Im Namen Allahs in der Stadt unterwegs
ST. PÖLTEN (wp). Eigentlich wollen die drei jungen Muslime, die am vergangenen Sonntag mit ihrem „Info-Stand“ am Riemerplatz Aufstellung nahmen, Vorurteile gegenüber dem Islam abbauen. Spricht man mit ihnen, werden sie aber genau jenen Klischees gerecht, gegen die sie vorgeben, zu kämpfen.
Da nutzt auch die professionelle und betonte Höflichkeit nichts. Mahmut, Abdurachman und Markus treten für Gerechtigkeit, Recht und Ordnung ein, erachten diese aber nur mit der „Scharia“, der muslimischen Rechtssprechung, durchsetzbar. Und das auch in Europa. Dass Rechtssprechung keine religiöse Angelegenheit ist und Religion grundsätzlich eine Privatsache, wollen sie nicht akzeptieren.
"Österreich ist fair!
Allerdings erachten die drei die österreichische Demokratie als „relativ fair“, im Gegensatz zu jenen in muslimischen Staaten, deren Politiker sie als zum Teil „verbrecherisch“ ansehen. Keinem einzigen muslimischen Staat würden sie Vorbildwirkung zubilligen. Die iranischen Schiiten bezeichnen die jungen Sunniten gar „als Ungläubige“, dem Staat Israel sprechen sie das Existenzrecht ab.
"Frauen nur mit Schleier"
Und natürlich seien sie, wie sie sagen, für die Verschleierung der Frauen, da sie ohne dieses Kleidungsstück zu verführerisch für die Männer wären. Dass dies ein Eingriff in die Selbstbestimmung von Menschen ist, scheint ihnen egal zu sein.
Gestrandete
Die drei, die sich fotoscheu geben, sind Gestrandete. Markus, ein gebürtiger Österreicher, fand erst nach Drogen- und anderen Delikten im Gefängnis zum Islam und sieht dies als sein Heil an, um irgendwann im „Paradies“ zu landen. Abdurachman, ein langbärtiger Russe aus St. Petersburg, kam über die Zwischenstation der Zeugen Jehovas zum Propheten Mohammed und verdient sich sein Geld mit der Herstellung und dem Handel von Ölen. Mahmut ist ein in Österreich lebender, dreißigjähriger Türke ohne Arbeit, der, wie er sagt, die österreichische Staatsbürgerschaft bisher ablehnte.
Die drei Jungmuslime sind keine Scharfmacher, aber sie sind indoktriniert und verblendet. Sie suchen Halt in einer religiös fundierten Gesellschaftsform, die ihnen andere als lebenswert beschrieben haben.
meinbezirk.at/noe
Bildung gegen totalitäre Sehnsüchte
(KOMMENTAR)
Würden die jungen Muslime, die jüngst am St. Pöltner Riemerplatz dem Abbau von Vorurteilen gegenüber dem Islam das Wort redeten, von heute auf morgen in einem islamistischen Staat mit "religiöser Gesetzgebung" leben, wäre es auch für sie bald mit den Freiheiten, die sie hier genießen, vorbei. Dass sie dennoch gesetzliche Strenge fordern und anderen Menschen die Selbstbestimmung absprechen, zeugt von einem gewissen Masochismus. Sie sehnen sich nach der starken Hand und einem, der alles und jeden Lebensbereich für sie regelt und ordnet. Wie sich Bilder doch ähneln! Solche Tendenzen finden wir gehäuft bei extrem rechten Anhängern, etwa auch von HC Strache & Co. Daher ist Bildung das wichtigste Gegenmittel gegen derartige Auswüchse. Damit erweitern sich in der Regel der Horizont und die Bereitschaft, die Umwelt im Anderssein zu akzeptieren, aber auch die Fähigkeit, sich ohne die "starke Hand" selbst zu organisieren.
Kontakt: wpelz@bezirksblaetter.at
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