Steinmetzkultur mit Geschichte
Bildhauerkunst im Hernalser Baujuwel
Die Steinmetzkultur hat in Hernals eine lange Geschichte. Diese wird von Reinhard Winter fortgeführt.
WIEN/HERNALS. Eines der größten Bauprojekte in der Stadtgeschichte Wiens war die Errichtung der Ringstraße und ihrer Prachtbauten. Baustart war rund um das Jahr 1860. Viele Steinmetzbetriebe wirkten in den folgenden Jahren am Bau der berühmten Gebäude mit. Auf dem Gelände des heutigen "arteum", das Atelier von Bildhauer Reinhard Winter, befand sich damals der Betrieb des Stadt-Steinmetzmeisters Johann Lichtenecker. Im Jahr 1872 entstand vis à vis der Hernalser Friedhof.
Das Unternehmen Lichtenecker war über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Es verfügte damals über drei Standorte: Der Firmensitz war in der Hernalser Hauptstraße 98 beheimatet. Weiters gab es eine Filiale beim Ottakringer- und eine beim Hernalser Friedhof. Wie ein altes Bild zeigt, ist das Hauptgebäude in Hernals aus der damaligen Zeit bis heute erhalten. Im jetzigen Skulpturengarten befinden sich noch einige Originalsteinblöcke von damals.
Zentrum der Bildhauerkunst
An diesem Standort residierte bis 1998 der Nachfolger von Lichtenecker, ebenfalls ein klassischer Steinmetzbetrieb. Von ihm übernahm Reinhard Winter das Grundstück und baute hier sein Refugium der Bildhauerkunst auf, wo er nicht nur seine bildhauerischen Projekte verwirklicht, sondern sogar sein vielseitiges Wissen bei regelmäßig stattfindenden Kursen an interessierte Schüler weitergibt. "Ich besitze noch Originalwerkzeuge, wie Steinsägen und diverse Meißel, und auch Musterarbeiten aus dieser Ära", berichtet der Bildhauermeister stolz.
Bei einem Besuch seiner Werkstätten und des Skulpturengartens entdeckt man die schweren Sandsteinblöcke, die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte eine würdige Patina angesetzt haben. "Diese Rohblöcke aus Kalksandstein stammen noch aus jener Epoche, in der die Ringstraßenbauten errichtet wurden", erklärt Winter.
Bei der Betrachtung dieser Steinblöcke begibt man sich auf eine Zeitreise, bei der man erahnen kann, wie schwer sich damals der Transport solcher tonnenschweren Blöcke ohne Hebemaschinen gestaltet haben muss.
In und rund um Wien gab es im 19. Jahrhundert zahlreiche Steinbrüche, in der Schwarzenberg-Allee beispielsweise gab es Brüche für Quarzsandstein, aus dem Stufen gefertigt wurden. "Die Spuren und die Tradition des alten Bildhauerhandwerks werden mich immer faszinieren", so Winter begeistert. Das und vieles mehr gibt der Meister im "arteum" weiter.
ZUR SACHE
arteum: Zentrum für Bildhauerei
Schultheßgasse 8, 1170 Wien
Tel:0676/635 05 04
www.arteum.at
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