienten bis 30 Jahre ist der Anteil mit geringer Ausbildung besonders hoch: 50,5 Prozent hatten 2022 einen Pflichtschulabschluss, 5,9 Prozent hatten die Matura absolviert."
Eine damit leichter zustande kommende Arbeitslosigkeit würde mit der Schuldenfalle einhergehen. Der letzte Schuldenreport weist mangelnde Finanzbildung bzw. schlechten Umgang mit Geld, gescheiterte Selbstständigkeit oder eine Trennung als häufigste Gründe auf. Dem stimmt auch Prinz zu: "Die allgemeinen Trends spiegeln sich auch im Waldviertel wider."
Keine Frage des Alters
Die 30- bis 50-Jährigen machen nach wie vor die Hauptgruppe bei der NÖ Schuldnerberatung aus. Trotzdem gibt es auch Fälle von erst 17-Jährigen als auch von 87-Jährigen.
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