Mit Gasthaus kamen die "Prügel"
Schrebergartensiedlung und Tierfriedhof: Martin Lampl hat Ideen, mit denen er die Meinungen entzweit.
WILHELMSBURG (jg). Die einen fürchten um das Naherholungsgebiet im Kreisbachtal. Andere verweisen auf rechtliche Rahmenbedingungen, die es einzuhalten gelte, und sprechen von "persönlichen Befindlichkeiten" und "politischem Kleingeld". Der Fall ging durch sämtliche Medien und erhitzt Gemüter, obwohl es sich auf den ersten Blick um eine scheinbar friedliche Kleingartensiedlung und einen Tierfriedhof handelt, die Martin Lampl im Kreisbachtal errichten will.
Wer ist dieser Mann, der mit seinen Vorhaben für hitzige Diskussionen sorgt? Lampl ist 45, Familienvater, gelernter Koch, arbeitete bei der Post, war Küchenchef in Dürnstein und Ottenstein und früher im Waldviertel als Gemeinderat aktiv. "Ich fühle mich als Prügelknabe der Nation", sagt er heute, während er in seiner Schlosstaverne steht. Hinter ihm ein alter Ofen, über ihm eine geschnitzte Tramdecke aus dem 17. Jahrhundert. "Hätte ich gewusst, dass es so viele Probleme mit sich bringt, hätte ich das Gasthaus nicht übernommen." Widrigkeiten, die auf Lampls Rücken ausgetragen werden, gehen nämlich über die Schrebergartensiedlung und den Friedhof hinaus.
Anwesen in Familienbesitz
In den frühen 2000ern war Lampls Onkel auf der Suche nach einem Nachfolger, der das Traditionsgasthaus mitsamt dem Anwesen übernehmen sollte. Erst war dies für Lampl kein Thema, doch 2004 stimmte er zu und gab den Forderungen seines Onkels nach: Lampl, dessen Mutter aus dem Hause Lampl stammte und früh verstorben war, ließ sich von seinem Onkel adoptieren und nahm den Mädchennamen seiner Mutter an. Das Anwesen blieb damit im Familienbesitz, was laut Lampl einigen ein Dorn im Auge gewesen sein dürfte. Denn Pläne sahen für das Gebiet mit Wohnungen und Infrastruktur eine "Stadt in der Stadt" vor.
42 Gerichtsverhandlungen
Lampl wurde mit der Übernahme unter anderem Erbschleicherei vorgeworfen. Als sein Onkel und späterer Adoptivvater starb, musste dieser obduziert werden, weil es hieß, Lampl habe ihn vergiftet. Die Vorwürfe zogen Gerichtsverhandlungen nach sich.
Bis dato war Lampl, der als Motiv für die Vorwürfe gegen ihn Neid vermutet, in 42 Prozesse involviert. 2011 stand er vor dem finanziellen Ruin. "Ich wollte nicht mehr", sagt er. Doch Lampl fasste neuen Mut und entwickelte trotz aller Unkenrufe neue Ideen: Ein Tierfriedhof und eine Schrebergartensiedlung. Er spricht von Arbeitsplätzen, die damit geschaffen würden und erzählt von St. Pöltnern, die ihre verstorbenen Tiere in Wäldern vergraben. Über das politische Geplänkel mit falschen Beschuldigungen und Angriffen gegen seine Person ärgert er sich. "Als Genugtuung" freue er sich auf den Tag, "an dem alle Streitigkeiten vorbei sind", sagt er. Wann wird dieser Tag kommen? "Wenn der erste zufriedene Schrebergärtner seinen Garten bestückt und das erste Tier am Friedhof eine bleibende Stätte der Erinnerung gefunden hat."
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