Nur Abzocke von Patienten

„Einkommensschwache bleiben wieder auf der Strecke“:  TGKK-Obmann Michael Huber will die Mithilfe der Zahnärztekammer.
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Seit Jahren kämpft die Tiroler Gebietskrankenkasse um einen neuen Leistungskatalog für die Patienten im Rahmen des Projektes „Zahn neu“, die TGKK führt hier die Verhandlungen mit dem Hauptverband. Die Tiroler Zahnärztekammer stehe viel zu wenig hinter diesem Ansinnen, kritisiert TGKK-Obmann Huber. Die Kammer ist verwundert.

TIROL. Sie kennen das sicher: Am Backenzahn muss eine Füllung angebracht werden, nach der Arbeit des Zahnarztes werden Sie zur Kassa gebeten. Zwischen 30 und 50 Euro sind fällig, aus eigener Tasche. Begründung: Die Krankenkasse bezahle die weißen Füllungen nicht, nur das Amalgam.

Neuer Leistungskatalog seit Jahren gefordert
Die TGKK kämpfe schon seit Jahren, um diese Füllungen zu bezahlen. Und zwar zur Gänze. „Wir wollen einen neuen Leistungskatalog mit der Zahnärztekammer vereinbaren, haben das Projekt ‚Zahn neu‘ entwickelt und stehen somit mit der Österreichischen Zahnärztekammer in zähen Verhandlungen, um eine bessere Versorgungsqualität der Patienten zu erreichen. Darin würde die Bezahlung der weißen Füllungen, aber auch die Kosten für Zahnregulierungen von Jugendlichen übernommen“, erklärt Michael Huber, der Obmann der TGKK, die Situation.

Diese Forderung liege schon seit Jahren am Tisch. „Bereits mein Vorgänger wollte hier eine neue Regelung erreichen, bisher ohne Erfolg“, sagt Huber. Er spricht hier „von einer Abzocke der Patienten, die aufhören muss.“

Für das Budget der TGKK wären diese Kosten kein Problem. „Der Preisunterschied zwischen den Füllungsarten ist nicht sehr gravierend, bei der Zahnregulierung sind dadurch die Folgekosten im späteren Verlauf geringer. Aber viele einkommensschwache Familien können sich diese teure Regulierung momentan nicht leisten und bleiben somit wieder auf der Strecke“, kritisiert Huber.

Ebenfalls sei der festsitzende Zahnersatz (Kronen) in Tirol viel zu teuer. „Es scheint nicht erwünscht zu sein, dass jemand günstiger anbietet. Obwohl dann die Wertschöpfung im Land bliebe und nicht etwa nach Ungarn fließen müsste“, sagt Huber zu den durchaus einheitlichen hohen Kosten in Tirol. „Dabei wären viele Zahnärzte hier bereit einzulenken, aber es nützt nichts, wenn sich die Kammer verweigert“, weiß Huber.

Kammerpräsident Kopp kontert
„Mit großer Verwunderung nehmen wir diese Aussagen Hubers zur Kenntnis, der entweder die Rechtslage nicht kennt oder bewusst eine unrichtige Darstellung abgibt“, ärgert sich der Tiroler Zahnärztekammerpräsident Dr. Wolfgang Kopp zur Aussage Hubers. Laut Kopp gebe es keinen Tiroler Honorarkatalog, diesen bestimme nur der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und die Österreichische Zahnärztekammer. „Diese Leistungen bestimmt nicht die TGKK und auch nicht die Tiroler Zahnärztekammer“, erklärt der Präsident.

„Dabei könne die TGKK ihren Versicherten freiwillig höhere Zuschüsse für weiße Füllungen im Seitenzahnbereich gewähren“, äzt Kopp. „Der Vorwurf der Abzocke muss wohl allen Zahnärzt­Innen die Zornesröte ins Gesicht treiben, aber für teilweise absurd niedrige Kassentarife. Wir müssen als Dienstgeber für 1200 DienstnehmerInnen unsere Betriebe effiezient führen“, sagt Kopp an die Adresse Hubers.

Keine Unterstützung von Kopp in der Zahnärztekammer
TGKK-Huber kann diesen Aussagen von Kopp nichts abgewinnen. „Tatsache ist, dass die TGKK die Verhandlungen als Projekterfinder von ‚Zahn neu‘ für ganz Österreich führt und der Tiroler Kammerpräsident bisher keinerlei Unterstützung für unsere neuen Leistungsangebote erkennen lässt. Weil mit seinem Gewicht in der Österreichischen Zahnärztekammer könnte Kopp sehr wohl die Verhandlungen zum Wohl der PatientenInnen beschleunigen“, ist sich Huber sicher.
Sieghard Krabichler

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„Unkenntnis der Rechtslage“: Zahnärztepräsident Dr. Wolfgang Kopp | Foto: privat
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