Gesuchter Staatsverweigerer 'stolperte' über nicht bezahltes Bier
Nach dem Freigang war "Terranier" nicht zurück gekehrt, in Gmünd klickten im Supermarkt die Handschellen.
GMÜND (pez/eju). Alles klang nach einem Routineeinsatz für die Polizei. Ein 51-jähriger gebürtiger Deutscher mit österreichischer Staatsbürgerschaft trank in einem Supermarkt in Gmünd eine Flasche Bier aus und wollte das Geschäft verlassen ohne zu bezahlen. Der Filialleiter rief die Polizei. Wie sich aber rasch herausstellte handelte es sich bei dem vermeintlich gewöhnlichen Ladendieb um einen zur Fahndung ausgeschriebenen Staatsverweigerer.
Flüchtiger Strafgefangener
Bezirkspolizeikommandat Wilfried Brocks erläutert die Umstände näher: "Der Mann saß wegen diverser Delikte in Wels im Gefängnis und verbüßte dort eine längere Haftstrafe, von der nur mehr wenige Monate übrig geblieben waren. Von einem Freigang war er schließlich nicht mehr in die Haftanstalt Wels zurück gekehrt." In Gmünd wurde ihm das Bier im Wert von 1,03 Euro zum Verhängnis.
Fantasie-Diplomatenpass
Der Mann mit Wohnsitz in Wels weigerte sich bei der Polizei zunächst, seine Identität preis zu geben, so Brocks weiter und legte nur seinen "Diplomatenpass" von der "Konföderation der freien Erde" (Terranier) vor. Außerdem hatte er einen Fantasie-Führerschein im Gepäck - einen echten besaß er nicht. Schließlich verriet er den Beamten doch, wer er war und das brachte ihn, weil gesuchter Häftling, umgehend wieder zurück hinter Gitter, diesmal nach Krems. In Wels war er seit seinem Verschwinden zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.
"Bin kein Freeman"
Bei der Einvernahme durch die Polizei bestritt der Mann trotz seiner Phantasie-Dokumente, einer staatsfeindlichen Bewegung anzugehören. Wegen Ladendiebstahls und Urkundenfälschung wurde der 51-Jährige bei der Staatsanwaltschaft Krems angezeigt und in die Justizanstalt Krems eingeliefert. Außerdem folgt noch eine Anzeige bei der BH Gmünd, weil er keinen gültigen Führerschein besaß. Das hinderte den Mann allerdings nicht, einen Mercedes zu lenken.
Zur Sache: Terranier
Bei "Terrania - Bündnis freier Menschen" handelt es sich um eine Spielart der Freeman-Bewegung. Das "Bündnis" ist seit 2010 aktiv. Wie in diesen Bewegungen üblich, wird den Menschen versprochen sich von staatlichen Strukturen lossagen zu können. Als Gründer gilt der Deutsche Jonathan J., der auch Führerscheine und Kennzeichen der "Terranier" verkauft. Ein ähnliches Vorgehen wie es der "Staatenbund Österreich" bis April 2017 betrieb, bis die Rädelsführer verhaftet wurden. In ihrer Staatsverleugnung gleichen die Terranier und Staatenbündler Bewegungen wie den "Freemen", dem "One People’s Public Trust" oder der "Reichsbürgerbewegung". Ebenfalls im April wurden die Anführer des OPPT-Gerichtshofes in Hollenbach zu teilbedingten Haftstrafen verurteilt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.