„Das Geldsystem hat uns versklavt“
Der Anzbacher Philosoph Bernhard Kreutner fürchtet Zusammenbruch des Gesellschaftssystems
REGION WIENERWALD/TULLN (wp). Seit seinem Studium beschäftigt sich Bernhard Kreutner mit dem Thema Macht und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Seine Sorge um das politische und wirtschaftliche System hat der gebürtige Tiroler, der lange im Bezirk Tulln ein bekanntes Fitnesszentrum führte, und nun im Wienerwald lebt, in einem spannenden Polit-Thriller zu Papier gebracht. Mit seinem prominenten Bruder und dessen Tätigkeit als Leiter der Anti-Korruptions-Akademie in Laxenburg will er nicht verglichen werden. „Wir sind beide völlig eigenständig und sehen uns sehr selten“, so Kreutner. Trotzdem verbindet beide wohl die kritische Distanz zu und das Hinterfragen von Macht und deren Missbrauch. In seinem Buch „Geld stinkt“ (Eigenverlag) übt Kreutner Systemkritik am korrupten Geldnetzwerk, dem auch der US-Präsident zum Opfer fällt. Was ihn als Autor angetrieben hat? „Die Erklärungen der Weltwirtschaftskrise durch Wissenschafter versteht Otto Normalverbraucher nicht“, so der promovierte Philosoph und Politikwissenschafter, „ich dachte mir, mit einem Roman kann man vielleicht einige Mechanismen besser beleuchten.“ Warum das so drastisch ausgefallen ist? „Man muss aufrütteln. Wir sind ja alle durch das Geld-Schuldsystem versklavt, und das nur, weil Nachdenken und Hinterfragen offenbar zu anstrengend ist oder vermieden wird.“
Allerdings, so Kreutner, bliebe einem manchmal nichts Anderes übrig. „Es ist nur die Frage, wie weit man sich vom Konsumterror vereinnahmen lässt“, so der Buchautor. „Es ist beklemmend, dass man Milliarden Dollar in Rettungspakete von Banken steckt, aber 180 Millionen Euro, die man heuer für die Rettung von Menschen vor dem Hungertod in Afrika benötigt hätte, nicht aufbringt.“
Kreutner glaubt, dass sich das derzeitige Gesellschaftssystem nicht mehr reformieren lässt. „Es wird zusammenbrechen. Auch bei uns sind bürgerkriegsähnliche Zustände vorstellbar.“ Eine Chance gegen den Crash sieht er in der Umwandlung der Gesellschaft zu Kleinstrukturiertheit. Österreich sei hier durch das Vereinswesen, etwa bei freiwilligen Diensten, wie Rettung und Feuerwehr, gar nicht so schlecht aufgestellt. Und wenn auch die Gemeinden ihre Kleinstrukturiertheit pflegten, gebe das Hoffnung.
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