Theaterkritik
Mit Endlösungen ins Nirwana!

Sophia Pineschi und Natascha Mariacher | Foto: Projekttheater Hall
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  • Sophia Pineschi und Natascha Mariacher
  • Foto: Projekttheater Hall
  • hochgeladen von Michael Kendlbacher

Regisseur Kurt Benkovic und das Ensemble des Projekttheaters im Haller Sudhaus haben sich für ihr neues Stück die wahre Geschichte einer Serienmörderin aus dem 19. Jahrhundert einverleibt.

Beachtenswerte, engagierte Theaterkunst mit “Ende der Freiheit” im Projekttheater Hall.

Schon Dostojewski lässt seinen „Weltbeglücker“ Schigaljow in den „Dämonen“ sagen, dass das Gegenteil des absolut Schlechten nicht das absolut Gute sei- beide Versionen bergen den Keim zum Verbrechen. Diese Perspektive könnte ein Schlüssel zum Verständnis für das Handeln der Protagonistin in der folgenden Erzählung sein. Im Kammerspiel der jungen Autorin und Theater- wie Filmemacherin Sarah Milena Rendel kreist die Geschichte um die historisch belegte Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried. Grace, eine Drehbuchautorin, verfasst darüber ein Filmskript und will das Geschehen in die Jetztzeit übertragen. Dabei verfängt sie sich im Umgang mit den selbst erlittenen Verletzungen und Demütigungen in den düsteren Netzen der Story, welche ihr immer mehr Handlungsanleitung für eine Radikallösung liefert. Spielleiter Kurt Benkovic (Regieassistenz Tamara Kreis) treibt mit sicherer Hand das Geschehen in 9 Stationen mit den 3 Damen bzw. 3 Herren des offensichtlich spielbegeisterten Laienensembles zum Finale und intensiviert das Dramaturgische mithilfe Gesang und musikalischen Anleihen bei Ramstein und Italowestern. Sophie Pineschi ist eine Grace mit vielen Facetten, einmal verträumt, einmal wütend, einmal eiskalt kalkulierend – eine rachdurstige Verletzte, die ihre Sache zu Ende bringen will und dabei zugrunde gehen muss. Michael Wechselberger verkörpert überzeugend einen wahrhaftigen Kotzbrocken von Produzenten der Marke ICH-AG und Ehemann Nr. 1, zwar stereotyp gezeichnet, aber durchaus denkbar, Natascha Mariacher ist Kate, Sängerin und Schauspielerin, die mutig ihre Botschaften in einer Mischung aus Musicalklängen und liturgischen Rezitativen vorbringt. Hans-Peter Höllriegl ist der Softy-Ehemann Nr.2 Michael, der dann doch sehr herzlos seine Frau verlassen will. Gertraud Mair verkörpert klar und konsequent Graces Mutter Diana, Arthur Bliem glänzt in seiner Fast-Debüt-Rolle mit Eloquenz und schwerelosem Zugang zur Rolle Jesses, Graces Bruder. Auch ist er gleichzeitig als quasi „Herr des Hauses“ bei Bühnenbau und Lichtregie tätig. Eine solide und aufmerksam gespielte Vorstellung, ein begeistertes Premierenpublikum und ein zu Recht glücklicher Regisseur und Produktionsleiter Kurt Benkovic. Gespielt wird im „Theater im Sudhaus“ Hall, Haus Lobkowitz, Saline 15 bis zum Sonntag 26. März 2023.

Eine Theaterkritik vom Peter Teyml


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