Synagoge: Sensationsfund im Netz
Historikerin Martha Keil fand einzigartiges Foto, das den unzerstörten Innenraum der St. Pöltner Synagoge zeigt. Sie lädt zur Ausstellung "Gott und Kaiser" von 13. November 2013 bis 27. April 2014 in den ehemaligen Stadttempel in die Prandtauerstr. 2.
ST. PÖLTEN (wp/01. Oktober, 2013). Eine kleine Sensation gelang Martha Keil. Auf der Homepage von Centropa, einer Plattform von Historikern, Filmemachern, Journalisten und Pädagogen, die "jüdische Erinnerung" bewahren wollen, fand sie ein Schwarz-Weiß-Foto, das ihr höchstes Interesse weckte. Es zeigte den vermeintlichen Thoraschrein der Salzburger Synagoge. Allerdings erkannte die vom Forschergeist gepackte Historikerin bald, dass dies falsch ist. Denn die Umrisse des Schreins, in dem die Thora – der erste Teil der hebräischen Bibel mit den zehn Geboten – aufbewahrt wird, erinnerten sie an ein anderes Gotteshaus. Als sie die St. Pöltner Synagoge betrat, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Das Bild auf Centropa zeigte den Altarraum der St. Pöltner Synagoge, wahrscheinlich in den 30er-Jahren vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten aufgenommen.
Jahrelang war man auf der Suche nach erhaltenen Bildern, die den originalen Zustand dieser Stätte zeigen, gewesen. "Das ist ein einzigartiges Bild, ich bin wirklich sehr froh, dass wir nun in etwa wissen, wie es hier einmal ausgesehen hat", ist Keil begeistert. Sie will weitersuchen.
Auf der Suche nach Fundstücken aus der Synagoge
Nicht nur nach Fotos, sondern vor allem nach Gegenständen, die einst die Synagoge schmückten. "Als die Nazis hier wüteten, verschwand alles, was nicht niet- und nagelfest war", erzählt die Historikerin. "Vermutlich lagern noch irgendwo Gegenstände aus der damaligen Zeit auf Dachböden. Vielleicht finden sich ja auch bei Antiquitätenhändlern derlei Erinnerungsstücke." Man sei bereit, auch Exponate zu kaufen, etwa Kerzenhalter, Thorarollen, Vorhänge, samtbestickte Thoramäntel.
Bis in die 80er-Jahre befand sich der Tempel in zerstörtem Zustand. 1970 sollte er gar abgerissen werden. Erst 1980 machte man sich an die Restaurierung der einzigen Synagoge dieser Größe in Niederösterreich.
Auf der Homepage von www.centropa.org/de fand Keil das Foto
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"Für Gott und Kaiser"
Mit einer interessanten Ausstellung wartet das Institut für jüdische Geschichte in Österreich in St. Pölten im Stadtmuseum in der Prandtauerstraße 2 auf, die ab 13. November zu besichtigen ist. "Gott und Kaiser. 100 Jahre ehemalige Synagoge St. Pölten". Eröffnung um 19 Uhr
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