„Bauland wird bei uns nie billig werden“

Die Landesregierung hofft, dass in Zukunft in Tirol mehr gebaut wird, weil Baugründe billiger werden.
  • Die Landesregierung hofft, dass in Zukunft in Tirol mehr gebaut wird, weil Baugründe billiger werden.
  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

Viele Grundstücke sind seit Jahren als Bauland gewidmet, die Eigentümer sind aber weder bereit zu bauen noch zu verkaufen, das mangelnde Angebot führt zu Rekordpreisen für Baugrund in Tirol. Ein neues Gesetz soll Bewegung in den Grundstücksmarkt bringen, die Bürgermeister sind aber skeptisch!

TIROL (sf). Viele Eigentümer betrachten ihre Baugründe offensichtlich als Wertanlage, die extrem sicher ist, für beständigen Wertzuwachs sorgt und fast keine Kosten verursacht. Die Kosten für die Erschließung (Zufahrtsstraße, Kanal- und Wasseranschluss) fallen erst an, wenn tatsächlich gebaut wird. In Zukunft soll ein Teil der Erschließungskosten schon einige Jahre nach der Baulandwidmung gezahlt werden, auch wenn gar nicht gebaut wurde. Die Kosten sollen Eigentümer dazu bewegen, die ungenützten Grundstücke zu verkaufen, der Markt soll dadurch belebt werden und Baugrund billiger werden. Allerdings sieht der Gesetzesentwurf der Tiroler Landesregierung vor, dass es jeder Gemeinde überlassen wird, ob sie den vorzeitigen Erschließungsbeitrag einhebt oder nicht. „Das Gesetz soll unbedingt landesweit gelten“, fordert der Rumer Bgm. Edgar Kopp (SPÖ), „wenn nur in einzelnen Gemeinden mehr Baugrund auf den Markt kommt, dann gibt es dort vielleicht einen Bauboom und hunderte neue Bürger ziehen auf einmal zu. Damit ist eine Gemeinde überfordert. Der vorzeitige Erschließungsantrag soll überall oder gar nicht kommen. Entweder hü oder hott.“

Auch der ÖVP-nahe Thaurer Bürgermeister Konrad Giner ist mit der Wahlmöglichkeit der Gemeinden nicht glücklich: „Das ist typisch, dass unangenehme Entscheidungen auf die Bürgermeister abgewälzt werden sollen. Das neue Gesetz führt möglicherweise wirklich dazu, dass mehr Grundstücke angeboten werden. Ich bin aber auch dafür, dass es Familien erlaubt sein sollte, Grundstücke für ihre Kinder in Reserve zu halten, ohne deswegen die neue Abgabe zahlen zu müssen.“

Äußerst vorsichtig argumentiert Bgm. Josef Kofler aus Sistrans: „Der vorzeitige Erschließungsbeitrag sollte nur eingehoben werden, wenn die Gemeinde schon Geld für Infrastruktur wie Straßen oder Kanal ausgegeben hat. Außerdem glaube ich nicht, dass die Abgabe viel am Verhalten der Grundeigentümer ändert. Baugründe in Sistrans sind sehr wertvoll, wegen ein paar tausend Euro Gebühr verkauft man nicht.“

„In Absam würde sich nicht viel verändern, es gibt keine großen unbebauten Baugründe bei uns, schon meine Vorgänger waren beim Widmen sehr restriktiv und das ist in Absam auch unter meiner Führung so“, erklärt Bgm. Arno Guggenbichler.

In schönen Lagen in Thaur und Absam werden Baugründe zu Preisen von über 550 Euro gehandelt. Beim sozialen Wohnbau zahlt man aber nur Preise von ca. 220 Euro. In Zukunft sollen Gemeinden bei große Grundstücken, die seit mehr als 15 Jahren als Baugrund gewidmet sind und wo bisher nicht gebaut wurde, die Hälfte in Vorbehaltsflächen für den sozialen Wohnbau umwidmen dürfen. Dadurch würde mehr Grund für sozialen Wohnbau zur Verfügung stehen, auf der anderen Seite würden die Eigentümer einen Wertverlust erleiden.

„Wenn wir für sozialen Wohnbau ein Grundstück brauchen, können wir ja dafür Agrargrund umwidmen, das hat bisher eigentlich immer funktioniert“, stellt Bgm. Kopp diese Gesetzesänderung in Frage. Lieber wäre es Kopp, die Gemeinde würde einen Teil des Gewinns bekommen, den Grundeigentümer durch Umwidmungen und Verkäufe einstreichen.

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