Skandal um Allee: Baumtod für Profit

Anna Murschenhofer erinnert sich noch gut an das Jahr 1955, als die Allee vor ihrem Elternhaus gepflanzt wurde. | Foto: Markus Berger
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Anrainerproteste konnten 26 Bäume nicht mehr retten. Der Lagerhaus-Chef ließ die Gemeinde-Linden für einen Verkauf umschneiden.

NEULENGBACH (mh). Anna Murschenhofer kann es noch immer nicht fassen: "26 völlig gesunde Linden sind gefällt worden." Gemeinsam mit 50 Mitstreitern hatte sich die Bewohnerin der Uferstraße für die Rettung der alten Allee zwischen Schulgasse und Klosterbergstraße eingesetzt. Vergeblich. Seit vergangener Woche säumen nur noch Baumstümpfe die Große Tulln. Für Karl Gfatter, Obmann des "Wasserverbands Große Tulln", ein notwendiger Schritt: "Sachverständige haben die Bäume bei einem Lokalaugenschein als 'bedenklich' eingestuft. Es gab eine Anzeige, und ein Rechtsanwalt hat per eingeschriebenem Brief darauf hingewiesen, dass die Bäume brüchig sind und dementsprechend gehandelt werden muss. Wenn sie umfallen und etwas beschädigen, haftet der Wasserverband als Grundeigentümer dafür."

Zweifel an Brüchigkeit
Für Murschenhofer kann keine Rede von Brüchigkeit sein: "Ich habe die Schnittfläche jedes Stamms fotografiert. Die Bäume waren alle gesund. Die Gutachter müssen zur Verantwortung gezogen werden, damit so etwas nie wieder passiert." Bereits in einem Schreiben aus den Jahr 2009 ersuchte Bürgermeister Franz Wohlmuth (ÖVP) den Wasserverband, die erforderlichen Kontroll- und Pflegemaßnahmen durchzuführen. Dürre und abgestorbene Äste seien aber in all den Jahren nicht ausgeschnitten worden, sagt Anna Murschenhofer. "Für Gfatter gab es kein 'Ausschneiden', sondern nur ein 'Umschneiden'." Pikantes Detail am Rande: Das wertvolle Lindenholz wurde innerhalb kürzester Zeit weggebracht und an das Raiffeisen-Lagerhaus Tulln-Neulengbach verkauft. Dessen Obmann heißt Karl Gfatter.

Wird man aus Schaden klug?
KOMMENTAR: M. Holzmann
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde in der Danckelmannallee die prächtige Rosskastanie umgeschnitten, die Egon Schiele als Vorlage eines Bildes diente. Sie sei ein "Sicherheitsrisiko", meinte damals Neulengbachs Bürgermeister Franz Wohlmuth lakonisch. Ein Jahr später wurde nun in der Uferstraße eine ganze Linden-Allee mit der gleichen Begründung ein Opfer der Axt. Abgesehen von der schiefen Optik, die durch die Tatsache entsteht, dass Wasserverbands-Obmann Karl Gfatter dem Lagerhaus-Obmann Karl Gfatter wertvolles Lindenholz zum Kauf angeboten hat, stellt sich eine andere Frage: Sollen wir uns nun endgültig kampflos einer exzessiven Schadenersatz-Rechtsprechung ergeben, in der kein Platz mehr für höhere Gewalt ist? Eine Welt, in der sich alle pausenlos gegenseitig verklagen, klingt wenig erstrebenswert, wenn man nicht als Rechtsanwalt seine Brötchen verdient.

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